Heilende Blumen
Wie ihr wisst, sind einige unserer lieben Mitbürger an einer ganz neuen Seuche erkrankt. Da diese Seuche uns noch unbekannt war, hat es einige Zeit gebraucht, bis wir ein Heilmittel dafür fanden. Wir mussten zuerst einen langen Weg zurücklegen, einige Abenteuer bestehen, bis wir endlich einen Schritt weiterkamen. Nun jedoch ist der Moment da und ich darf euch die frohe Botschaft verkünden: Das Heilmittel ist jetzt in unseren Händen und wir müssen es einfach noch zu Medizin verarbeiten. Danach kann diese an das Volk verteilt werden!“
Als Malek das sagte, erhob sich tosender Jubel. Das Volk rief wild durcheinander und scharte sich um den Magier. Noch einmal hob dieser die Arme und rief: „Bitte hört mich weiter an! Das Heilmittel, von welchem ich spreche, stammt aus einer anderen Ebene als dieser hier. Es handelt sich dabei um eine wertvolle Blume, die sogenannte Feuerblume. Sie besitzt grosse Kraft. Doch einige Dinge müssen bei ihrer Verarbeitung beachtet werden.“ Malek erklärte nun alles, was es über die Blumen und ihre Verarbeitung zu wissen galt. Dann sprach er weiter: „Wir werden in der alten Lagerhalle, neben dem Marktplatz, ein Krankenhaus einrichten. Einige der besten Ärzte und Alchemisten sind bereits kontaktiert und werden schon bald hier eintreffen. Pete und sein Sohn Micha haben die Hauptverantwortung über die Feuerblumen und ihre Vermehrung, während die Heilkundigen dann die Medizin herstellen werden. Alle die an der rätselhaften Seuche leiden, sollen sich in diesem neu errichteten Krankenhaus einfinden und dann wird ihnen das Heilmittel verabreicht. In ein paar Stunden sollte alles so weit sein. Ich muss dann leider nochmals fort, um die Blumen auch in die anderen Welten zu bringen. Aber bei Pete, Micha und seiner Familie seid ihr bestimmt in guten Händen. So gehet nun hin und holt eure Kranken, tragt sie, wenn ihr müsst und sie werden schon bald geheilt werden!“
Erneut erhob sich tosender Jubel und dann zerstreute sich das Volk, aufgeregt schwatzend, in alle Himmelsrichtungen.
Malek wandte sich ab und machte sich zufrieden auf den Weg zur Lagerhalle. Benjamin und die anderen, waren schon fleissig daran, diese auszuräumen und mit dem Nötigsten auszustatten.
„Wie sieht es bei euch aus?“ fragte der Magier.
„Wir sind bald so weit,“ antwortete Ben. „Pia und Lina organisieren noch ein paar Decken und da sind auch noch einige Feldbetten, die wir reinstellen könnten. Die Mediziner sind ausserdem schon eingetroffen.“
„Das ist sehr gut! Dann werde ich sie kurz begrüssen, euch mit meiner Magie, noch beim fertig einrichten helfen und dann machen wir das Feuer!“
Es dauerte nicht lange, bis hohe Flammen in den Himmel züngelten. Benjamin meinte: „Dann schauen wir jetzt also mal. Ich hoffe Aurelia hatte recht und es funktioniert auch wirklich.“ Malek nickte hoffnungsvoll und holte eine der Blumen aus einem Beutel, den er bei sich trug. Noch immer glimmte diese, wie ein leuchtendes Herz, im Inneren der klaren Quarzschicht. Alle Gefährten, sowie die Heilkundigen und einige Stadtbewohner, reckten neugierig ihre Hälse. Die Nerven der Freunde waren zum Zerreissen angespannt. Was wenn es doch nicht funktionierte? Was wenn alles umsonst gewesen war?
Vorsichtig legte der Magier die Blume ins Feuer, während er einige leise Dankesworte zu ihr sprach.
Jetzt blieb ihnen nichts weiter übrig als abzuwarten.
Die Feuerblume begann nun immer mehr und mehr zu glühen. Es wirkte fast so, als ob sie sich aufblähen würde. Dann gab es plötzlich ein ploppendes Geräusch und ein paar rote Samen wurden von der Blüte abgegeben! Diese wurden immer grösser und grösser. Bis daraus, in kurzer Zeit, fünf weitere Feuerblumen entstanden waren!
„Macht euch bereit!“ rief Malek den Alchemisten zu. „Die Blumen müssen sogleich verarbeitet werden, bevor sie ganz auskühlen, dann bleibt ihre Kraft erhalten!“
Einer der Mediziner eilte herbei und holte eine der Blumen, die gerade gewachsen war mit einer Zange aus dem Feuer. Daneben brodelte in einem grossen Topf bereits eine Flüssigkeit, aus verschiedensten Zutaten. Der Alchemist zerstiess die Blume sofort in einem Mörser und warf sie dann ebenfalls in den Topf.
„Wie viele Nachkommen kann so eine Blume wohl hervorbringen?“ fragte Pia. Manuel sprach in Gedanken zu der Blume und fragte sie.
„Noch ein paar mehr, sind schon möglich,“ antwortete ihm diese. „Ihr könnt mich noch etwas länger im Feuer lassen. Es tut mir gut.“ Manuel leitete diese Worte an Malek weiter und so liessen sie die Blume noch etwas in den Flammen liegen. Diese erzeugte nochmals mehr als ein Duzend Nachkommen. Malek legte noch einige weitere Feuerblumen in die Flammen und auch diese produzierten eine grosse Anzahl am Samen, die alle zu weiteren, der wundersamen Pflanzen heranwuchsen. Die Alchemisten arbeiteten ohne Unterbruch und füllten die, aus den Blumen gewonnene Medizin in bereitgestellte Phiolen ab, die sie dann sogleich mit kleinen Korken verschlossen.
Schliesslich trafen bereits die ersten Bürger mit ihren erkrankten Angehörigen und Freunden ein.
„Zuerst jene, denen es am schlechtesten geht!“ rief Malek. Ein paar Männer brachten eine Frau herein, welche vor Kurzem ins Komma gefallen war.
„Alle die das Bewusstsein verloren haben, sofort dort herüber auf die Betten!“ wies der Magier die Anwesenden an. Dann nahm er eine Flasche und ging zu der ohnmächtigen Frau. Er untersuchte sie und sprach mit ernster Miene: „Bei ihr ist die Erfrierungskrankheit schon weit fortgeschritten. Wir müssen ihr sofort die Medizin einflössen!“ Er öffnete die Flasche und hielt diese der Kranken an die Lippen. Die anderen Heilkundigen halfen dabei, die Medizin zu verabreichen. Als die Kranke diese runtergeschluckt hatte, sprach Malek: „Wir müssen ihr etwa Zeit lassen! Ihr Organismus muss sich zuerst wieder regenerieren. Hat sonst noch jemand das Bewusstsein verloren?“
„Die beiden dort drüben!“ rief Micha und führte den Magier zu besagten Personen. Es handelte sich dabei um eine weitere Frau und einen Mann. Auch diesen flössten sie nun die Medizin ein und danach auch den anderen, die über Symptome klagten. Alle halfen tüchtig mit und schon bald waren die ersten Kranken versorgt.
Malek ging zurück zu der Frau, welche er zuerst behandelt hatte und nahm ihre Hand in seine. „Sie ist schon etwas wärmer,“ sprach er erleichtert. „Ich glaube, die Medizin wirkt tatsächlich!“ Alle scharten sich nun voller Spannung um das Bett der Bewusstlosen, ihre Angehörigen hielten, leise und hoffnungsvoll schluchzend, ihre Hand.
Und dann auf einmal öffnete die Kranke ihre Augen und schaute erstaunt um sich. Sie war tatsächlich geheilt worden!