Als Rollenspielerin, vor allem im Larp, erlebte ich so einiges. Es war wieder einer dieser Samstagsspiele, das ich als Fuchsdame, eine berüchtigte Spaßmacherin, bestritt. Da ich „autorisiert“ bin, sind diese Spiele für mich durchaus im alltagstauglichen Tagespendelbereich. Auf dem Parkplatz standen nach diesem Spiel, von uns liebevoll Larpi genannt, einige Fahrzeuge von Rollenspielern, zusätzlich warteten noch einige Mamas und Papas, die ihre lieben Kleinen abholen wollten, also jene Rollenspieler, die gerade noch nicht 18 waren, oder aber noch keinen Führerschein hatten.

So erreichte ich den bereits bevölkerten Parkplatz und begann mich an meinem Auto wieder in ein menschliches Wesen der angesehenen Gesellschaft zu verwandeln. Eine der wartenden Mütter, damals kannten wir den Ausdruck Helikoptereltern noch nicht, kam zielstrebig auf mich zu.

„Waren Sie auch beim Rollenspiel?“ Fragte sie direkt, als sie bei mir ankam.

„Sanfte Grüße“, erwiderte ich.

Sie schaute verdutzt.

„Guten Tag“, erinnerte sie sich an das Mindestmaß der Anstandsregeln.

„Ist das Spiel zu Ende“, kam sie aber sofort wieder zur Sache.

„Gewiss“, antwortete ich knapp. Was wollte sie bloß von mir.

„Mein Sohn macht hier auch mit, ich wollte ihn abholen.“

Ah, endlich kommt sie zum Punkt ihres Anliegens.

„Oh, soll ich eben helfen, ihn zu finden?“ Machte ich ihr den Vorschlag.

Ihre Augen glänzten, als sie verzückt antwortete: „Das wäre super nett von Ihnen.“

„Eines meiner leichtesten Übungen“, ich lächelte sie an.

Einen kurzen Moment wartete ich noch, als sie nicht weiter reagierte, strebte ich mehr zur Mitte des Parkplatzes, holte tief Luft und rief laut: „SOHN!“.

Einige Rollenspieler schauten erst irritiert zu mir herüber und dann in die von mir gewiesene Richtung. Wie es schien, war meine Suche wenig erfolgreich, also drehte mich wieder um und ging unverrichteter Dinge zurück zur Mutter, die mich ungläubig anstarrte.

„Ihr Sohn ist leider noch nicht da“, belehrte ich sie unschuldig und widmete mich weiter meiner Ausrüstung, die ich sorgfältig im Auto verstaute.