Die Kreatur, die etwa so gross wie ein Schäferhund war, sah aus wie die Mischung zwischen einer Kaulquappe und einem Lindwurm. Seine Gliedmassen waren stark zurückgebildet. Sie hatte keine Hände aber dafür drei scharfe, lange Klauen, am Ende von zwei kurzen Armen. Ausserdem besass sie vier Beine, wie bei einem merhrfüssigen Insekt. Seine Haut war schwarz, glatt und schleimig. Der schlabbrige, untersetzte Körper, endete ihn einem Art Kaulquappen Schwanz. Sein Kopf wirkte etwas überdimensioniert, im Verhältnis zum Körper.
Pia und Benjamin musterten die erstaunlich kleine, wenn auch ziemlich gruselige Kreatur etwas erstaunt. Sie sah jetzt gar nicht mehr so mächtig aus, seit der Obelisk zerstört war. Benjamin packte seine Waffe fester, wartete jedoch erst einmal ab, was weiter geschah.
Obislav, der durch die Zerstörung seines Steines, der immerhin Milliarden von Jahren sein Gefängnis, aber auch zu Hause gewesen war, wand sich einen Moment lang ziemlich hilflos auf dem Boden. Er musste sich zuerst an die neue Situation gewöhnen.
Doch dann wurde ihm auf einmal bewusst, dass er frei war! Jemand hatte den Obelisken zerstört und dieser Jemand konnte Freund oder Feind sein. So drehte er sich und hob sein Haupt. Eine überaus hässliche, böse Fratze mit einem riesigen, zahnbewehrten Maul und drei rotglühenden Augenpaaren blickte den Geschwistern nun entgegen und den beiden liefen kalte Schauder über den Rücken.
Der böse Geist erkannte sofort, dass diese beiden Fremden bestimmt keine Freunde von ihm waren. Ihr Ausstrahlung war viel zu lieblich und zu rein. Für ihn einfach nur widerlich! Er beschloss deshalb, sogleich anzugreifen.
Sein kurzer, jedoch sehr kräftiger Schwanz, peitschte auf den Boden und wie ein Torpedo, schnellte das Monster auf die Turners los. Sein Maul, triefend vor Speichel, hatte er dabei weit aufgerissen und die messerscharfen Klauen erhoben.
„Vorsicht!“ rief Benjamin und er und seine Schwester wichen der bösen Kreatur nach beiden Seiten her aus. Dabei liess der Mann den Hammer herabsausen und verfehlte Obislav nur knapp.
Böse knurrend, wandete sich das schwarze Monster nun wieder um und griff sogleich ein zweites Mal an. Noch einmal hob Benjamin den Hammer und schickte sich an, erneut damit zuzuschlagen. Doch in diesem Augenblick, wurde ihm die Waffe mit einer unglaublichen Wucht aus der Hand gerissen!
Erschrocken fuhren die Geschwister herum und gleich darauf, ergriff sie kaltes Entsetzen! Vor ihnen stand der Herr der Finsternis!
Der dunkle Herrscher
Er war riesenhaft, besass rote, ledrige Haut, schwarze, zottige Haare und ein mit mächtigen Hörnern gekröntes Haupt. Seine Augen funkelten in einem unheimlichen, roten Licht und sein langer Schwanz peitschte hin und her. Statt Beinen hatte er Ziegenfüsse und seine boshafte Ausstrahlung traf die Geschwister wie ein eisiger Hauch.
Einen Moment lang konnten sich Pia und Benjamin nicht rühren, so erschrocken waren sie. Obislav jedoch kicherte und kroch herüber zu dem teuflischen Gesellen. „Oh mein edler Herr und Meister!“ sprach er in einschmeichelndem Tonfall zu ihm. „Ihr habt mich gerettet. Ewig werde ich euch dafür danken!“
Der Herr der Finsternis warf einen kurzen, etwas angewiderten Blick auf die Kreatur, die sich nun anschickte, einen seiner Füsse mit den kurzen Ärmchen zu umschlingen und schüttelte diese ab. „Lass das!“
„Natürlich, natürlich!“ sprach Obislav und seine Stimme triefte vor Unterwürfigkeit. „Was immer ihr wünscht.“
Der Herr der Finsternis, wandte sich nun den Geschwistern zu und ein hämisches Grinsen erschien auf seinem schrecklichen Gesicht. „Sieh an, sieh an, die Grossen Führer. Endlich stehen wir uns Auge in Auge gegenüber. Leider ohne euren verräterischen Magier- Freund Malek. Dabei hätte ich ihn so gerne vernichtet. Nun… für den Anfang reicht auch ihr beiden aus.“ Er hob seine Arme und schwefelgelbe Feuersalven, drangen aus seinen Fingern. Als diese die Geschwister trafen und zurückschleuderten, spürten sie, wie sehr das Feuer an ihnen zerrte. Denn es handelte sich bei diesem Feuer um kein normales Feuer, sondern um ein höllisches, besonders Zerstörerisches. Die Gewänder der Klarheit erfüllten jedoch vorerst ihren Zweck und die Geschwister rappelten sich wieder auf. Dabei griffen sie nach ihren herkömmlichen Waffen. Der magische Hammer, der sich nun wieder in einen Dolch zurückverwandelt hatte, lag zu weit von ihnen entfernt, zu Füssen des finsteren Herrschers. Obislav nutzte seine Chance und griff boshaft lachend nach der besonderen Waffe.
Kalter Zorn ergriff Benjamin, als er das sah und er wollte sich auf den kleinen, schleimigen Widersacher werfen. Doch er kam nicht weit.
Mit unglaublicher Wucht wurde er in die Luft hinauf gerissen und gegen einen naheliegenden Felsen geschleudert. Der Herr der Finsternis hatte erneut einen Angriff gestartet.
Pia packte ihr Schwert und lief nun auf den mächtigen Feind zu. Dabei stiess sie einen lauten Kriegsschrei aus. Der finstere Herrscher wirkte jedoch einen weiteren Zauber und die Kehle der Frau wurde wie von einen Schraubstock zusammengepresst. Sie keuchte und wand sich, doch der Griff wollte sich einfach nicht mehr lösen.
Das Gewand der Klarheit schützte sie zwar vor dem Erstickungstod, doch die Lage war dennoch ziemlich aussichtslos.
In diesem Moment jedoch, drang ein violettes Leuchten aus ihrem Beutel und kurz darauf, stand die amethystfarbene Kristall- Kriegerin Lumenia wieder neben ihr. Diese griff den Herrn der Finsternis nun ebenfalls an und durch diese Ablenkung, löste sich der Griff um Pias Kehle zum Glück wieder. Die Frau wollte nach vorne hechten und die wundersame Kriegerin unterstützen, doch dabei kam ihr Obislav in die Quere, der sie nun seinerseits angriff, und zwar tat er das mit den Weissen Diamantdolch. Bevor er Pia jedoch mit der scharfen Klinge verletzen konnte, befreite sich der Dolch, wie von Zauberhand, aus den gemeinen Klauen des Schlabberdings und kehrte zurück in Pias Hand.
Die Frau war so überrascht, dass sie erst gar nicht begriff was da geschah. Doch dann wurde ihr bewusst, dass der magische Dolch ja von den lichtvollen Mächten Aurelias und jenen der Greife erfüllt war und darum liess er sich von einer so dunklen Kreatur wie Obislav gar nicht benutzen. Als ihr das bewusst wurde, fiel der Frau eine unglaubliche Last von ihrem Herzen und sie stürzte sich mit neuem Mut in die Schlacht. Diesmal wollte sie Obislav ein für allemal den Garaus machen.
Benjamin hatte sich indes ebenfalls wieder erholt und schickte sich an sich erneut dem Herrn der Finsternis zu stellen. Dabei tauschten er und Pia einen kurzen, vielsagenden Blick aus. Sogleich wussten beide, was zu tun war. Der Herr der Finsternis wollte offensichtlich vermeiden, dass Obislav vernichtet wurde. Er wollte damit vermutlich den drei bösen Rittern zuvorkommen, um sich von Obislav die Tore in alle Welten öffnen zu lassen. Das hätte für ihn eine gewaltige Macht bedeutet. Deshalb versuchte Benjamin nun alles, um den finsteren Herrscher so gut als möglich abzulenken, während Pia sich um den bösen Geist des schwarzen Obelisken kümmern würde.
So begann er, möglichst provokativ, um den gehörnten Widersacher herumzutänzeln. Lumenia, die violette Kriegerin blieb in der Nähe, hielt sich jedoch vorerst zurück.
Ben sprach: „Du wirst uns mit deiner Macht nichts anhaben können, finsterer Herr. Wir tragen noch immer die Gewänder der Klarheit. Deine magischen Attacken nützen also nichts. Ausserdem sind sie sowieso nur Zeichen der masslosen Feigheit, die schon immer deine grösste Schwäche war. Damals als wir die Unterwelt mit den Wassern des Blutmeeres fluteten, hast du dich feige versteckt und uns freie Hand gelassen. Nun ist deine Herrschaft in den Tiefen der Höllen verwirkt. Du bist nur noch ein unbedeutender Schatten deiner Selbst und du willst einfach nicht einsehen, dass du verloren hast.“
„Ich habe nicht verloren!“ donnerte der Herr der Finsternis und zückte nun ebenfalls ein Schwert. „Ich werde zu neuer Macht gelangen und am Ende noch viel stärker sein als die drei Ritter.“
„Als die drei Ritter?“ höhnte Benjamin und umkreiste den Feind weiterhin lauernd. „Das glaubst du wohl selbst nicht! Die drei Ritter sind um so vieles mächtiger als du, mächtiger als alles Böse, das es im Omniversum gibt.“ „Aber ich werde die Macht über alle Welten an mich reissen, wenn Obislav mir erst einmal alle Tore dorthin geöffnet hat.“
Mit diesen Worten glitt sein Blick zu dem schleimigen Monster herüber, dass sich nun Pia im Kampf entgegengestellt hatte.
„Obislav?! Diese mickrige Kreatur? Du glaubst doch nicht etwa, dass er dazu wirklich in der Lage sein wird? Bist du bereits so tief gesunken, dass du so einem Wurm deine Zukunft anvertraust und wie bist du überhaupt hergekommen?“
Der Herr der Finsternis liess sich zum Glück wieder ablenken und erwiderte mit hämischem Lachen: „Ich hatte den zweiten Schlüssel. Schon lange war dieser Schlüssel in meiner Obhut. Doch ich wusste bisher nicht, was ich damit anfangen sollte. Ihr habt mich schliesslich draufgebracht, denn ich habe euch niemals ganz aus den Augen gelassen.“
Als Ben das erfuhr, machte sich Entsetzen in ihm breit. Doch er liess es sich nichts anmerken und griff nun den finsteren Herrn mit seinem Schwert an, um ihn weiterhin von Obislav abzulenken.
Lumenia kam ihm nun wieder zur Hilfe und zusammen waren sie nun viel stärker.
Währenddessen tat Pia alles, um den dunklen Geist Obislav zu vernichten…