Sara wird sie ebenfalls daran erinnern, wenn sie als die Friedensstifterin
Tri- Chan auftritt.“
„Sofern sie ihr diese Rolle auch abnehmen,“ gab Trion zu bedenken.
„Deine Sorgen sind unbegründet, denn Sara ist Tri- Chan!“ sprach der Greif überzeugt.
„Nun ja… meldete sich nun der andere, etwas ältere Troll zu Wort, welcher sich als Trilok vorstellte und ein erfahrener Heerführer war. „Eigentlich… ist sie es ja nicht wirklich.“
„Doch, sie ist es!“ widersprach ihm diesmal Pia. „Tri- Chan ist Sara die letzte Nacht sogar erschienen und hat ihr offenbart, dass sie eine frühere Inkarnation von ihr ist. Jenseits der Linie der Zeit betrachtet, sind Sara und Tri- Chan also ein und dieselbe Person.“
„Und ihr denkt wirklich, dass Triobald dies verstehen wird?! Wie ihr mittlerweile wisst, will er nichts von solchen Dingen wissen. Er will all diese „falschen“ Lehren, wie er sie nennt, mit Stumpf und Stiel ausmerzen und eine neue Staatsform einführen. Eigentlich ist es deshalb Wahnsinn, seiner Armee ohne Waffen entgegenzutreten.“
„Du zweifelst also an meinem Urteil?!“ fragte der Feuer- Greif etwas ungehalten.
„Ja… äh nein! Ich finde einfach, das sollte gut überlegt sein.“
„Dann frage ich dich, was du hier eigentlich willst!“ meinte das Mischwesen und seine gewaltige Stimme war auf einmal zu einem tosenden Brausen angeschwollen. „Ich… bin… Triandra und Trion seit jeher treu ergeben gewesen und deshalb bin ich auch hier,“ antwortete Trilok, im ersten Moment ziemlich eingeschüchtert. Dann jedoch straffte er seine Schultern wieder und blickte dem Greif herausfordernd in dessen stechende Adleraugen.
„Oder verlangen Geschöpfe deiner Art, dass man ihnen stets kritiklos gehorcht und blind nachfolgt? Wäre das nämlich so, dann würde ich Triobalds Ängste, in einigen Bereichen, sogar verstehen.“
„Trilok!“ rief Triandra erschrocken aus. „Was sagst du da bloss? Das ist Blödsinn und das weisst du! Die höheren Wesen, zu denen auch der Greif gehört, haben Einblicke in Zusammenhänge, die uns normal Sterblichen verborgen bleiben. Auch wenn wir es im Moment noch nicht ganz glauben können, der Greif weiss bestimmt was er tut. Schliesslich untersteht er direkt dem Elementarfürsten des Feuers.“
„Sofern es diese Elementarfürsten und das alles überhaupt gibt.“
„Natürlich gibt es sie!“ rief nun auch Pia aus.
„Das wissen wir zufällig!“
Trion blickte seinen Waffenbruder vorwurfsvoll an. „Solche Worte aus deinem Mund zu hören, hätte ich niemals für möglich gehalten. Hast du etwa deinen Glauben verloren, so wie… diese…Triobald Leute? Dann bist du hier vielleicht tatsächlich nicht am richtigen Ort!“
„Aber…“ wollte der Angesprochene erwidern und sah nun aus wie ein begossener Pudel.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, trat Sara zu dem älteren Troll und legte ihm ihre Hand beschwichtigend auf die Schulter. „Ich kann deine Gefühle verstehen. Auch mir sind schon öfters solche Gedanken durch den Kopf gegangen. Doch dann ist mir etwas Unglaubliches passiert…“
Sie berichtete kurz was sich zugetragen hatte und wie sie hierhergekommen war. Auch von ihrer Begegnung mit Tri- Chan berichtete sie. Der Troll lauschte beeindruckt ihren Worten und man merkte, dass er wieder neue Zuversicht dadurch gewann.
Benjamin schaute Sara tief bewegt dabei zu, wie sanft sie zu dem Heerführer sprach und welch grosse Wirkung ihre Worte dabei zu haben schienen. Auf einmal kam es ihm so vor, als würde ein ganz besonderes Leuchten von der jungen Frau ausgehen, ein Leuchten, dass ihr ein ganz besonders Charisma verlieh, von dem keiner unberührt blieb. Man spürte auf einmal deutlich Tri- Chans Präsenz, in Saras Seele und Bens Liebe zu ihr verstärkte sich dadurch nur noch mehr. Wieder spürte er, wie Schmetterlinge in seinem Bauch tanzten, während er sie voller Zuneigung betrachtete.
Sara sprach: „Gerade vor kurzem habe ich zu Ben, in Bezug auf die höheren Wesen, ganz ähnliche Worte gesagt. Ich hatte damals das Gefühl, dass den höheren Wesen ganz einfach der Zugang zu den Sorgen sterblicher Wesen fehlt. Doch Ben belehrte mich eines Besseren. Er, Pia und auch Malek haben schon so viele Erlebnisse mit den höheren Wesen gehabt. Du kannst ihnen also vertrauen. Du kannst mir vertrauen und vor allem darfst du dem Greifen und den anderen höheren Wesen vertrauen.“
„Aber manchmal fürchte ich mich so sehr,“ erwiderte Trilok, der auf einmal sehr verletzlich wirkte. „Ich habe schon viel zu oft gegen Triobald und seine Schergen gekämpft und… ich kenne ihre Grausamkeit, ihre Kompromisslosigkeit. Ich weiss einfach nicht, ob wir mit gewaltlosem Widerstand etwas in ihnen auszulösen vermögen. Sie sind so voller Hass und Verachtung, uns gegenüber.“
„Das verstehe ich,“ erwiderte Sara mitfühlend. „Doch wir haben ein sehr mächtiges Wesen an unserer Seite, das vergiss dabei nicht! Der Greif wird für uns da sein, wenn wir ihn brauchen. Das hat er uns versprochen und daran glaube ich.“
„Ja, daran glaube ich auch,“ kam ihr nun unerwartet Trion zu Hilfe, der bisher auch eher skeptisch dem Plan des Greifen gegenüber gewesen war. „Irgendjemand muss doch schliesslich versuchen, endlich den Frieden zwischen den Trollen- Sippen wieder herzustellen. Jetzt ist die ideale Gelegenheit dazu. Nachdem Tri- Chan und Torak sich damals opferten, hat es ja auch geklappt und der Frieden blieb danach lange erhalten. Das sollten wir wieder anstreben.“
„Das hast du sehr schön gesagt,“ sprach Triandra und legte ihre Hand in jene von Trion. Dabei schaute sie ihn so liebevoll an, dass alle Anwesenden, die tiefen Gefühle, die sie für ihren langjährigen, treuen Trollenfreund wirklich hegte, in dieser Geste erkannten.
Sara lächelte versonnen. Die beiden gehörten definitiv zusammen! So wie sie und Ben.
Triloks Worte rissen sie wieder aus ihren Träumereien. „Du hast recht,“ sprach er: „Ich werde versuchen dem Greifen zu vertrauen. Bestimmt weiss er am besten, was zu tun ist.“ Er wandte sich nun direkt an das gewaltige Mischwesen: „Tut mir leid, dass ich so an dir gezweifelt habe.“
„Ist schon gut,“ gab der Greif nun wieder verständnisvoll zurück. „Ich kann dich verstehen. Auch habe ich in deine Seele geblickt und ich sah, dass du ein gutes, ehrliches und mutiges Herz hast. Fürchte dich nicht, denn alles wird gut und wenn Triobald und seine Schergen nicht zur Besinnung kommen, werden wir trotzdem einen Weg finden, um den Frieden im Reich des Tagmondes wieder herzustellen. Wir lassen auf keinen Fall zu, dass das Böse hier die Überhand gewinnt. Das kann ich schon mal versprechen!“