„Es funktioniert!“ rief Pia begeistert „es funktioniert! Die Medizin hilft auch den Bäumen!“
Hungoloz trat zu ihr und seine Augen strahlten vor Freude und Erleichterung. Er berührte sanft den Stamm, des nun wieder stattlichen Baumes und Tränen der Freude, schimmerten dabei in seinen Augenwinkeln. „Ihr könnt kaum erahnen, wie sehr ihr uns damit helft, wenn ihr die Bäume wieder heilen könnt. Schon seit jeher, beziehen wir einen wichtigen Anteil unserer Lebenskraft, aus ihrer Präsenz. Wenn sie wieder genesen, dann werden auch wir, an Leib und Seele, erstarken…“
Hungoloz ergriff Pias Hand: „Danke!“ Als seine goldenen Augen, sie so voller Zuneigung anschauten, bekam die Frau weiche Knie. Schnell entzog sie ihm ihre Hand wieder und murmelte: „Das ist doch selbstverständlich, wenn wir helfen können, dann helfen wir.“
Die ganze Situation war ihr etwas unangenehm, denn gerade wurden sie von allen Seiten angestarrt.
„Sie haben den Baum geheilt!“ schrie eine Stimme aus den Reihen der versammelten Waldelfen. „Sie haben ihn tatsächlich geheilt! Der grosse Geist sei gepriesen!“ Wieder scharten sie sich um die Geschwister und zerdrückten sie beinahe, während sie ihnen ihre Ehrfurcht und Dankbarkeit, auf jede erdenkliche Art, bekunden wollten.
Wichtige Planungen
„Nana!“ erklang auf einmal eine ihnen wohlbekannte Stimme. „Was ist denn hier los? Zerquetscht mir meine besten Freunde bloss nicht!“
Alle drehten sich überrascht um. Vor ihnen stand Malek! Diesmal trug er eine nachtblaue Robe mit silbernen Stickereien verziert. An seinem Finger befand sich ein silberner Ring und darin eingefasst, ein grosser, runder Saphir.
„Malek!“ rief Pia voller Freude, lief zu dem Magier und umarmte ihn. „Du bist schon da?“
„Ja, irgendetwas sagte mir, dass ihr meine Hilfe gebrauchen könntet und jetzt da Ismala und die meisten anderen Kranken, wieder geheilt worden sind, dachte ich, ich reise euch sogleich nach.“
Die Waldelfen musterten den stattlichen Zauberer, mit den braunen, halblangen Haaren und dem sauber gestutzten Bart ehrfürchtig und zogen sich dann ein wenig zurück. Benjamin und Pia waren froh, dass die Aufmerksamkeit der Elfenleute, in Bezug auf ihre Person, wieder etwas nachliess und Hungoloz begrüsste Malek nun seinerseits mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen. „Schön bist du hier! Ismala geht es also besser?“
„Ja, viel besser. Die Feuerblumen- Medizin wirkt wahre Wunder!“
„Das haben wir gerade mit eigenen Augen gesehen,“ mischte sich Tartaloz ins Gespräch. „Die grossen Führer haben die mächtige Buche dort hinten ebenfalls mit der Wundermedizin geheilt. Es war unglaublich!“
Malek richtete seinen Blick auf den mächtigen Baum. „Sehr schön,“ sprach er „ich war schon ziemlich erschrocken, als ich sah, wie viele Bäume bereits krank geworden oder sogar abgestorben sind. Dass die Feuerblumen- Medizin auch ihnen helfen kann zeigt, dass die Krankheit der Bäume, sowie die der humanoiden Völker, denselben Ursprung und einen ähnlichen Verlauf haben…“
Malek bedeutete Hungoloz und den Geschwistern, ihm an einen stilleren Ort zu folgen, wo sie etwas ungestörter waren. Dann sprach er: „Etwas ist in diesem Wald im Gange! Ich spürte es bis in die Haarwurzeln. Eine düstere, unheimliche Präsenz, eine Verderbtheit, die das Märchenreich bisher noch nie gesehen hat, treibt hier ihr Unwesen.“
Hungoloz erschauderte und schaute Malek erschrocken an. „Hat das womöglich mit Darkuloz zu tun? Ist er noch gefährlicher als wir glauben oder bedroht uns noch ein anderes Unheil?“
„Darkuloz… ja dieser Darkuloz, wenn ich an ihn denke, stellen sich meine Nackenhaare auf. „In irgendetwas ist er verwickelt. Ich weiss aber nicht, ob er selbst von diesen… finsteren Mächten Gebrauch macht oder irgendeiner finsteren Macht dient.“
„Du meinst… dem Herrn der Finsternis?“ wollte der blonde Elf wissen.
„Nein, es ist etwas anderes. Ich glaube, es hat… mit den drei Reitern zu tun, die vor kurzem in den Welten aufgetaucht sind.“
„Dachte ich es mir doch!“ rief Benjamin. „Könnte Darkuloz vielleicht sogar selbst einer der Reiter sein?“
„Das werden wir wohl zuerst herausfinden müssen. Aber… es ist gar kein so abwegiger Gedanke.“
„Wenn das so ist, brauchen wir wirklich dringend die Hilfe der anderen Elfen- Sippen,“ sprach Pia. „Hungoloz meinte, er wolle deren Anführer mit einem geheimen Rauchzeichen um Hilfe bitten, das nur wenigen bekannt ist.“
Malek runzelte leicht die Stirn und sprach: „Aber seid ihr auch sicher, dass niemand der Sippen oder der Sippenführer, bereits mit Darkuloz konspiriert?“
„Nun ja…“ erwiderte der junge Elf etwas verlegen „eigentlich nicht, aber es gibt sonst keine Möglichkeit, die Sippen um Hilfe zu ersuchen. Kein Bote käme heutzutage noch weit, denn Darkuloz Häscher sind überall.“
„Das kann ich gut nachvollziehen,“ meinte Malek nachdenklich und kratzte sich an der Schläfe, wie er es öfters tat, wenn er angestrengt nachdachte. Dann auf einmal zuckte der Schein eines Geistesblitzes, über sein Gesicht. „Ich hätte da… vielleicht eine andere Idee.“
„Wir sind dankbar, für jeden Vorschlag,“ seufzte Hungoloz.
„Ich müsste aber etwas Magie anwenden.
Wir wäre es, wenn ich einige mutige Männer deines Stammes, in Vögeln verwandeln würde? So könnten sie unauffällig von Dorf zu Dorf fliegen und zuerst die Lage einschätzen, bevor sie die Sippenabführer um Hilfe ersuchen. So verhindern wir, dass Darkuloz den Braten zu früh riecht. Was meint ihr?“
„Das… klingt nach einer guten, effizienten Methode,“ sprach der junge Elfenfürst anerkennend.“
„Meinst du denn, es gäbe ein paar Männer, die mutig genug wären, sich von mir in Vögel verwandeln zu lassen?“
„Natürlich! Wer würde es nicht lieben, mal ein Vogel zu sein!“
„Also gut, dann machen wir das so! Wenn wir sicher sind, dass genug aus dem Waldelfenvolk hinter uns stehen, können wir besprechen, wie wir weiter verfahren.“
Hungoloz nickte und erwiderte. „Gut, dann werde ich also mein Volk nochmals zusammenrufen.
Ziemlich bald waren wieder alle Waldelfen auf der grossen Lichtung des Dorfes versammelt und Malek erklärte ihnen, auf Hungoloz Aufforderung hin, ihren Plan.
„Nun also!“ beendete der Zauberer seine Erläuterungen schliesslich „wer von euch tapferen Männern hier, wäre bereit, sich von mir in einen Vogel verwandeln zu lassen?“
„Ich! Ich! Ich!“ war die vielstimmige Antwort.
Malek wandte sich an Hungoloz: „Es ist nun an dir, deine Boten auszusuchen. Für jeden Stamm oder Sippe einen Boten.“
„Das wären also insgesamt 12 Boten,“ meinte der blonde Elf. 12 Boten, für 12 Stämme…“
Er beriet sich leise mit Tartaloz und schliesslich waren die Boten ausgewählt. Auch Runkoloz war darunter. Er hatte richtiggehend darauf bestanden, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.
Als alle ausgewählt waren, rief Malek sie zu sich und gab ihnen einige weitere Anweisungen. „Zuerst werdet ihr nur beobachten,“ sprach er. „Wenn ihr ganz sicher seid, dass der euch zugeteilte Stamm, auch wirklich bereit ist, sich gegen Darkuloz zu wehren, dann kehrt ihr hierher zurück und wir werden euch eine Botschaft, die Hungoloz verfassen wird, mitgeben. Damit fliegt ihr dann zurück und verwandelt euch, mit der Zauberformel, die ich euch lehren werde, wieder in eure alte Gestalt zurück! Dann überbringt ihr die Botschaft und ersucht den besagten Stamm um Hilfe! Alles klar soweit?“
Die auserwählten Nachtelfen nickten eifrig.
„Dann macht euch also bereit. Zur vierten Stunde werden wir uns hier wieder treffen und ich werde euch in Vögel verwandeln. Dann kann es losgehen!“
„Wir werden und in der Zwischenzeit noch um einige andere Bäume kümmern, anerbot sich Pia „und nochmals etwas von der Arznei herstellen. Vielleicht sind ja auch die anderen Stämme froh, wenn wir ihnen ein Heilmittel bringen. Sei es, um die Elfen oder auch die Bäume damit zu heilen.“
Malek nickte. „Das ist eine sehr gute Idee. Mit dem Heilmittel haben wir auf jeden Fall einen Trumpf in der Hand.“ Pia nickte zustimmend und die Menge zerstreute sich wieder.