Was getrennt war, wird wieder Eins
Für Sara und Benjamin eröffnete sich ab diesem Augenblick, eine ganz neue Welt. Die beiden waren überwältigt von den tiefen Gefühlen, die sie bereits füreinander hegten. Besonders Benjamin, der mit seinen, mittlerweile schon 35 Lebensjahren, schon die ein oder andere, allerdings eher kurze Liaison mit anderen Frauen gehabt hatte, spürte deutlich, dass die Beziehung zu Sara ganz anders, viel tiefer und wundervoller war, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Zwischen ihnen bestand eine ganz besondere Verbindung, eine Verbindung, die vermutlich schon viel älter war, als sie es sich vorzustellen vermochten.
Sara bewegten dieselben Gefühle. Auch sie merkte, wie zutiefst vertraut Ben ihr bereits war und staunte sehr darüber, wie natürlich alles zwischen ihnen ablief. So verbrachten er und sie einige sehr leidenschaftliche Stunden miteinander. Sie sprachen und lachten auch sehr viel, bis sie schliesslich aus Müdigkeit, eng umschlungen, einschliefen.
Und dann hatte die Frau einen ganz besonderen Traum!
Auf einmal fand sie sich wieder an einem glasklaren See, an dessen Ufer hunderte von gelbgoldenen Trollblumen wuchsen. Erstaunt schaute sie hinaus auf die sanft gekräuselte Wasseroberfläche. In diesem Augenblick erschien dort ein zauberhaftes Licht, das schnell näherkam und sich schliesslich zu der Gestalt einer Frau formte. Sara zuckte kurz zusammen, denn es war ihr, als käme sie sich selbst sich entgegen. Was um alles in der Welt, war das für ein Spuk?
Die wundersame Erscheinung, trug ein langes, goldgelbes Gewand, welches an den Säumen mit dazu passenden Zierbändern versehen war. Ihr goldener Umhang, der aus einem transparenten Stoff gefertigt war, wehte hinter ihr her. Ihre Füsse, berührten die Wasseroberfläche nicht. Vielmehr schwebte sie, leicht wie eine Feder, darüber hinweg.
Schliesslich erreichte sie das Ufer und kam Sara nun mit federnden Schritten entgegen. „Wer… bist du?“ stammelte Magdalenas Nichte verdattert.
„Kannst du dir das nicht denken?“ fragte die Angesprochene und lächelte dabei geheimnisvoll.
„Bist du vielleicht… ich?“
„Man könnte es so sagen. Allerdings kannte man mich einst unter einem anderen Namen: Tri Chan.“
„Tri- Chan!“ rief Sara fassungslos und starrte zauberhafte Dame mit grossen Augen an.
„Wir beide sehen uns wirklich sehr ähnlich,“ stellte Tri- Chan fest. „Das liegt wohl daran, dass wir tatsächlich ein und dieselbe Person sind, allerdings in einer anderen Inkarnation.“
„Du… warst… eine frühere Inkarnation von mir?“
Saras Herz klopfte wie rasend, als sie sich der Tragweite dieser Tatsache erst so richtig bewusst wurde.
„So ist es,“ erwiderte die golden gekleidete Frau. „Allerdings, jenseits der Zeitlinie betrachtet, sind du und ich ein und dieselbe. Du verkörperst nur gerade einen etwas anderen Anteil unseres Seins. In dir gibt es sehr viel Angst und Zweifel, da du dich getrennt von mir, getrennt von deiner vollkommenen Seele fühlst. Nun jedoch ist es an der Zeit, dass du und ich wieder Eins werden, dass wir wieder eine vollständige Seele werden. Jetzt da du, bzw. wir, wieder mit unserem einstigen Liebsten Torak zusammengefunden haben.“
„Torak? Du meinst Benjamin ist äh, war einst wirklich Torak?“
„Richtig! Wir alle haben schon viele Leben gelebt. Seither jedoch machten wir viele Entwicklungsschritte durch. So wurde Benjamin, bzw. Torak, zu einem der grossen Führer. Dass ihr bzw. wir wieder zusammengefunden haben, obwohl Benjamin in diesem Leben als Mensch inkarnierte, ist ein wunderbares Geschick. Der grosse göttliche Geist hat das weise geplant. Darum lasse nun deine Ängste und Zweifel immer mehr los Sara und gehe hinein durch das Tor des Vertrauens! Es ist an der Zeit! Nutze die Fähigkeiten die du geschenkt bekommen hast, zum Wohle des Trollen Volkes und zum Wohle aller anderen Geschöpfe!“
„Aber… ich kann das alles noch immer nicht begreifen. Du und ich… wir sind also tatsächlich eins?“
„Genau. Wir sind zwei Aspekte einer Seele, die sich einstmals voneinander abgespaltet haben. Nun jedoch ist der Moment da, dass wir wieder vereint werden! Der Greif hat das von Anbeginn her gewusst.“
„Der Greif hat das tatsächlich gewusst? Jetzt verstehe ich einiges besser. Darum meinte er, ich solle Tri- Chan verkörpern, weil…, weil ich auch tatsächlich Tri- Chan bin!“
„Genauso ist es. Vertraue stets auf die Worte eines Greifens, denn die Weisheit und das Wissen dieser Geschöpfe, ist nahezu grenzenlos! Aber das hat dir ja auch Ben bereits gesagt.“
„Das stimmt. Nur wollte ich bisher nicht so wirklich auf ihn hören. Irgendwie kommt es mir vor, als sei ich von meinem ursprünglichen Wege abgekommen.“
„Das darfst du nicht denken!“ gab Tri- Chan zurück. „Deine Inkarnation hier als Sara, hat einen guten Grund.“
„Aber… ich fühle mich manchmal so schwach und wertlos! Du warst einst so mutig, hast dich zu Torak bekannt, obwohl das schliesslich dein Leben kostete.“
„Das ist wahr und unser Seelen- Ich wurde dadurch auch sehr verletzt und traumatisiert. Das könnte ein Grund dafür sein, dass dich heute solche Ängste und Selbstzweifel quälen. Nun ist es jedoch an der Zeit, über deinen eigenen Schatten zu springen und dich mutig dem zu stellen, was auf dich zukommen wird. Das kannst du, indem du mich wieder in deinem Sein integrierst. Bist du bereit dafür?“
„J…ja, ich denke schon,“ stammelte Sara.
„Also gut!“ Tri- Chan trat nun ganz nahe an Magdalenas Nichte heran und ergriff deren Hand. In diesem Moment spürte Sara ganz deutlich, wie sie von neuem Mut und neuer Kraft durchströmt wurde. „Ich werde nun immer bei dir sein!“ sprach Tri- Chan feierlich und in diesem Augenblick verschmolzen sie und Sara zu Einem Wesen!