Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung... Das ist nicht nur der Titel eines Films, über einen etwas übermütigen Knaben, sondern so gestaltet sich im Allgemeinen mein Morgen am Morgen. Also erst einmal einen lecker Kaffee und mit der Mitbewohnerin ein Kippchen auf dem Balkon. Wie bereits erwähnt, bin ich aktive Passivraucherin. Danach nahmen wir gemütlich unser Frühstück ein und besprachen unseren Tag. Welche Termine anlagen und ob es sich lohnte, gemeinsam zu kochen. Als meine Mitbewohnerin gegen neun vor dem Verlassen der Wohnung den üblichen Gang ins Bad machte, dachte sie nicht böses. Nach ihrer Sitzung weiteten sich ihre Augen vor Entsetzten, dass sich die Badewanne wie im Zauberlehrling mit Wasser füllte. Sie sprang auf, da es auch unter ihr zu sprudeln begann und ihre Afterdellen mit Wasser benetzten. Laut zeternd stand sie vor mir.
Mein Blick ins Bad brachte das Ausmaß der Verwüstung in mein Bewusstsein.
„Sieht aus wie ein Moorbad“, meinte ich trocken, als ich die Badewanne inspizierte.
„Die Toilette ist bis zum Rand voll. Da fließt gerade nichts ab. Sorry. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Sch....“ Sie schaute mich verzweifelt an.
Ein lautes Bohren schreckte uns auf. Schnell verließ meine Mitbewohnerin die Wohnung. Kurze Zeit später war sie wieder da.
„Zwei der Arbeiter verstehen mich nicht und der dritte war es nicht. Und die Maler wissen auch von nichts.“ Erklärte sie mir ihre magere Ausbeute.
„Können wir nicht ändern.“ Erwiderte ich. „Hau du ab zur Arbeit, ich kümmere mich um Vermieter und sage oben im Haus Bescheid, dass keiner mehr Wasser laufen lässt.“
Im Flur trafen wir tatsächlich zwei Damen der Genossenschaft, die gerade die Baustelle inspizierten. Sofort bat ich sie herein, dass sie sich die Bescherung anschauen konnten. Also das Moorbad und die gefüllte Toilette. Noch stand ich ja auf dem Trockenen bezüglich unseres Fußbodens.
Nachdem die Damen den Schaden begutachtet hatten und versprachen sie, die Schadensmeldung umgehend an die betreffende Stelle weiterzuleiten, lief ich in die oberen Etagen, um die Fluten von oben einzudämmen. Ein Beweisphoto immer griffbereit im Handy. Was haben wir nur früher ohne Handy gemacht?
Als ich wieder in die Wohnung kam, wurde ich an eine alte Volksweise erinnert... Wenn alle Brünnlein fließen... Lalalala... Genau. Klares Wasser ergoss sich durch das Bad. Ich griff zum Telefon, um die Genossenschaft davon zu unterrichten, dass es langsam pressierte. Während des Gesprächs warf ich Handtücher, Lappen und anderes Textil, um die Fluten einzudämmen. Aber der See breitete sich weiter aus durch den großen quadratischen Flur. Die kleinen Teppiche nahmen das Wasser gierig auf. Stan und Ollie, zwei meiner Kater, waren auf einmal wie die zwei Königskinder, die nicht zusammen kommen, weil das Wasser zu tief war. Nun ja. Der kleine Jamie, der Katerle meiner Mitbewohnerin, war da vorwitziger. Aber auch er merkte ziemlich schnell, dass er nicht Jesus war. Dementsprechend konnte er nicht über Wasser gehen und da er auch nicht die Levitation beherrschte, bekam er ziemlich nasse Füßchen.
Argh. Ein nächster Schreck durchfuhr mich, als ich den Weg des sich ergießenden Wassers beobachtete. Wir hatten doch Stehlampen mit Fußschalter. Auf dorthin um sie vom Strom zu trennen und hochzustellen. Oh je. Die Bücherkisten. Auch diese wurden, eine Hand immer noch am Telefon, hochgebockt, während ich bei der Genossenschaft von Pontius nach Pilatus verbunden wurde. Jedem durfte ich erneut mein Leid klagen. Im Augenwinkel sah ich wieder die Katzen, die sich bemühten, die reißenden Fluten zu überwinden. Sie machten einen Schritt. Pfötchen wurde nass. Es wurde ausgeschüttelt und … ins Wasser gestellt. Und bei jedem Schritt die nämliche Prozedur. Nasses Pfötchen angewidert schütteln. Schritt machen und nass werden. Es sah zum Piepen aus. Nun ja. Stan und Ollie sehen aus wie geplatzte Kissen. Es sind MainCoon-Mixe und sie verfügen über sehr befellte, sehr große Pfoten, die sehr gut für Tiefschnee geeignet sind aber eben weniger für Wasserski.
Nachdem alles rettungswürdige außerhalb des zu erwartenden Pegelstandes verstaut war, begann ich mit meinem Wischmopp und Eimer bewaffnet, die Sturzbäche aufzunehmen. Eimer um Eimer füllte sich, die ich im einzigen Schneegestöber dieses Winters in den Gulli an der Straße entleerte. Es ging heute schief, was nur schief gehen konnte. Zum Glück hörten, die Brünnlein dann doch auf zu fließen und, Gott sei es gedankt und gepfiffen, wir haben weder Laminat noch Parkett liegen sondern wasserresistenten Vinylboden. Puuh! Schnell noch Photos für die Versicherung gemacht, falls denn doch einige Möbel, die im Wasser standen, einen Schaden davon trügen.
Dann begann das Warten auf die Handwerker. Vorsorglich sagte ich alle Termine ab. Und endlich waren die Jungs da. Weit nach 12 Uhr kamen sie und besahen sich die Sch..., darum handelte es sich bei meinem Moorbad. Nein, das wird definitiv kein Trend.
Zuerst war Handarbeit mit Pömpel angesagt. Abwechselnd in der Kloschüssel und in der Badewanne. Hier erklärte der Geselle seinem Stift, dass Wasserstand Toilette gleich dem Wasserstand der Badewanne sei, gerade so, wie bei einer Schlauchwasserwaage. Wieder was gelernt, dachte ich nur. Nach einer Stunde verzweifelten Pömpelns gab er auf. Der Stift durfte die Badewanne ausschöpfen, damit der Toilettenschüssel, ohne braune Fluten zu verursachen, entfernt werden konnte. Währenddessen brachte der Geselle endlich schweres Gerät zum Einsatz. Nachdem er 8, in Worten acht, Meter Spirale in der Wand versenkt hatte, machte es ein gruseliges knarzendes Geräusch und er gab das Kommando „Wasser Marsch“ an seinen Stift. Ein Gurgeln und Rauschen ertönte. Das Rohr war endlich vom Unrat befreit. So schickte er den Jungen nach oben, dass auch die anderen Mieter einmal Wasser durchlaufen ließen. Doch dann bekam er ein mulmiges Gefühl. Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er rannte in den Keller. Er murmelte etwas von, hoffentlich sei unten nichts weggeflogen oder so etwas in der Art. Oh ha, dachte ich nur. Was für eine Sch... !!!
Nun denn. Es musste irgendwas um 15 Uhr gewesen sein, ich hatte unterdessen die Jungs mit Kaffee und Kuchen gefüttert, als sie ihre Baustelle in bester Manier aufgeräumt und ihren Bericht geschrieben hatten. Nun bräuchte ich lediglich das angerichtete Chaos beseitigen und alles wäre wieder gut.