In Sparkassen werden zwar durchaus ernste Geschäfte abgeschlossen, denn mit Geld spielt man bekanntlich nicht, aber dennoch geschehen auch hier kuriose Dinge.
Erwähnte ich das letzte Jahrtausend? Das ist für diese Geschichte sehr wohl wichtig, da es damals üblich war, die einzelnen Geschäftszweige an den Schaltern strikt zu trennen. So gab es einen Schalter nur für Einzahlungen, der vom Schalter für Auszahlungen getrennt war. Handlungen, die nichts mit Bargeld zutun hatten, wurden an einem separaten Schalter durchgeführt.
So wurde ich nun beauftragt, für die Handkasse Kleingeld bei besagter Sparkasse zu tauschen. Im Schalterraum überlegte ich kurz, ob Geld zu wechseln Einzahlung oder Auszahlung sei. Nach Prüfen der Schlangen vor den einzelnen Schaltern, entschied ich mich für Einzahlung, da dort nur drei Kunden vor mir waren.
Als ich an der Reihe war, brachte ich meinen Wunsch vor.
„Guten Tag, bitte zwei Rollen Groschen (10 Pfennigstücke).“ Und legte 10 Markt auf den Tresen.
Statt mir das gewünschte zu geben, fragte sie von welchem Geschäft ich denn käme und wie die Kontonummer meines Chefs wäre. Da ich ihr zwar sagen konnte, wie mein Arbeitgeber hieß, aber die Kontonummer nicht geben konnte, wollte sie mich schon wegschicken. Da fiel mir zum Glück ein, dass ich noch ein Sparkassenbuch hatte.
„Die Kontonummer bitte.“
„Die weiß ich nicht auswendig“, antwortete ich irritiert. „Können Sie nicht im Computer nach schauen?“
Nein, das könne sie nicht, aber ich solle an den Schalter gegenüber gehen, dort wäre man in der Lage, die gewünschte Information zu beschaffen. Also begab ich mich auf die andere Seite und stellte mich am Schalter an. Es dauert ziemlich lange, aber es war ja Arbeitszeit. Der junge Bänker war sehr hilfsbereit und konnte mit Name und Anschrift meine Kontonummer ausfindig machen. Freundlicherweise schrieb er sie mir auf einen Zettel und nannte mir sogar noch den aktuellen Kontostand. Mit dieser Auskunft stellte ich mich voll des Heilgengeistes erneut bei Einzahlung an. Diesmal waren nur zwei Kunden vor mir.
Voller Stolz präsentierte ich ihr meine Kontonummer. Sie tippte etwas in ihren Computer, wendete sich mir zu und sprach: „Sparbuchkunden bekommen kein Hartgeld gewechselt.“
Ungläubig starrte ich sie an. Warum hatte sie mich denn dann meine Nummer ausfindig machen lassen? Darauf hatte sie keine Antwort, Groschen bekäme ich jedenfalls keine. Also ging ich wieder auf die andere Seite zu den netten jungen Mann. Als ich an der Reihe war, erinnerte er sich natürlich an mich.
„Sie haben so nett meine Kontonummer herausgesucht“, flötete ich, „da ihr mir kein Geld wechselt, sehe ich nicht ein, dass ich euch mein Geld zur Aufbewahrung gebe. Ich möchte mein Konto kündigen.“ Nun hatte er eine Gesichtsentgleisung. Schaute kurz in die Kontoinformation.
„Das Konto hat eine einjährige Kündigungsfrist. Möchten Sie das Konto wirklich auflösen?“
„Sicher“, antwortete ich, „machen Sie bitte alles fertig, in einem Jahr komme ich wieder und hole mein Geld ab.“ Ich lächelte und rauschte davon.
Ich erinnerte mich an einen Ausspruch meiner Großeltern, die eine Bäckerei besaßen.
„Wir haben eine Übereinkunft mit der Sparkasse. Die Sparkasse verkauft keine Brötchen und wir wechseln kein Geld.“
Nun denn, Geld wird in Sparkassen schon lange nicht mehr gewechselt.