Meine Mitbewohnerin und ich waren bei unserer Lieblingsbeschäftigung, Balkon sitzen und Kaffee trinken, als ihr Handy den Eingang einer Nachricht signalisierte. Sie schaute und war irritiert.
„Was ist los?“ Fragte ich sie interessiert.
„Eine Sprachnachricht von Hijo (Also der Sohn von la Señora)“, erwiderte sie und spielte sie laut ab. Meine Spanisch Kenntnisse gehen ja bekanntlich gegen Null, aber hier wurde ich eines jungen Mannes gewahr, der sichtlich genervt, abgehetzt und vor allem total überfordert war.
„Er ist im Baumarkt und soll für seine Mutter Farbe kaufen. Er weiß aber gar nicht welche.“ Übersetzte meine Mitbewohnerin den Redeschwall.
„Also weiß er nicht welche Farbe (Art) oder welche Farbe (Ton) er kaufen soll?“ Spezifizierte ich das Problem genauer.
Meine Mitbewohnerin stutzte, ehe sie mir zustimmte, doch bevor sie antworten konnte, kam eine weitere Nachricht rein, die sie aufmerksam las und dann beantwortete.
„Das war la Señora, sie schreibt, dass ihr Sohn im Baumarkt ist, Farbe kaufen.“
Sie tippte wieder.
„Sie hoffe, er kauft weiß... Aber das weiß er noch nicht.“
Sie beschäftigte sich wieder mit dem Handy. Danach nahm sie eine Sprachnachricht auf, die mir reichlich spanisch vor kam.
„So, Hijo weiß nun, dass er weiße Farbe kaufen muss.“ Erklärte sie das Ergebnis der Konversation.
„Kennt er sich denn damit aus, was seine Mutter nun benötigt?“ Wollte ich dann wissen.
„Nein, das nicht, er schickt mir nachher Bilder vom Farbregal.“
Unterdessen plingte das Handy gefühlt permanent weiter. Sie las angestrengt und tippte.
„La Señora ist nervös, da Hijo nicht antwortet. Ist ja klar, er chattet ja gerade mit mir. Aber das weiß sie nicht.“
Langsam kam meine Mitbewohnerin ins Schwitzen. Sie hatte mir nämlich erklärt, dass la Señora immer auf Spanisch und Hijo immer nur Englisch mit ihr kommunizierte. Das machte natürlich einen Knoten im Gehirn und vor allem die stakkatoartigen Nachrichtensalven machten es ihr nicht einfacher. Zuerst beruhigte sie la Señora, dass ihr Sohn doch schon groß und gewiss fähig sei, alleine Farbe einzukaufen, um sich dann an die Verkaufsberatung des Sohnes zu wagen. Unterdessen waren ja einige Fotos von diversen Farbeimern nebst Preisen übermittelt worden. So beriet sie Hijo vortrefflich auf Englisch eine spanische Farbe käuflich zu erwerben, diese Beratertätigkeit war für sie immerhin ein Novum zumal über 1.700 Kilometer hinweg.