Der Greifen Mann warf Manuel ein Schwert zu und meinte: „Fangen wir gleich mit dem Schwertkampf an! Im Laufe der Zeit wirst du auch noch andere Waffen kennen und gebrauchen lernen.“
Manuel fing das Schwert mit der silbernen Klinge und dem eleganten Holzgriff auf und blickte etwas ratlos darauf. „Ich habe keine Ahnung, wie man so etwas verwendet. Ausserdem… wozu sollte ich ein Schwert brauchen? Das ist doch keine moderne Waffe mehr.“
Sein Lehrmeister runzelte ärgerlich die Stirn. „Da liegst du falsch. Beim Schwerkampf lernt man besonders viel. Vor allem, was Körperbeherrschung und Konzentration betrifft. Ausserdem gibt es tatsächlich Kreaturen im Omniversum, die man nicht anders besiegen kann. Willst du etwa herumrennen und irgendwelche Untoten mit der Pistole abknallen?“
„Untote gibt es doch gar nicht,“ meinte Manuel.
„Ach tatsächlich? Und woher, junger… Lehrling willst du das wissen?“
„Willst du mir damit sagen, so etwas wie Zombies und Untote gibt es?“
„Ja, so lange es schwarze Magier gibt, welche der Nekromantie mächtig sind und jene die ihnen nachfolgen, allerdings.“
„Okay, im Reich der Märchen, Sagen und Legenden, mag das vielleicht noch zutreffen, aber… hier auf der Erde doch nicht. Wozu brauche ich so ein Kampftraining dann überhaupt?“
„Du liebst es wirklich, alles in Frage zu stellen,“ erwiderte der Greifen- Mann, leicht säuerlich. „So wie es aussieht, scheinst du dir des Ernstes der Lage noch immer nicht richtig bewusst zu sein. Was glaubst du, was dich als zukünftiger Fürst der neuen Welt erwarten wird?“
„Keine Ahnung, sag du es mir!“ gab Manuel etwas unflätig zurück.
„Also gut! Dann beginnen wir eben mit dem theoretischen Teil…, altkluger Thor! Setz dich, dort an den Tisch!“
Der junge Mann tat, wie ihm geheissen und sein Lehrmeister machte eine Handbewegung. Auf einmal erschien über dem Tisch so etwas wie ein Hologramm Film, der mehrere Männer zeigte: „Diese Leute sind es, um die du dich kümmern wirst und dazu, brauchst du alle dir zur Verfügung stehenden Mittel, denn sie werden von den drei bösen Rittern beeinflusst. Und… nicht nur das, auch der Herr der Finsternis hat dabei noch seine Finger im Spiel.“
„Der Herr der Finsternis? Ich dachte er sei verschwunden, als Benjamin, Pia und Malek die Unterwelt, gemeinsam mit diesem Gott Balorion, zurückerobert haben?“
„Du hast recht. Doch wie du bereits richtig sagtest, der Herr der Finsternis ist nur verschwunden, doch er schmiedet weiterhin seine bösen Ränke, wenn auch mehr im Verborgenen. Er arbeitet zwar nicht mit den Rittern zusammen, aber er verfolgt ein ähnliches Ziel. Dabei geht es ihm aber vor allem darum, seine eigene Macht wieder zurückzugewinnen.“
Als Manuel das hörte, wurde es ihm nun doch ziemlich mulmig zu Mute und er fragte: „Wer also sind die Männer, die du mir da zeigst?“
„Dieser kräftige, ziemlich hart aussehende Mann dort, mit den braunen Haaren und dem braunen Schnauzbart, ist der russische Präsident Igor Slavzow. Vielleicht hast du ihn ja auch schon mal gesehen.“
Manuel nickte. „Ja, du hast recht. Ich habe ihn tatsächlich schon mal in den Nachrichten gesehen. Den anderen dort auch. Ist das nicht der amerikanische Präsident?“
„Das stimmt.“ Der Lehrmeister zeigte auf einen anderen, glattrasierten Mann, dessen Alter wohl in den späteren 50- ern lag. Er war ziemlich schlank und sehr geschniegelt. Gekleidet war er in einen massgeschneiderten Anzug, mit dazupassender Krawatte und sein dunkelbraunes, glattes Haar war kurz geschnitten. „Das ist Gordon Davis. Auch er steht, ebenso wie alle die du hier siehst, unter einem dunklen Einfluss. Es gibt in diesem Spiel noch zwei wichtige Nebenstatisten. Das dort ist Mustafa Abdul al Aziz, ein sehr fundamentalistisch religiöser Diktator, aus dem arabischen Raum und daneben Gyula Meszaros: ein grausamer, europäischer Kriegstreiber, der gerne mit dem russischen Präsidenten zusammenspannt. Wie du ja bereits weisst, hat Igor Slavzow damit begonnen, in einige umliegende Länder, die sich gefährlich nahe bei Europa befinden, einzufallen. Gyula teilt in vielem die Ideologien des russischen Anführers und verspricht sich von der Loyalität jenem gegenüber, eine besondere Machtposition. Mustafa teilt zwar nicht alle Ideologien der beiden, aber er fühlt sich vor allem durch Amerika bedroht und darum spannt er in manchen Bereichen mit ihnen zusammen.“
Manuel musterte Mustafa Al Azis eingehend. Bei ihm handelte es sich um einen Mann mittleren Alters. Er besass glänzendes, halblanges, schwarzes Haar und eine gepflegten Kinn- Bart, mit dünnem Schnauzer. Sein Gesicht war jedoch ziemlich pockennarbig. Auf dem Kopf trug er eine wollweisse, runde Mütze (Pakol) und gekleidet war er in eine helle Kurta (ein langes, seitlich geschlitzte Hemd) das er locker über einer Pluderhose (Salwar) trug. „Das Land, aus dem er kommt, hat früher eng mit den USA zusammengearbeitet, besonders während der Zeit des kalten Krieges, nun jedoch hängt der Haussegen zwischen den beiden Staaten gewaltig schief. Aziz´ fundamentalistische, religiöse Einstellung, führte dazu, dass er Amerika schliesslich als Feind der wahren Moral ansah, den man bekämpfen muss.“
„Aber der Kommunismus ist ja auch nicht unbedingt besser,“ gab Manuel zu bedenken. „Dort gilt Religion überhaupt nichts.“
„Dennoch sieht Mustafa die Russen mittlerweile als das geringere Übel an,“ antwortete der Greifen Mann trocken.
„Nun gut, das kann ich noch eher verstehen. Aber warum sollte der Anführer eines europäischen Landes sich auf die Seite des Kommunisten schlagen, die Europa eigentlich bedrohen.“
„Ach, da gibt es viele Gründe. Wie gesagt, es geht um Macht und auch gewisse Ideologien. Gyula Meszaros bewundert den russischen Anführer, weil er sich nimmt, was er will und sich nicht von der Grossmacht, auf der anderen Seite, beeindrucken lässt.“
„Das könnte aber ziemlich gefährlich werden. Ich hörte bereits, dass Amerika die ersten Bombenanschläge auf Russland plant.“
„Und da sieht man eben, wie wenig du auf dem Laufenden bist, junger Lehrling!“ tadelte ihn der Greifen Mann. „Die ersten Bomben sind schon lange gefallen und… die Lage spitzt sich mehr und mehr zu. Das ist dir in deinem Regenbogen Schloss wohl entgangen.“
„Was! Sie haben schon die ersten Bomben geworfen?“ rief der 20- jährige entsetzt.
„Allerdings! Und Russland hat bereits mit gleicher Münze zurückgezahlt. Ausserdem verübten Attentäter aus dem Umfeld von Mustafa Al Azis schon unzählige Attentate auf Ziele in den USA , Grossbritannien, Deutschland und Frankreich. Gyula Meszaros wiederum, ist fleissig daran Europa allgemein zu destabilisieren, indem er gewisse Verhandlungen boykottiert, um im Stillen sein ganz eigenes Machtzentrum aufzubauen. Er will die wichtigsten Staaten des EU-Raumes schwächen und so dem russischen Diktator in die Hände spielen. Währenddessen mobilisiert auch der amerikanische Präsident all seine Ressourcen und geht dabei über tausende von Leichen. Also eine ziemlich prekäre Situation. Und an dir ist es nun, das Schlimmste abzuwenden.“
Manuel starrte seinen Lehrmeister entsetzt an. „Aber… das kann ich nicht! Ich habe keine Ahnung von Politik oder dergleichen und wie um alles in der Welt soll ich etwas gegen diese Staatsmächte ausrichten?“
„Das ist eben das, was du bei mir und später auch bei meinen anderen Geschwistern lernen wirst,“ gab der Angesprochene gleichmütig zurück. „Also, streng dich an!