Harry schrieb ordentlich, na ja fast ordentlich, den Aufsatz für die Prüfungen vor den Sommerferien. Da Harry und Draco zu Hause unterrichtet wurden, war es notwendig die Leistungen offiziell nachzuweisen Natürlich würden sie keine Sommerferien machen, aber sie würden verreisen. Vorher jedoch mussten die Prüfungen absolviert werden. Jetzt ging es nur ums Schreiben. Das Aufsatzthema lautete: „Tiere in der Nachbarschaft.“ Sie hatten insgesamt 90 Minuten. Draco schrieb natürlich über Rudi. Seine Schrift war sehr ausgereift für einen Elfjährigen. Harry grübelte eine Weile, bis er einen Einstieg fand. Dann aber begann er über die hübsche Katze zu schreiben, die er letztlich beobachtet hatte, was ihm sehr leicht fiel. Er schrieb sogar, dass er eine Frau gesehen hatte, die seiner Katze ähnlich sah. Mittlerweile hatte er wieder einige Tintenflecke an den Fingern und Sachen. Dieses Schreiben mit einer Feder machte ihm immer noch Probleme, allerdings gab es in der Zauberwelt weder Kugelschreiber noch Füller.
Nach neunzig Minuten gaben die Jungs brav ihre Blätter ab. Mr. Eleven warf einen ersten Blich darauf und war ganz zufrieden. „Nachdem Mittagessen schreiben wir Geschichte der Zauberei. Bitte seid pünktlich. Verspätungen gehen von Eurer Zeit ab.“ Eigentlich war die Ermahnung unnötig, aber Mr. Eleven wollte die Jungs bereits an den Schuljargon gewöhnen. Lustlos stocherte Draco in der Gemüsequiche herum, die Begeisterung seiner Mutter für Gemüse teilte er einfach nicht. Ausgesprochen sorgfältig sortierte er die Möhren aus dem Essen und legte sie sorgsam zur Seite. Harry tat grinsend genau das Gleiche, allerdings mit den Brokkoliröschen. „Wie ist es gelaufen?“, fragte Draco. „Ging so.“ Verstehend schnaufte Draco beim Essen: „Bei mir auch.“ Narcissa zog die Nase wieder einmal kraus: „Das Gemüse wird nicht aus der Quiche gegraben und mit vollem Mund nicht gesprochen. Was ist denn das für ein Benehmen?“
„Entschuldige, Mum.“, sagten sie beinahe zeitgleich und kicherten dann. Widerwillig aßen die Jungs die Grabungsergebnisse nun doch auf. Dann hasteten sie vom Tisch, als hinge ihr Leben davon ab. Draco hüpfte die Treppe hinauf, um nur noch kurz nach Rudi zu sehen. Er liebte das Tier wirklich. Allerdings fragte er sich mittlerweile schon, was er tun würde, wenn Harry nicht nach Slytherin käme. Ohne eigene Eule stünde er vor seinen Freunden blöd da. Gedankenverloren kraulte er Rudi hinter den Ohren, der ihn dafür mit einem süßen Keckern belohnte.
Harry sah nach einem kleinen Experiment, dass er angesetzt hatte. Es war ziemlich simpel. In einer Zuckerlösung hing ein Wollfaden. Daran sollten sich größere Zuckerkristalle bilden, die er weiter verarbeiten wollte. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, daraus später eine Art flexibles Kristallband herzustellen. Die Anleitung stammte aus dem Experimentierkasten. Am Ende sollte es ein Halsband für Narcissa werden.
Geschichte der Zauberei fanden sie super leicht und schrieben eifrig ihre Lösungen. Allerdings sprang Mr. Eleven überraschend von seinem Stuhl auf. Er hatte gerade mit dem Korrekturlesen von Harrys Aufsatz begonnen. Harry beschrieb sehr genau eine Animagus, die sich mit ziemlicher Sicherheit unbefugt auf Malfoy Manor herumtrieb. „Ihr bleibt hier sitzen und schreibt weiter. Ich bin sofort wieder da.“ Die Jungs sahen sich verwirrt an, zuckten mit den Schultern und schrieben weiter.
Mr. Eleven überlegte nicht, sondern klopfte energisch an die Tür von Lucius Arbeitszimmer. Lucius hatte einen sehr attraktiven jungen Mann zu Besuch. Beide wirkten etwas derangiert, aber die Höflichkeit verbot es etwas dazu zu sagen. „Sollten Sie jetzt nicht meine Söhne unterrichten?“, fragte Lucius leicht ungehalten. „Vollkommen korrekt, Sir. Allerdings fand ich Harrys Aufsatz so wichtig, dass Sie unmittelbar lesen sollten.“ Mr. Eleven reichte seinem Kunden, der diskret seinen letzten Knopf schloß, das Pergament. Lucius überflog den Katzenaufsatz und erkannte die Person recht schnell. „Danke, dass ist tatsächlich relevant. Fabian, ich muss Dich bitten zu gehen. Es ist etwas dazwischen gekommen. Deine neuste Komposition hat mich absolut begeistert. Selbstverständlich unterstützte ich Deine musikalische Ausbildung weiterhin.“
Der junge Mann, den Mr. Malfoy mit Fabian angesprochen hatte, blickte schamvoll weg. Er nestelte noch immer an seiner Kleidung, was Mr. Eleven jedoch nicht weiter kommentierte. Das Privatleben der Malfoys ging ihn nichts an. Lucius Malfoy zahlte gut. Außerdem hatte Mr. Eleven die Vertragsverlängerung bekommen. Überraschend bekamen die Jungs in Hogwarts weiterhin Zusatzunterricht an Samstagen und Sonntagen sowie in den meisten Ferien. Die Aufgabe des Schulrates ermöglichte Lucius, diese Extravaganz durchzusetzen. Nun gut, er hatte beim Zaubereiminister deutlich gemacht, wie sinnvoll Zusatzunterricht wäre.
Mr. Eleven brauchte den Job. Auch weil es da eine kleine Sache gab, die ihm die Arbeit an einer öffentliche Schule eher schwierig machte. Mr. Eleven war rechtskräftig verurteilter Todesser und hatte 2 Jahre ins Askaban verbracht. Nicht, dass das für die Malfoys ein größeres Problem darstellte. Sie hatten ihn damit in der Hand. Er hätte nach dem Gefängnis nur schwer eine passende Aufgabe gefunden und war nun besorgt, arbeitslos zu werden.