Eine Zeitlang frönte ich dem Live-Rollenspiel. Als wir im Winter, es begann langsam zu schneien, von der Taverne „Zur tänzelnden Trommeln“ nach Hause fuhren. Wir, Blutfang zu Sallaranse ein Katzenwesen, Vier Winde ein Kämpfer und ich, Tanuky zu Tanabe ein Fuchswesen. Wir waren natürlich in voller Gewandung, d.h., wir Tierwesen waren in einer Fursuit und als Tiere geschminkt, Vier Winde im Kettenmantel mit normannischer Sturmhaube. Naja, und die ganzen anderen Kleinigkeiten, die die Gewandung so liebenswert machten. Auf der Fahrt bemerkte ich einen Polizeiwagen hinter uns. Alle Richtungswechsel wurden den meinen nachvollzogen. Da ich zu Rollenspielabenden nie Papiere mitnahm, könnte eine Kontrolle gewiss unangenehm werden. Wie zu erwarten kam irgendwann die Kelle. Als staatstreue Bürgerin hielt ich den Wagen an, stoppte den Motor und kurbelte mein Fenster herunter.
„Guten Abend. Allgemeine Verkehrskontrolle. Haben Sie etwas getrunken.“ Spulte der Polizist seine üblichen Sätze herunter.
„Ja“, gab ich wahrheitsgemäß an.
Erstaunt schaute er mich nun endlich an und dann blickte er irritiert.
„Wo kommen Sie denn her“, brachte er endlich raus.
„Aus der tänzelnden Trommel“, gab ich Auskunft.
„Das ist eine Rollenspiel Taverne“, plärrte Vier Winde von der Rückbank.
Der Polizist schaute nach hinten und erblickte die Sturmhaube und das Kettenhemd. Ruckartig ging sein Griff zur Waffe.
„Was haben Sie getrunken?“ ragte er dann doch.
„Einen Byzantiner“, sagte ich lächelnd.
„Das ist heiße Milch mit Honig“, schaltete sich Vier Winde wieder ein.
„Kommen Sie bitte mit zur Alkoholkontrolle“, forderte mich der Uniformierte nun auf.
„Gewiss“, meinte ich und stiegt aus.
Vier Winde zappelte auf der Rückbank rum.
„Darf ich mitkommen und zuschauen? Ich habe das noch nie gesehen.“
Der Polizist schien ein wenig überfordert, als er mich sah. Vielleicht lag es auch daran, dass ich bei jedem Schritt laut klimperte, da ich an jeden Fuß ein Schellenband trug. Meiner Rolle als Tanuky entsprechend, ich bin eine Gauklerin, nahm ich die Situation überhaupt nicht ernst und schritt in vermeintlich angemessener Weise hinter dem Polizisten her. Aber es war doch eher eine Persiflage. Bei seinem Kollegen angekommen, überreichte dieser mir, sichtlich aus dem Konzept gebracht, das Messgerät.
„Bitte, hier hinein pusten, bis ein Ton kommt“, erklärte er mir die Handhabung.
Ganz wie es sich für meinen Spielcharakter gehörte, nahm ich das Pustegerät zwischen meine Lippen, spitze sie ein wenig und pustete hinein, wobei ich es mir nicht verkneifen konnte, ein lustiges Geräusch zu produzieren. Irgendwann tutete das Gerät, um anzuzeigen, dass die Messung nun beendet sei. Voll Freude besah ich mir das Ergebnis. 0,00 Promille. Die Staatsbediensteten waren eindeutig enttäuscht. Mit einem Mal hatten sie es sehr eilig, vielleicht auch weil es nun immer heftiger zu schneien begann.
„Wir wünschen noch eine gute Fahrt.“
Schon brausten sie von dannen. Auch ich stieg wieder in mein Auto und startete den Motor, um unsere Fahrt fortzusetzen. Eine Zeit lang fuhren wir schweigend weiter. Dann kam mir ein Gedanke.
„Haben die uns nach den Papieren oder nach einen Namen gefragt?“