Irgendwie waren wir für unsere Kurzhaarfrisur bei einem irakischen Barbier gelandet. Meine Mitbewohnerin wurde vom Herrenfriseur bedient, während mir die Damenfriseurin die Haare schnitt. Ok, an einen Bixiecut trauten sich die Herren nicht heran, aber dies ist eine andere Geschichte.
Es war mal wieder Samstag und unsere Haare wallten, was man bei einer Kurzhaarfrisur so wallen nennt, wieder um den Kopf. Es war reichlich viel los, so gingen wir wieder los und machten unsere anderen Besorgungen. Zur verabredeten Zeit waren wir zurück, doch die Situation hatte sich nicht wirklich verbessert, doch wir entschieden uns zu warten. Und was gab es zu beobachten.
Da waren diese drei Jungs vermutlich sieben, zehn und zwölf Jahre alt. Sie hatten reichlich schwarze Locken auf dem Kopf und eine Frisur war nicht wirklich zu erkennen. Bei dem Siebenjährigen setzte der Barbier beherzt die Schermaschinen an und ratzfatz waren die Locken verschwunden. Nun denn, eine Frisur war immer noch nicht zu erkennen. Vermutlich hieß hier die Devise, Hauptsache kurz und es sollte lange dauern, bis ein erneuter Besuch beim Barbier fällig wäre. Je älter die Jungs wurden, umso mehr Mühe machte er sich. Beim Ältesten wurde sogar ein Scheitel mit dem Rasierer gezogen und mit Gel und anderen Mittelchen nachgeholfen, um die Haare in eine gewisse Form zu bringen.
Aber die eigentliche Attraktion war das Pärchen, das dann den Barbershop betrat. Sie war zu grell geschminkt und ihre Kleidung wirkte billig und nuttig. Er schaute sich gehetzt um und registrierte die vielen wartenden männlichen Kunden. Mit Argusaugen wachte er eifersüchtig über seine Frau, als dieser von der Hilfsfriseurin die Haare geglättet wurden. Meine Mitbewohnerin hegte den Verdacht, dass er einen der Kerle, als solche hätte er die Kunden gewiss bezeichnet, an die Gurgel gegangen wäre, wenn er nur einen verdächtigen Blick auf seine Tussi geworfen hätte. Je länger das Glätten der Haare dauerte, umso angespannter wurde er. So war er nicht mehr in der Lage, auch nur einen Moment länger bei einer gepflegten Tasse Tee auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Also stellte er sich mitten ins Ladenlokal, um alles im Blick zu haben, damit ihm bloß nichts entginge, was die Unversehrtheit seiner Begleiterin beeinträchtigte. Es war daher auch selbstverständlich, dass er sich erst entspannte und beruhigte, als er endlich seine Frau mit geglätteten Haaren in Empfang nehmen konnte. Selbstredend zahlte er und rauschte davon. Seine Angetraute zockelte vier Schritte hinter ihm her. Vorbei war sein Beschützerinstinkt.