Rückkehr ins Juwelenreich
Als da Regenbogenschloss am nächsten Morgen wieder langsam aufwachte, versammelten sich Pia, Benjamin, Malek zusammen mit Lumniuz und Manuel zum Frühstück. „Ihr wollt schon wieder aufbrechen?“ fragte Manuel etwas traurig. „Ja, wir müssen.“
„Wohin reist ihr als nächstes?“
„Erst einmal zurück ins Juwelenreich,“ meinte Malek. Er und die Geschwister hatten am Abend zuvor noch ihre Pläne besprochen.
„Als nächstes werden wir dann wohl mal dem Wasserreich einen Besuch abstatten. Du erinnerst dich sicher noch an die Nymphen- Schwestern Miranda und Kiranda?“
„Ja, natürlich. Sie haben damals doch gesagt, dass es Unruhen im Wasserreich gebe.“ „Genau. Darum werden wir wohl nochmals bei ihnen vorbeischauen. Bist du sicher, dass du nicht doch mit uns kommen willst?“
Manuel wirkte einen Augenblick lang etwas unsicher, doch dann meinte er: „Nein, es gibt auch hier noch eine Menge zu tun.“
„Wenn du meinst…“ seufzte Pia etwas vorwurfsvoller, als sie es eigentlich gewollt hatte.
Manuel wirkte betroffen und Malek sagte schnell: „Wir brechen gleich nach dem Frühstück auf. Wir werden wohl eine Weile weg sein, aber wann immer wir können, werden wir euch auf dem Laufenden halten.“
„Vielen Dank,“ erwiderte Lumniuz freundlich „Ich wünsche euch viel Glück!“ „Danke! Das können wir auf jeden Fall gebrauchen.“
An einem schönen, klaren Bach ein Stück weit vom Kristallschloss entfernt, liessen sich die Geschwister und Malek zu Meditation nieder. Bald lullte sie das leise Rauschen des Wasser ein und sie traten eine weitere Sphärenwanderung an!
Direkt in der Eingangshalle von Damians Schloss, fanden sie sich wieder. Eine Kammerzofe, die gerade mit einem Tablett daherkam, schrie bei ihrem plötzlichen Erscheinen erschrocken auf und das Tablett, mit einem Teekrug und mehreren Tassen darauf, fiel klirrend zu Boden. Der heisse Inhalt des Kruges ergoss sich dabei üben die Fliesen und überall lagen Scherben.
„Oh Verzeihung!“ rief Benjamin „wir wollten dich nicht erschrecken.“
Er bückte sich und half dem Mädchen die Scherben zusammenzukehren. Ihre Blicke begegneten sich dabei und Benjamin stellte fest, dass die Zofe nur ein wenig jünger als er war. Ausserdem war sie sehr hübsch. Sie besass grosse, strahlendblaue Augen und schwarzes, langes Haar mit dichten Locken. Ihr leicht gebräuntes Gesicht, war ebenmässig und ihre rosafarbenen Lippen voll. Sie trug ein apfelrotes Gewand, mit vorne breiter werdenden Ärmeln, darüber eine weisse Schürze und darunter ein weisses, langes Untergewand, dessen schön geklöppelter Saum, an den Waden sichtbar war. Sie lächelte Benjamin, dankbar für seine Hilfe zu und sprach: „Eigentlich sollte ich mich ja langsam an solche Dinge gewöhnt haben. Lord Malek ist ja schon oft, einfach so im Juwelenschloss aufgetaucht. Ihr müsst die Grossen Führer sein!“ Sie deutete einen ehrfürchtigen Knicks an. Doch Benjamin machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nur nicht so förmlich! Unsere Namen kennst du vermutlich schon. Wie heisst du denn?“ „Mein Name ist Sara und bin Magdalenas Nichte.“ „Magdalena?“ wiederholte Ben nachdenklich. „Ja klar! War sie nicht einst das Kindermädchen von Nofrete?“
„Ja genau. Sie wurde damals in ein Huhn verzaubert und in eine, weit entfernte Welt, verbannt. Doch ihr habt sie zurückgeholt.“
„Ja richtig!“ Auch Pia erinnerte sich nun. Wie geht es Magdalena denn so?“ „Oh ihr geht es gut. Sie sprach sehr oft und begeistert über euch.“
„Wie lange lebst du schon hier im Schloss?“ wollte Benjamin wissen. „Mittlerweile sind es drei Jahre. Ich bin hier als Ismalas Kammerzofe angestellt. Indirekt habe ich es euch zu verdanken, dass ich an diesen wundervollen Ort kommen durfte. Weil ihr meine Tante damals gerettet habt.“
Sara schaute Benjamin mit ihren grossen, blauen Augen bewundernd an und dieser wandte sich etwas verlegen ab.
„Eigentlich suchen wir ja die Königsfamilie,“ meinte er schliesslich, um das Thema zu wechseln. „Weisst du zufällig, wo sie sich gerade aufhalten?“
„Sie sind im grünen Salon und nehmen ihr Frühstück ein. Eigentlich hätte ich ihnen ja den Tee bringen sollen…“ Sara blickte etwas schuldbewusst auf die Scherben des Kruges und der Tassen. „Ausgerechnet das feine Geschirr. Ich hoffe Ismala nimmt mir das nicht allzu übel…,“ murmelte sie vor sich hin.
Dann sprach sie zu den drei Freunden: „Ich muss kurz frischen Tee machen. Könntet ihr vielleicht die Königsfamilie informieren, was geschehen ist?“
„Natürlich!“ meinte Malek verständnisvoll „schliesslich sind wir ja schuld an diesem Malheur.“
„Danke!“ Sara lächelte dankbar und wandte sich dann ab, um zurück in die Küche zu gehen. „Warte!“ rief Benjamin, aus einer spontanen Eingebung heraus. „Ich werde dir helfen!“
„Aber das ist doch nicht nötig!“ wehrte die Zofe ab, schien sich aber dennoch geschmeichelt zu fühlen.
„Ach was! Tee kochen ist meine Spezialität!“ meinte Ben „Grosser Führer hin oder her!“
„Dennoch kann ich das von dir nicht verlangen. Jemand von deinem Stand, gehört nicht in die Küche.“
„Willst du mich etwa beleidigen!“ rief Benjamin mit gespieltem Ernst aus.
Die Zofe lachte nun vergnügt und ihre blauen Augen strahlten dabei, wie Sterne. „Aber nein! Das will ich auf keinen Fall!“
„Dann also ab zum Teekochen!“ rief Benjamin und dann noch an Malek und Pia gewandt: „Geht ihr nur schon mal vor. Ich komme gleich nach!“ Die beiden Angesprochenen grinsten. „Nun gut! Wir werden dich schon mal anmelden!“ Mit diesen Worten machten sich der Magier und Benjamins Schwester, auf den Weg zum grünen Salon.
Als sie eintraten, erblickten sie Nofrete und ihre Eltern, die gerade mit dem Minister zusammensassen. Vermutlich hatten sie irgendwelche Themen mit ihm zu besprechen. Malek trat als Erster in dem Raum und rief: „Hallo, wir sind wieder da!“
Nofrete sprang glücklich auf und fiel ihrem Liebsten sogleich um den Hals.
Der König sagte einige leise Worte zu seinem Minister und dieser zog sich diskret zurück.
Damian wandte sich nun Pia zu und auch seine Augen strahlten vor Freude. „Willkommen, willkommen! Wie schön, dass ihr wieder da seid!“ Er umarmte Pia spontan. Ismala folgte ihm auf den Fuss. Voller Erleichterung stellte Benjamins Schwester fest, dass diese wieder genauso strahlend und schön aussah, wie früher. Sie hatte wieder ein wenig zugenommen und trug ein langes, mittelblaues Seidengewand, mit silbernen Zierbändern an den Säumen. Auf ihrer Stirn glänzte ein zartes Diamant- Diadem. Auch sie umarmte Pia nun glücklich lächelnd und sprach: „Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dich wiederzusehen. Was bist du erwachsen geworden und so… wunderschön!“
„Danke!“ erwiderte die jüngere Frau „auch du siehst grossartig aus Ismala. Ich bin so froh, dass du diese schlimme Seuche überstanden hast!“
Ismala schaute sich suchend um „aber wo ist denn dein Bruder? Ist er nicht mit euch gekommen?“ „Doch, doch,“ grinste Pia „er hilft nur gerade Sara beim Teekochen.“
„Benjamin kocht Tee?“
„Ja, Sara ist durch unser plötzliches Auftauchen, in der Eingangshalle erschrocken und hat das Tablett mit eurem Tee fallen gelassen. Benjamin hielt es deshalb für seine Plicht ihr dabei zu helfen, neuen zu machen.“
„Achso!“ Ismala lächelte nun ebenfalls verschmitzt. „Nun, das ist natürlich ein guter Grund, um Tee zu kochen. Sara ist auch ein wirklich nettes Mädchen, sehr tüchtig und auch noch schön. Wir haben sie sehr gerne hier.
So nun setzt euch aber und erzählt was sich bei euch alles zugetragen hat!“