Die Lehren der Alten Windfrau
Die Eltern der Grossen Führer, erlebten ebenfalls einige sehr interessante Dinge. Als sie zusammen mit der Windfrau in der Weissen Himmelsstadt ankamen, schauten sie sich überwältigt um. Die Mauern der Stadt, schienen, ganz ähnlich wie die Blumenwiese, auf der sie der Greif abgesetzt hatte, keine richtige Festigkeit zu besitzen. Sie waren stets in Bewegung, ähnlich wie die Wolken, die über und unter ihnen schwebten. Trotzdem behielten sie stets eine gewisse Formgebung bei, auch wenn diese manchmal etwas verzerrt wirkte. Alles veränderte sich und dann doch wieder nicht. Julia und Daniel fühlten sich durch all diese Eindrücke, beinahe etwas überfordert. Denn ihr Verstand kam hier einfach nicht mehr mit. Das Ganze machte ihnen teilweise ziemliche Angst. Träumten sie vielleicht doch nur?
„Nein ihr träumt nicht,“ sprach die Mutter der vier Winde. „Mit der Zeit werdet ihr euch mehr und mehr an das Dasein in dieser Sphäre gewöhnen.“
„Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass dies auf Dauer möglich sein wird,“ gab Daniel zu bedenken.
„Doch, doch,“ erwiderte die Windfrau. „Dafür bin ich ja auch hier. Ich werde in der kommenden Zeit eure Lehrmeisterin und Begleiterin sein.“
„Das ist sehr lieb von dir,“ erwiderte Julia. „Dennoch habe ich so meine Zweifel, ob wir dem allem gewachsen sein werden.“
„Zweifel sind da, um überwunden zu werden,“ meinte die Mutter der vier Winde. „Eure Kinder haben ebenfalls viele Prozesse durchgemacht und auch sie haben es geschafft.“
„Das ist aber nicht dasselbe.“
„So eine grosser Unterschied besteht da gar nicht. Auch in euch liegt ein grosses Potenzial, denn ihr habt einen Teil davon schliesslich an eure Kinder weitervererbt. Ihr wandelt schon so lange auf der Welt, habt schon unzählige Leben gelebt. Das tiefe Wissen eurer Seele, wird euch nun auch dabei helfen, euch hier zurecht zu finden.“
„Meinst du wirklich?“
„Ja. Darum überwindet immer mehr eure Ängste und eure Zweifel, dann werden euch wunderbare Wahrheiten offenbart werden!“
„Nun, wie auch immer,“ sprach Daniel. „Wir können ja sowieso nirgendwo anders mehr hin, wenn es auf der Erde bereits so gefährlich geworden ist.“ „Das stimmt. Die Gefahren dort, nehmen täglich zu. Im Augenblick seid ihr die aber noch die Ersten, die hierhergebracht wurden.“
„Wir sind die Ersten?!“
„So ist es. Die sogenannten Entrückungen, beginnen aber schon bald.“ „Entrückungen? Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“
„Es steht auch vieles darüber in den Heiligen Schriften der Menschen,“ pflichtete ihm die Windfrau bei.
„Aber… was ist damit genau gemeint?“
„Wie ich bereits sagte, werden die verschiedenen Himmelsstädte nun immer mehr und an unterschiedlichen Orten auftauchen. Jene Menschen, die sie wahrnehmen, werden von uns hierhergebracht, sofern sie es wollen.
Euch obliegt es, die Neuankömmlinge, vor allem die Menschen, zu empfangen und ihnen ihre Ankunft hier so angenehm wie möglich zu gestalten.“
„Das klingt vielversprechend. Obwohl… ob wir dafür wirklich die Richtigen sind?“
„Ihr seid die einzig Richtigen dafür! Doch vorher gibt es noch eine Menge zu lernen. Ich werde euch jetzt alles zeigen und dann beginnen wir mit unseren ersten Lektionen!“
An den darauf folgenden Tagen weihte die alte Windfrau Julia und Daniel in Dinge ein, die sie niemals zuvor für möglich gehalten hätten.
Sie lernten intensiv zu meditieren, fasteten und beteten oft, um ihr Bewusstsein für höhere Wahrheiten zu öffnen. Sie erfuhren eine Menge über die geistigen Gesetze, darüber wie das Omniversum aufgebaut war. Alles, was Pia und Benjamin einst von Isobia und Ululala gelernt hatten, wurde den beiden Erwachsenen nun im Schnellverfahren beigebracht.
Immer mehr, wurden sie dadurch von der überirdischen Schönheit der Himmelsstadt ergriffen. Alles war hier so anders, so wundervoll und leicht! Und… je länger, je mehr, öffneten sich ihre Seelen für die grösseren Wahrheiten hinter der ganzen Schöpfung. Sie lernten sich mit allem Lebendigen tief zu verbinden und wurden durch die zauberhafte Umgebung, den wundervollen Gesang der Sylphen, die schillernden Einhörner und die funkelnden Gemäuer der Stadt, bis ins Innerste bewegt. Sie gewöhnten sich mehr und mehr an den neuen Zustand in dieser Welt und tiefe Dankbarkeit und Freude zog dabei in ihre Herzen ein.
Durch diese Verbundenheit mit allem, was sie umgab, wurde ihre Schwingung täglich etwas mehr erhöht und sie fühlten sich schon viel weniger überfordert von all den Eindrücken. Dieser Ort hatte nichts mehr mit der Schwere und Finsternis der materiellen Welt gemein. Wie begnadet sie doch waren hier zu sein!
So hörten sie mit der Zeit auf, immer alles zu hinterfragen. Sie hörten auf, ihre Ängste und Zweifel zu nähren und richteten sich stattdessen auf die neue fried- und freudvolle Atmosphäre aus. Das veränderte ihr Wesen grundlegend. Die alte Windfrau hatte Ihnen versichert, dass alles woran sie glaubten, wahrhaftig existierte. Sie hatte sie Visionen erblicken lassen, die volle Herrlichkeit und Schönheit waren. Sie erzählte ihnen von den vielen Geschöpfen, welche sich in jeder Sphäre des gewaltigen, grenzenlose Omniversums tummelten.
Julia und Daniel begriffen dabei, dass ein jedes Lebewesen, sich tief in seinem Inneren danach sehnte, sich frei, leicht und glücklich zu fühlen.
Die Windfrau sprach: „Jedes Lebewesen, ob höher oder auch etwas niedriger entwickelt, sehnt sich nach Liebe und einem schönen, angstfreien Leben.
Allerdings hat auch jedes Lebewesen, seine dunklen Anteile in sich. Besonders jene, die in der Welt der Abtrennung leben. Darunter vor allem die Menschen. Bei einigen nehmen diese dunklen Anteile, dann oft durch irgendein schlimmes Erlebnis, Existenzangst, Bedrohungen etc. überhand. Bei einigen gewinnt das Lichtvolle, Lebensbejahende wiederum mehr und mehr an Bedeutung und wieder andere sind noch unentschlossen oder wankelmütig.
Es gibt bedauerlicherweise auch jene, die sich von der Finsternis besonders angezogen fühlen. Sei es, weil sie sich nach besonders viel Macht, Reichtum, Einfluss etc. sehnen. Diese neigen dazu, sich dem negativen, lebensverneinenden Prinzip und damit dem sogenannten Bösen zu verschreiben. Durch dieses Böse, wurden auch die drei Ritter, welche die Welten nun heimsuchen, erschaffen. Die Himmelsstädte wurden deshalb zum Schutze der Unschuldigen und jener die dem Lichte folgen wollen, errichtet.“
„Darüber sind wir sehr froh,“ erwiderte Julia bewegt. „So bleiben wenigstens einige von ihnen vor der Boshaftigkeit anderer verschont. Das ist sehr tröstlich!“