Wenn ich so an meinem Laptop sitze und in meinen Erinnerungen krame, um eine weitere mehr oder weniger witzige Episode aus meinem Leben zum Besten zu geben, in dem ich sie hier schriftlich fixiere, schaue ich aus dem Fenster, an dem mein Schreibtisch steht. Nun denn eigentlich passiert da nicht wirklich viel, da ich in einem Eckhaus zu einer Sackgasse wohne und mein Blick nicht zur Hauptstraße, sondern zur Sackgasse geht. Jedoch uneigentlich spielen sich mitunter außergewöhnliche Szenen im beruhigten Straßenverkehr ab.
Eine Ampel weiter als jene zu unserer kleinen Seitenstraße und mit genau so einem separaten Linksabbieger versehen, befindet sich der Zubringer zu einer Autobahnauffahrt. Fahrzeuglenker, die zum einen ortsunkundig und zum anderen eher unaufmerksam sind, nutzen gerne die erste Möglichkeit zur Abbiegung, um dann entsetzt festzustellen, dass es dort nicht weitergeht. So das Gefährt ein handelsüblicher PKW, auch ein Familienpanzer zähle ich noch dazu, ist, gestaltet sich das Hinausmanövrieren als ziemlich unspektakulär. Bewegt sich jedoch ein LKW oder gar ein Sattelschlepper hinein, hat das mit der Wendung am Ende so seine liebe Not. Es geht schlichtweg nicht, auch wenn hier natürlich gefahren wird.
Wo wir bei „gefahren“ oder auch bei Gefahren sind. Denn nun muss das lange Vehikel ja irgendwie wieder hinaus, auf eine Straße mit zwei getrennten Fahrspuren und mit Gleisen einer Straßenbahn dazwischen. Wie es sich für Gleise einer ordentlichen Straßenbahn gehört, haben sie ein vortreffliches Schotterbett, das sich nicht zum Befahren durch LKW oder sonstige mit Luft befüllte Reifen versehene Fahrzeugen eignet. Selbstverständlich befinden sich nicht nur bewegliche, sondern auch eher unbewegliche Objekte, quasi Immobilien, auch wenn es keine Häuser sind, im Wege, Lichtsignalanlagen, landläufig auch Ampel genannt, und einige Verkehrsschilder. Schweife ich schon ab oder gehört es noch zur Erklärung der Begebenheiten? Aber auch egal.
Wo war ich? Ach ja, der LKW, gerne mit Kennzeichen aus den einen oder anderen EU-Land versehen, also eindeutig ortsunkundig, bewegt sich zuerst zügig und dann immer zögerlicher in die Straße, bis er stoppt. Ah, der Fahrer, eine Fahrerin sah ich noch nie in dieser Situation, entweder, weil es Frauen nicht passiert oder weil keine Frauen so ein Fahrzeug führen, hat seinen Irrtum bemerkt. Wie nun das Gefährt wieder zurück auf die Hauptstraße setzen? Meist sind die Fahrer alleine auf dem Bock und somit ist keine weitere Person vorhanden, die ihn hinauslotsen könnte. Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass die Ampelschaltung etwas komplizierter ist, da es individuelle Schaltungen für die Linksabbieger beider Richtungen, sowie für die bereits erwähnte Straßenbahn und die Fußgänger gibt.
Ein Fahrer aus Polen hatte eine wahrlich einfache und auch bestens praktikable Lösung gefunden. Statt mit viel Aufregung und Tamtam in Form von minderschweren Hupkonzerten und einer völligen Lahmlegung des sonst gesitteten Verkehrsflusses, lenkte er sein Fahrzeug, als seine Grünphase begann rückwärts über die Kreuzung in die gegenüberliegende Straße, selbstverständlich ließ er den Gegenverkehr zuvörderst passieren. Als die Lichtsignalanlagen erneut für ihn das grüne Licht auswies, setzte er seinen Fahrtrichtungsanzeiger und bog den Verkehrsregeln konform rechts ab, um sich hernach korrekt in den Linksabbiegerstreifen für den Autobahnzubringer einzuordnen.
Da soll noch mal einer sagen, dass es nichts Spannendes aus meinem Fenster zu sehen gäbe.