Als sich in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends in Polen eine Gewerkschaft mit eben solchem Namen gründete, war das wie ein Aufschrei. Solidarität war als Konzept zwar nicht gänzlich unbekannt, jedoch verwendete man das Wort recht sparsam bis gar nicht. Aber nun ging es wie ein Sturm durch die Medien und war in aller Munde. Solidarität oder eben auch „Solidarność“. Ein wenig wunderten wir uns schon. Da es in Polen ja den Kommunismus gab, etwas, wo sehr wohl theoretisch alle alles besaßen und keiner mehr als der andere war. Aber vermutlich war es durchaus wie in der berühmten Farm der Tiere, dass alle gleich waren, aber einige eben gleicher. Aber dies wäre ja an sich kein Thema für eine neue Geschichte, wenn es da nicht den bereits erwähnten Führer der Vox-Partei Herrn Señor Abascal in Spanien gäbe.
Señor Abascal gründete nun, um sich auch der arbeitenden Bevölkerung anzunähern, eine Gewerkschaft mit besagtem Namen, selbstredend als spanisches Pedant „Solidaridad“. Geschickt hat er das Aussehen des Logos seiner neuen Vereinigung an das des polnischen Originals angeglichen und es mit einem freundlichen Grün versehen.
Diese Gewerkschaft sieht sich nicht als solche im klassischen Sinne, da Herr Señor Abascal den Klassenkampf als linke Propaganda oder auch als Fake News abtut. So ist es die alleinige Aufgabe dieser Vereinigung, den Spanier, also nur die mit einem spanischen Pass, in Arbeit zu bringen und dort zu halten. Dieses Ziel soll mit allen Mitteln erreicht werden, auch wenn es bedeutet, dass der potentielle Arbeitnehmer weniger Lohn als den Mindestlohn erhält. Mindestlohn haben sich ja nur die Linken und Brüssel ausgedacht, um die armen Unternehmer und Industriellen in Spanien zu schädigen. Auch gehören Lohnverhandlungen nicht in die Hand einer Vereinigung, sondern jeder kann doch für sich alleine verhandeln, wie viel Geld er verdienen möchte. Nur für die Löhne der Polizei stehen sie ein, da Polizisten die öffentliche Ordnung garantieren. Des Weiteren sollen Personen, die nicht arbeiten, auch wenn sie krank sind, wieder kündbar sein. Es kann doch nicht angehen, dass der Chef für jemanden Geld bezahlt, der nicht anwesend ist und dementsprechend auch nichts leistet.
Ein besonderes Schmankerl sind die Räumlichkeiten der Gewerkschaft. Sie befinden sich in einem großbürgerlichen Viertel in Madrid, in Salamanca zwischen allerlei Luxusimmobilien. Also dort, wohin sich die einfachen Arbeiter gerne hin verirren, wenn sie jemanden suchen, der ihre Rechte vertreten soll.
Entschuldigt bitte, ich vergaß, Solidaridad kümmert sich ja gar nicht um die Rechte der einfachen Arbeiter, diese sollen lediglich ausgehebelt oder besser noch ganz abgeschafft werden.
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