Draco spielte mit Marcus Zauberschach und verlor in einer Tour. Verlieren lag ihm wirklich nicht, weshalb seine Laune ständig schlechter wurde. Blaise sah ihm an, dass er kurz vor einer unangemessenen Explosion stand. Er flüsterte Draco im Vorbeigehen zu: „Mach doch den Slytherinzug.“ Verständnislos sah Draco auf das Brett. Sein König stand bereits im Schach. Was meinte Zabini mit dem Slytherinzug? „Welchen Zug meinst Du denn?“, fragte er zweifelnd. Marcus funkelte Blaise wütend an: „Er muss schon selbst darauf kommen. Wenn er den Zug nicht kennt, kann er ihn eben nicht machen.“ Mittlerweile schauten mehr und mehr Schüler auf die Partie. Er spielte schwarz und Marcus hatte die weißen Figuren. Die älteren Schüler grinsten bei dem Begriff den Slytherinzug, aber nur sehr wenige kannten den Trick im Zauberschach.
Daphne Greengras bürstete gelangweilt eine Flasche Seidenglatt in ihre Haare ein, um sich älter zu machen. Theo arbeitete entnervt an der Verwandlungsaufgabe. Er musste sie unbedingt noch fertigmachen. Harry blätterte in seinem Kompendium und las ein Kapitel über Verjüngungstränke. Es war zu spät, um noch in die Bibliothek zu gehen. Er blickte auf das Schach und ging davon aus, dass die Sache klar war. Draco verlor gerade die vierte Partie in Folge. Vermutlich würde er gleich brummelnd ins Bett gehen. „Hast du Rudi schon gefüttert?“, fragte Harry seinen Bruder, damit der einen Grund hatte das Spiel abzubrechen. „Nein. Gut dass du mich daran erinnerst.“ Draco ergriff die Chance sich aus der Enge zu flüchten und verabschiedete sich von Marcus, der unzufrieden brummelte.
Kurz vor dem Einschlafen erkundigte sich der blonde Malfoy noch einmal bei seinem Bettnachbarn: „Was bedeutet der Slytherinzug?“ Blaise packte theatralisch einen Packung Berti Botts Bohnen aus. Er liebte seine kleinen Spielchen zu spielen und so spannte er den Anderen ein wenig auf die Folter. „Das weißt Du tatsächlich nicht?“ Harry war müde. Diese Diskussion nervte ihn nur: „Komm zum Punkt, Blaise. Was ist das für ein Zug?“ Blaise grinste in seinem Kissen: „Ihr könnt es ja nachlesen.“ Diese Spielchen hatte er wohl von seinem Vater. Harry zuckte mit der Zahnbürste im Mund mit den Schultern und murmelte unverständliches. Blaise blieb die Antwort schuldig, drehte sich um und schloss mit einem Zauberstabschwung zufrieden die Vorhänge zu seinem Himmelbett, vermutend, dass Draco die ganze Nacht grübeln würde. Er irrte, denn in dieser Nacht machten die Malfoyjungs eine spannende Entdeckung.
Frustriert setzte sich Draco im Pyjama in das Fenster und starrte hinaus auf das Wasser. Er hasste es, seinen Willen nicht bekommen. Selbst Rudis Keckern verbesserte seine Stimmung nicht. Warum sagte ihm Blaise nicht einfach, was das für ein dämlicher Zug war? Schon die verpatzten Schachpartien hatten ihn verärgert. Ein Malfoy gewann immer. Sein Ehrgeiz ließ gar nichts anderes zu.
Außerdem strengte ihn das Quidditchtraining ziemlich an. Sein leichter, aber chronischer Feenschnupfen machte sich seit dem Fliegen wieder bemerkbar. Dieses zarte mädchenhaft-glockenhelle: „hatschi!“ begleitete ihn seit Jahren. Um diese Jahreszeit war es bereits kühl in Hogwarts. Der Mauervorsprung, an den er sich lehnte, kühlte seinen Rücken. Narzissa würde sicher schimpfen. Sie tat es immer, wenn er nicht genug auf sich achtete. Langsam zog die Kühle durch ihn hindurch. Er nieste ein zartes „hatschi!“ und ärgerte sich unvermindert weiter. Er war doch kein Mädchen ein bisschen Frösteln konnte doch nicht schaden. Wieder stahl sich ein kleines „hatschi!“ aus seiner Nase. „Pfff. Feenschnupfen“, dachte er grimmig. Es gefiel ihm in Hogwarts nicht richtig, auch wenn er neue Freunde gefunden hatte. Er hatte sich alles magischer vorgestellt – mehr wie zu Hause. Außerdem lernten sie nicht soviel, wie er gewöhnt war. Natürlich lag diese Tatsache, da war sich Draco vollkommen sicher, ausschließlich an Napfsülzen wie Ronald Weasley. Es war wirklich kühl mittlerweile. „Haptschi!“
Harry konnte ebenfalls nicht schlafen. Er hörte Draco niesen, stand auf und setzte sich zu seinem Bruder ins Fenster: „Alles klar bei dir?“, fragte er leise. „Es war ein super blöder Tag heute. In VgddK habe ich nur ein Erwartungen Übertroffen bekommen,“ klagte Draco missmutig. „Mach Dir nicht draus. Bei Quirrel kriege ich jedes Mal Kopfschmerzen. Da stehe ich auch nur ganz knapp auf Ohnegleichen. Du holst das lässig rein.“
Es stimmte tatsächlich. Harry hatte jedes Mal in diesem Fach heftige Schmerzen, sobald sie den Klassenraum betraten. Zwar bekam er dennoch sehr gute Noten, war aber längst nicht so brillant wie in anderen Fächern. „Haptschi!“ Da war dieses blöde Niesen schon wieder. Wenigstens zog ihn Harry damit nicht auf. „Ist Dir kalt?“, fragte sein Bruder ihn stattdessen fürsorglich.