Die Suche beginnt
Am nächsten Tag machten sich Malek, der Greif und Mungoluz, zusammen mit einer weiteren Truppe von Gnomen, aus allen Vierteln, für ihre Suchmission bereit. Bevor sie jedoch abreisen konnten, wurden die Höhlen um sie herum auf einmal von goldenem Licht erhellt und eine ganze Truppe von Höhlenelfen, kam auf sie zugeschwebt! Erstaunt blickten die Freunde den kleinen, leuchtenden Wesen entgegen. Mungoluz ging einige Schritte auf sie zu, dicht gefolgt von Malek und dem Greifen. „Seid gegrüsst, ihr goldenen Schwestern!“ sprach er. „Was führt euch in so grosser Zahl zu uns?“
Eine der etwas älteren Höhlenelfen ergriff das Wort: „Wir sind hier, um euch über einige wichtige Vorkommnisse Bericht zu erstatten.“
„Von was für Vorkommnissen sprecht ihr?“ fragte Mungoluz, nun neugierig geworden. „Wir haben davon gehört, dass ihr euch auf die Suche nach den Grossen Führern und Lumniuz dem Grossen Wissenden begeben wollt, welche vermutlich von den Nordoks entführt wurden.“
„Das ist richtig,“ gab Mungoluz zurück.
„Eine unserer Schwestern- Hiromi, die ihr wahrscheinlich gut kennt, hat uns davon berichtet, dass sie vermutlich weiss, wo die Entführten hingebracht wurden.“
„Tatsächlich!?“ Malek trat jetzt ebenfalls nach vorne. „Wie ist das bloss möglich?“
Die Höhlenelfe suchte nach Worten, dann sprach sie: „Unsere Schwester hat gerade vor kurzem die grosse Transformation durchlebt.“
„Die grosse Transformation?“
„Ja. Ich weiss es mag für euch vielleicht unglaublich klingen, doch sie hat ihr altes Erbe wieder in sich erweckt.“
„Ihr altes Erbe?“ wollte nun der Greif wissen. „Meint ihr etwa, sie ist…“
„Ja, sie ist wieder zur Sonnenfee geworden! Wie auch immer sie das so schnell geschafft haben mag. Vermutlich hat die Ankunft der grossen Sonnentöchter, vor einigen Tagen, diese Entwicklung begünstigt. Auch wir werden wohl bald auf die Probe gestellt und vielleicht werden wir Hiromi dann auf ihrem Wege nachfolgen.“
„Ihr sagt also, dass die Sonnenfeen sich im Erdreich aufhalten?“ Mungoluz Augen wurden gross.
„Ja, so ist es. Doch das ist nicht der Grund, warum wir zu euch gekommen sind. Hiromi hat durch ihre Rück- Verwandlung zur Sonnenfee neue, einzigartige Kräfte entwickelt. Sie kann nun die Seelenlichter aller Lebewesen sehen, wenn sie sich darauf konzentriert. Ganz im Norden, in einer Höhle, die an ein gut verstecktes Bergtal grenzt, glaubte sie die Signaturen von Pia, Benjamin und Lumniuz wahrgenommen zu haben. Auch die Signatur der kleinen Sonnenfee Solaria, die euch vor dem Überfall der Nordoks begleitete, glaubt sie gesehen zu haben. Tatsächlich bestätigten dann auch die Sonnentöchter, dass sie einen Art Notruf von einer ihrer Schwestern erhalten hätten. Es bestehen jetzt kaum noch Zweifel, dass sie am selben Ort, wie die drei Vermissten, festgehalten wird. Die Sonnentöchter haben sich bereits auf den Weg gemacht, um nach ihnen zu suchen. Doch… es scheint, als wären im Norden besonders dunkle Mächte am Werk. Das Tal und die dazugehörigen Höhlen, scheinen wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Die Sonnentöchter finden einfach keinen Zugang dazu, obwohl sie von Hiromi begleitet werden, welche das Höhlenlabyrinth und die dazugehörigen Täler, sehr gut kennt. Trotzdem ist Hiromi davon überzeugt, dass sie die Signaturen eurer Freunde dort wahrgenommen hat und auch die Signatur von Solaria ist ganz klar erkennbar.“
„Das ist wirklich sehr rätselhaft,“ sprach Malek. Dann wandte er sich an den Greifen: „Denkst du, die Ritter haben da ihre Hände im Spiel?“
„Da bin ich mir ziemlich sicher,“ erwiderte das Mischwesen finster.
Die Höhlenelfen meinten: „Hiromi sprach übrigens auch noch von zwei besonders dunklen, unheilvollen Signaturen, die sie dort ausserdem wahrgenommen hat. Sie wirkten, ihrer Beschreibung nach, wie schwarze Löcher, die aber irgendwie in organische Materie eingebettet sind.“
„Das würde auf jeden Fall perfekt zusammenpassen,“ meinte Malek. „Es wir wirklich höchste Zeit, dass wir handeln.“
„Wir würden euch gerne begleiten,“ meinten die Elfen. „Bestimmt könnt ihr unsere Hilfe gebrauchen.“
„Natürlich!“ meinte Mungoluz erfreut „wir sind über jede Hilfe froh.“
Er und Malek erläuterten nun den Elfen ihren Plan und die Elfen erklärten sich bereit, den dritten Suchtrupp, neben Mungoluz und den Gnomen, und Malek und dem Greifen zu bilden. Sie würden alle Höhlen und Gänge systematisch absuchen, während Mungoluz und die Gnomen sich auf den Weg zum nördlichen Aussen- Zugang im Kristallgebirge machten.
Malek und der Greif wollten alles von der Luft aus erkunden und sich nach diesem seltsamen, verschwundenen Tal umschauen. Die gewaltige Magie des Greifs, würde ihnen dabei bestimmt gute Dienste leisten. „Alle drei Truppen, werden ein Muschelhorn erhalten, so können wir einander alarmieren, wenn wir Verstärkung brauchen,“ erklärte Mungoluz. „Diese Hörner hört man weit herum.“ Alle nickte zustimmend. Dann machten sie sich auf den Weg.
Anfangs begleiteten Malek und der Greif Mungoluz und die Gnomentruppen noch. Doch als sie das Höhlenlabyrinth verliessen, trennten sich ihre Wege. Der Greif verwandelte sich nun wieder in eine grössere Gestalt zurück, so dass Malek gut auf seinem Rücken Platz fand. Die Erdmännchen beobachteten diese Verwandlung tief beeindruckt und etwas ängstlich.
„Ich werde nun den versprochenen Tarnzauber über uns alle werfen! Noch einmal werden uns die Nordoks und ihrer Anführer, nicht auf solch üble Weise austricksen.“ sprach das blauschillernde Mischwesen mit dröhnender Stimme. Gleich darauf stiess es einen magischen, blauen Nebel aus, der sich nun auf die Gnomen Kohorte, ihn selbst und Malek herabsenkte. Gleich darauf verschwammen die Umrisse der Suchtruppen und sie schienen selbst zu Gestalten aus Nebel zu werden. Malek blickte an sich herunter: „Sehr beeindruckend! Meinst du die Ritter lassen sich dadurch aber auch wirklich täuschen?“
„Ja, auf jeden Fall. Sie werden uns nicht kommen sehen.“ „Dann hoffen wir mal das Beste. Los geht’s!“
Der Greif erhob sich nun in die Luft und flog mit Malek auf seinem Rücken davon.
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Ziemlich bald erreichte die Gnomen- Truppe, angeführt von Mungoluz und Morcheluz einen Pfad, der in den nördlichen Teil des Kristallgebirges führte. „Da geht es lang!“ rief der Gnomen- Älteste, der noch erstaunlich gut zu Fuss war. „Auf diesem Pfad sollten wir schon bald zum Nordeingang kommen. Seid vorsichtig und haltet Augen und Ohren offen!“
Morcheluz musterte den uralten Gnom tief beeindruckt. Er staunte über dessen starke Präsenz und seine körperliche Stärke. Mungoluz, der zuvor noch ziemlich energielos gewirkt hatte, ging wieder aufrecht, als ob ihm diese Mission neue Kraft verliehen hätte. Sein Blick war entschlossen und klar. Wenn er ein Kommando gab, dann stellte es niemand in Frage, denn alle vertrauten auf die grosse Weisheit und das Wissen de Ältesten.
Der Pfad führte in einer Zickzack Linie, immer weiter einen steilen Abhang hinauf. Um sie herum erhoben sich die schillernden Gipfel der umliegenden Berge. Es war ein atemberaubender Anblick. Morcheluz war noch nie so weit im nördlichen Gebirge gewesen. Blumen in den schönsten Farben, wuchsen am Wegesrand und grüne Auen und steinige Fluren wechselten sich ab. Ein Wasserfall stürzte über einen der naheliegenden Felsen herab und mündete in einem Fluss, der ihren Weg nun mit seinem Rauschen und Plätschern begleitete. Sein Wasser war glasklar und die Gnomen waren froh, dass sie ihre mitgebrachten Feldflaschen damit auffüllen konnten.
„Da oben ist ein wunderschönes Quellgebiet,“ erklärte Mungoluz, an Morcheluz gewandt und zeigte in die Richtung des schäumenden Wasserfalles. „Der Fluss, den wir hier sehen, entspringt dort. Er speist im oberen Teil einige Gebirgs- Seen, bis er dann als Wasserfall über die Felsen herabstürzt und hier weiterfliesst.“
Morcheluz nickte fasziniert und fragt: „Wo endet er?“
„Ganz, ganz weit im Süden in einem weiteren, mächtigen See.“
„Der Süden muss sehr schön sein.“
„Ja, das ist er. Wenn das alles hier vorbei ist, dann werde ich ein letztes Mal dorthin reisen und es mir so richtig gutgehen lassen.“
Als Mungoluz nun davon sprach, das letzte Mal in den Süden zu reisen, wurde Morcheluz sehr nachdenklich. Konnte es sein, dass der Grosse Älteste schon bald von ihnen gehen würde? Er wagte jedoch nicht danach zu fragen und sprach stattdessen: „Auch ich würde gerne den Süden besuchen. Eigentlich bin ich noch nicht so weit herumgekommen. Dabei sind die Leute meiner Familie sonst ziemliche Reisevögel.“
Mungoluz lachte: „Allerdings! Dein Vater z.B. hat schon einiges von der Welt gesehen. Er hätte dir sicher eine Menge zu erzählen.“
„Das stimmt. Allerdings hat sich mein Vater auch sehr verändert in den letzten Jahren. Er scheint jetzt nur noch damit beschäftigt zu sein, seine Reichtümer und Errungenschaften zur Schau zu stellen und macht seinem Namen Schnösiuz wahrhaft alle Ehre. Vor kurzem wollte ich ihm noch in allem nacheifern. Doch als dann all diese schlimme Dinge passierten, wurde mir bewusst, wie lächerlich diese Prestigegehabe eigentlich ist. Ich will einen andern Weg einschlagen, als mein Vater und mehr für mein Volk tun. Ich glaube, dass sich die Nordoks, unter anderem wegen unserer Ignoranz, dazu gezwungen gefühlt haben, auf solche Weise zu rebellieren. Das sollten wir wirklich ändern.“
Mungoluz musterte den jüngeren Gnom berührt und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Da hast du wirklich weise gesprochen mein Sohn. Solche Gedanken sind mir ebenfalls durch den Kopf gegangen.“
Er blickte nachdenklich zu den schillernden Berggipfeln herüber. „Ich hoffe nur…, dass es noch nicht zu spät ist eine gute Lösung für uns alle zu finden.“