„Wir hoffen es sehr,“ erwiderten die Salamander besorgt. „Valiocha wird täglich stärker. Jetzt müssen sogar die anderen Lavadrachen, um ihr Leben fürchten. Es ist einfach schrecklich!“
„Wir werden tun was wir können, um euch zu helfen,“ versicherte Benjamin.
Einer der kleineren Salamander hüpfte nun nach vorne. „Ihr seid wirklich die Grossen Führer?“ fragte er.
„Man nennt uns zumindest so, ja.“
„Irgendwie kommt ihr mir bekannt vor.“
„Wir waren auch schon mal hier und haben Xantie die böse Hexe bekämpft.“
„Ach so, dachte ich es mir doch! Aber damals wart ihr noch Kinder. Wir kennen uns bereits. Ich habe euch doch zum Sonnenberg geschickt.“ Der kleine Feuergeist hüpfte noch näher an die Geschwister heran und Pia rief:
„Genau! Ich kann mich jetzt auch wieder an dich erinnern.“
„Wirklich?“ der kleine Geist senkte verlegen seine leuchtenden Augen.
„Ja. Du hast da zwei so schöne, blaue Flämmchen, oben auf deiner Krone.“
„Du erinnerst dich… an meine blauen Flämmchen?“ fragte der feurige Wicht bewegt. „Unglaublich, dass du das noch weisst.“
Die Frau lächelte uns streckte einladend ihre Hände aus. Nach kurzem Zögern sprang der Salamander auf ihre Handflächen. „Tut dir das denn nicht weh?“ fragte er.
„Nein, ich trage ein Schutzgewand. Das Feuer macht mir deshalb nichts aus.“
Der Feuergeist kicherte begeistert und liess sich von Pia hochheben.
„Wir könnten deine Hilfe einmal mehr gebrauchen,“ sprach diese. „Können du und deine Freunde uns vielleicht sagen, ob es hier in der Näher irgendwo Feuerblumen gibt?“
„Ihr sucht nach den Feuerblumen? Aber warum?“
„Weil sie das einzige Heilmittel für eine Seuche sind, die sich schon in vielen Welten des Omniversums ausgebreitet hat.“
„Eine Seuche? Davon haben wir bisher noch nichts vernommen.“
„Vermutlich sind Feuergeister davon nicht betroffen. Die Seuche bewirkt, dass man innerlich erfriert.“
„Erfrieren!“ rief der Salamander „wie entsetzlich!“
„Das stimmt und darum brauchen wir die Blumen. Habt ihr irgendwo in der Gegend schon mal welche gesehen?“
„Hier nicht, aber etwas weiter drinnen.“
„Seht ihr, ich habe es euch gesagt,“ sprach Wassilio. „Wir müssen weiter hinein in den Berg.“
„Aber weiter drinnen ist es sehr gefährlich!“ gaben die Feuergeister zu bedenken. „Valiocha treibt sich irgendwo dort herum.“
„Das wissen wir,“ meinte der König „wir wollen nicht nur die Blumen finden, sondern auch den verderbten Lavadrachen endlich zur Strecke bringen.“
„Wir haben eine magische Waffe, die uns dabei helfen kann,“ fügte Pia erklärend hinzu.
„Hoffentlich erfüllt sie ihren Zweck!“ meinte einer der grösseren Salamander.
„Das wird sie bestimmt!“ erwiderte Wassilio zuversichtlich „Nun müssen wir aber weiter.“
„Wenn ich darf, werde ich euch begleiten,“ anerbot sich der kleine Feuergeist auf Pias Händen. „Ich kann euch bestimmt bei der Suche nach den Blumen behilflich sein.“
„Von mir aus,“ gab der König zurück. „Machen wir uns also auf den Weg.“
Der kleine Salamander hüpfte enthusiastisch auf Pias Schulter und dann bestiegen die Freunde erneut den Feuerflusskreuzer.
„Achtet gut auf euch!“ rief der grosse Salamander ihnen noch nach „und danke für euren Besuch, mein König!“ Wassilio nickte freundlich, dann setzte sich sein Schiff wieder in Bewegung. Die Feuergeister winkten ihnen noch eine Weile hinterher, bis sie schliesslich ihrem Blickfeld entschwanden.
Die Gefährten durchquerten eine Menge weitere, feuer- und raucherfüllte Gänge, bis sich einer der Lavaströme wieder zu einem Lava See erweiterte. „Da hinten, werdet ihr nun bald eine unserer Städte sehen!“ rief Wassilio. „Ihr Anblick ist atemberaubend. Ihr werdet staunen.“
Kurz darauf bogen sie um eine Felsnase und dann stockte den Gefährten tatsächlich beinahe der Atem. Am Ufer des brodelnden Feuersees, hatten die Salamander eine wundervolle Stadt aus dem quarzartigen Material, welches hier überall zu finden war, errichtet. Die vielen Häuser funkelten, wie rote Kleinode, in denen sich der Schein des mächtigen Sees wiederspiegelte. Wie bei den Höhlenelfen, war auch diese Stadt terrassenartig angeordnet und reichten bis zur Decke der mächtigen Grotte, in der sie sich befand. Sie besass jedoch noch viel mehr Türme, Erker und Kuppeln, als die Städte des Höhlenvolkes. Alles war ausserdem reich verziert mit Reliefs, Stuckarbeiten und Schnörkeln. Hunderte von Feuergeistern ginge hier ein und aus. Ihre flammenden Körper erleuchteten die Umgebung und spiegelten sich in den schimmernden, blank polierten Wänden wieder. Es war unglaublich heiss und die Luft schien von der Energie der Salamandern richtiggehend zu surren und zu pulsieren.
Micha schaute fassungslos auf das einzigartige Schauspiel. „Es ist einfach unglaublich!“ rief er. „Es gibt so viele Salamander hier. Man würde glauben, sie könnten von Valiocha gar nie wirklich ausgerottet werden, weil ihre Anzahl viel zu hoch ist. Wie vermehren sich Feuergeister eigentlich?“ fragte er dann neugierig an Wassilio gewandt. Malek warf ihm einen tadelnden Blick zu. Wassilio jedoch, erwiderte gleichmütig: „Sie vermehren sich durch Teilung. Einmal ihm Jahr, halten sie ein Art Ritual ab, bei dem sie sich in zwei Teile aufspalten. Dem Klon wird dann die Seele von der grossen Schöpfermacht eingehaucht und schon gibt es wieder einen Salamander mehr auf der Welt.“
„Das ist ja ähnlich wie bei einer Hydra,“ stellte Micha fest. „Wenn jener ein Kopf abgeschlagen wird, wächst sogleich ein weiterer nach, schlechte Voraussetzungen eigentlich, für Valiocha.“ Malek blickte Micha erneut vorwurfsvoll an, als dieser die Vermehrung der Salamander mit den Köpfen einer Hydra verglich. Doch Wassilio erwiderte: „Du hast einen scharfsinnige Verstand, mein Junge. Aber leider kann es gut sein, dass Valiocha zu viele der Salamander frisst und diese sich dann nicht mehr schnell genug reproduzieren können. Die Stadt hier wirkt zwar sehr bevölkert, aber das ist lange nicht überall so. Viele Städte sind mittlerweile ausgestorben. Wir haben sehr grosse Verluste zu beklagen. Eine wahrlich schwere Bürde lastet auf mir, zumal ich leider meine Königin noch immer nicht gefunden habe.“
„Es gibt auch eine Feuerkönigin?“ „Allerdings. Aber ich habe sie leider noch nie getroffen.“ „Dennoch gibt es sie irgendwo?“ Ja. Ich hörte schon öfters von den Salamandern, dass eine wunderschöne Königin hier im Vulkan lebt. Ihr Name ist Wiolanda. Seit vielen Jahren hat es keine Königin mehr gegeben und jetzt da es endlich so weit ist, ist sie unauffindbar. Ihr müsst wissen Feuerköniginnen werden nur alle paar Jahrzehnte geboren. Es ist bei ihnen wie bei den Bienenköniginnen. Sie werden durch Reproduktion gezeugt, wie alle Feuergeister, doch dann entwickelt sie sich zu einer Königin, also zu einem eingeschlechtlichen Wesen. Die Salamander sind zweigeschlechtlich, aber die Königin und ich sind es nicht. Darum brauchen wir einander, wenn wir uns fortpflanzen wollen.
Aber sprechen wir jetzt nicht mehr davon! Dort hinten geht es weiter. Noch durch jenen Gang und dann sollten wir die ersten Feuerblumen erblicken.“
„Ja, das stimmt!“ rief der kleine Salamander, der nun von Pias Schulter gesprungen war, auf der Spitze des Schiffs- Buges sass und sich eifrig umschaute.
„Da hinten gibt es viele Blumen.“
„Das sind ja mal gute Nachrichten!“ freute sich Benjamin und gesellte sich zu dem kleinen Feuergeist, um seinerseits Ausschau zu halten.
In diesem Moment jedoch, drangen die aufgeregten Rufe Manuels an sein Ohr.
„Ich glaube ich habe einen Lavadrachen gesehen!“ schrie dieser und seine Stimme überschlug sich beinahe. „Dort… dort hinten! Ich hoffe es ist nicht Valiocha!“ Der Feuerkönig schüttelte den Kopf. „Nein, Valiocha ist ein Stück grösser.“
Alle liefen nun an die Reling und suchten mit ihren Blicken die Oberfläche das Lava- Sees ab. Auf einmal entdeckten sie dort tatsächlich ein wunderschönes, rot- goldenes Wesen, mit glänzenden Schuppen. Es glich einem Lindwurm, war jedoch viel graziöser. Es besass einen schmalen Kopf mit langer Schnauze und grosse, goldene Augen mit langen Wimpern darüber. Die rot- goldenen Schuppen und seine sanften Bewegungen, verliehen ihm ein edles, eindrucksvolles Aussehen.
Die Gefährten beobachteten das Tier fasziniert. „Lavadrachen sind normalerweise sehr friedliebende und gütige Geschöpfe,“ sprach Wassilio. „Ich könnte ihnen stundenlang beim Schwimmen zusehen. Seht nur, wie elegant er sich vorwärts bewegt! Ist er nicht einfach wunderschön?“
„Ja, das ist er wirkliche!“ erwiderte Pia. „Kann man diese Drachen zähmen?“ „Sie können zahm werden, wenn man ihre Natur respektiert und sie Vertrauen zu einem fassen. Dann kann man sogar auf ihnen reiten. In der Menschenwelt habt ihr doch etwas ähnliches. Wie heissen nochmals die Tiere, auf denen ihr so gerne reitet?“
„Du meinst Pferde?“
„Genau, Pferde! Die lassen sich ja mit viel Geduld und Liebe auch zähmen.“
„Das stimmt.“
„Nun, Lavadrachen sind für unsereins so etwas Ähnliches, wie für euch die Pferde. Sie sind uralt und die Träger vieler Geheimnisse.“
„Das kann ich mir gut vorstellen,“ sprach Manuel. „Ich finde diesen Lavadrachen wundervoll! Er glänzt so schön.“ Er wollte seine Hand nach dem Tier ausstrecken, doch dieses tauchte bereits wieder ab und verschwand erneut in den Tiefen des Lava Sees. Etwas wehmütig schaute der 20- jährige ihm hinterher.
„Bestimmt ist das nicht der letzte Lavadrachen, den du hier unten zu Gesicht bekommst,“ tröstete ihn Wassilio. „Es gibt viele von ihnen hier unten und auch die Feuerblumen sind nun nicht mehr weit.“
Der Feuerflusskreuzer bog in einen weiteren Gang ein und nach ca. einer halben Stunde Fahrt, tauchten tatsächliche endlich die ersten der wundersamen Feuerblumen auf!