Benjamin war tief beeindruckt, von dem was im Sara da berichtete und die beiden nahmen sich vor, den Talisman so schnell als möglich auszuprobieren, wenn Benjamin wieder auf Reisen ging.
Am nächsten Tag dann, standen sie ziemlich früh auf und beschlossen zuerst bei Magdalena vorbeizuschauen, denn diese wusste ja noch gar nicht, wohin es Sara die letzten Tage hin verschlagen hatte. Vielleicht machte sie sich ja grosse Sorgen.
Und tatsächlich, als sie die Amme im Flur, der zu den Personalgemächern führte, antrafen, lief diese mit einem Schrei auf Sara zu und rief: „Wo um alles in der Welt warst du Kind? Ich habe mir grosse Sorgen um dich gemacht! Ich wusste, dass du mit Silberstern ausgeritten bist, aber du hast mir gar nicht gesagt wohin.“ Mit diesen Worten drückte sie ihre Nichte an ihren üppigen Busen.
„Es… tut mir leid…, das Ganze ist eine sehr lange Geschichte. Doch ich war ja nicht allein. Benjamin, Pia und Lord Malek waren bei mir.“
„So etwas habe ich mir schon fast gedacht,“ sprach Magdalena. „Dennoch…ihr hättet mir Bescheid geben sollen.“
„Ja, ich weiss.“ Sara fühlte sich plötzlich sehr schuldig. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass ihre Tante sie so vermissen würde. Es war eben auch so viel passiert.
Benjamin legte den Arm um seine Liebste und sprach: „Ich kann dir versichern, liebe Magdalena, dass Sara bei uns in guten Händen war.“ Dabei blickte er das Mädchen liebevoll an.
„Ihr wirkt so vertraut miteinander,“ stellte Magdalena fest. „Seid ihr jetzt tatsächlich ein Paar!?“
„Ja, seit kurzem.“
„Oh beim grossen Schöpfer!“ Die kurvige Dame klatschte freudig in die Hände. „Das sind ja wundervolle Neuigkeiten!“ Gleich darauf, zwinkerte sie Benjamin verschmitzt zu. „Dann hast du dich jetzt also endlich dazu entschlossen, dein Singledasein an den Nagel zu hängen?“
„Ja. Deine Nichte hat mich nun mal verzaubert und das vom ersten Augenblick an. Sie ist die Liebe meines Lebens. Das weiss ich jetzt schon.“
„Hach wie schön!“ Magdalenas dunkle Augen füllten sich auf einmal mit Tränen der Rührung und sie schniefte in eins ihrer spitzenbesetzten Taschentücher, die sie stets bei sich trug. Dann drückte sie Sara und Benjamin erneut fest an sich. „Ihr seid so ein schönes Paar! Dennoch hättet ihr euch mal bei uns melden sollen. Wir alle machten uns Sorgen, vor allem um dich, Sara. Auch die Königsfamilie. Ausserdem…,“ Ihr Stimme wurde ernst. „Deine Arbeiten mussten, während deiner Abwesenheit, natürlich von jemandem anderen übernommen werden und ich musste mir allerlei Ausreden für dich ausdenken.“
„Tut mir echt leid…“ sprach Sara zerknirscht. „Aber es ist so viel passiert Tante. Es gab auch einen Grund, warum ich mich nicht bei dir melden konnte.“
„Dann wird es Zeit, dass du mir alles ausführlich erzählst. Ich bin sowieso gerade auf dem Weg zur Königsfamilie. Ich muss mit ihr die Einkäufe für die kommende Woche durchsprechen. Sie werden sich bestimmt auch sehr für deine, bzw. eure Geschichte interessieren.“
„Wir hatten sowieso vor sie gleich nachher zu besuchen,“ meinte Ben. „Sind sie denn schon wach?“
„Ja. Das Frühstück wurde ihnen bereits serviert. Sie halten sich im Grünen Salon auf. Kommt mit!“
Unterwegs trafen sie auf Pia, Malek und Nofrete. Letztere freute sich sehr über die Rückkehr der Grossen Führer und umarmte alle herzlich. Auch bei Sara tat sie das, denn natürlich wusste sie von Malek bereits, was sich alles zugetragen hatte.
Sara wurde ziemlich verlegen, als sie von der Königstochter so liebevoll behandelt wurde und zugleich freute es sie sehr. So machten sich schliesslich alle zusammen, auf in den Grünen Salon.
Ismala und Damian freuten sich ebenfalls sehr, die Freunde wiederzusehen und waren froh, dass es allen gut ging. Spontan luden sie die ganze Truppe zum Frühstück ein, inklusive Sara und Magdalena.
Sara sass neben Benjamin auf einem sehr gemütlichen, eleganten Sofa und die beiden hielten sich liebevoll an den Händen. Einer der Serviceangestellten, brachte noch ein paar Gedecke und einige Leckereien mehr, herbei. Sara konnte noch immer nicht recht glauben, dass sie nun tatsächlich mit der Königsfamilie, den Grossen Führern und Lord Malek, an einem Tisch sass.
Wie es Silberstern ihr vorausgesagt hatte, wurde sie von allen wie ein Familienmitglied behandelt. Und auch Magdalena war vollkommen in diese illustre Gemeinschaft eingebunden. Vielleicht war die Distanz, zwischen Adligen und Bürgerlichen, doch nicht so gross, wie die dunkelhaarige Frau es bisher gedacht hatte...
„Noch etwas Kaffee?“ fragte die Prinzessin gerade und goss Sara spontan eine Tasse ein. Dasselbe tat sie auch bei ihrer einstigen Amme. Eine Prinzessin, die ihre Untergebenen bewirtete… sehr sympathisch! Saras Achtung für die Königsfamilie wuchs zusehends und sie fühlte sich in ihrer Gegenwart das erste Mal so richtig wohl.
Während sie gemütlich zusammen frühstückten, erzählten alle ihre Geschichten. Besonders Saras Geschichte hinterliess dabei einen mächtigen Eindruck. Dabei verschwieg die junge Frau jedoch, dass Silberstern ein Einhorn war und nun ein fremdes Pferd an seiner Stelle im Stall von Magdalena stand.
Als ihre Tante erfuhr das Sara tatsächlich unter solch besonderen Umständen in die Welt der Trolle gelangt war, wurde sie ganz aufgeregt.
„Du warst also tatsächlich im Reich des Tagmondes? Dort wo es mich einstmals hin verschlagen hatte?“
„Ja. Trion und Triandra lassen dich übrigens herzlich grüssen!“
„Mein Gott Triandra und Trion! Ich erinnere mich gut an sie. Sie haben sich rührend um mich gekümmert, als ich dort war.“
„Ja, die beiden sind wirklich sehr nett. Sie sind jetzt übrigens ebenfalls ein Paar, so wie Benjamin und ich.“
„Hach, wie schön! Ich dachte schon immer, dass die beiden gut zusammenpassen würden. Und diese bösen Trolle haben dich also tatsächlich für diese… Tri- Chan gehalten?“
„So ist es,“ antwortet Benjamin. „Wir fanden sogar heraus, das Tri- Chan eine frühere Inkarnation von Sara war. Das hat dem Konflikt zwischen den Trollen- Clans schliesslich eine wichtige Wende gegeben. Ausserdem hat uns ja auch der Feuer- Greif geholfen.“
„Das ist einfach unglaublich!“ rief Ismala aus. Mit diesen Worten, legte sie Sara voller Wertschätzung die Hand auf die Schulter. „Das hast du wirklich sehr gut gemacht! In dir steckt eine grosse Kraft! Das habe ich schon immer vermutet.“
„Wirklich?“ fragte Sara erfreut.
„Ja, du bist eindeutig zu Höherem bestimmt, mein Kind. Dem werden wir in Zukunft etwas mehr Beachtung schenken. Bestimmt finden wir für dich eine Arbeit, die deinem Potenzial noch besser gerecht wird, als es deine momentanen Pflichten tun. Vielleicht übertragen wir dir ja bald etwas mehr Verantwortung. Doch darüber werden wir uns dann später noch ausführlicher unterhalten.
Jetzt erzählt aber weiter! Ich will alle Details hören!“