Sara erschrak zu Tode, als Triobald nun doch zum Angriff blies und es scheinbar sogar persönlich auf sie abgesehen hatte, denn er wollte sich nun hasserfüllt auf das Mädchen stürzen. Doch der boshafte Troll hatte seine Rechnung ohne die Männer gemacht, die die Seite gewechselt hatten. Diese bildeten sogleich einen dichten Wall, um Sara mit ihren Körpern zu schützen. Die junge Frau war tief bewegt von ihrer Treue.
Der Greif, welcher seine Kreise noch immer über dem Schlachtfeld zog, sah dass die Situation allmählich ausser Kontrolle geriet und nachdem er die Kraft des ewigen Lichtes erbeten hatte, setzte er zum Sinkflug an.
Triobald indes, schwang in wildem Zorn sein Schwert, um sich eine Gasse zwischen den Meuterern hindurchzuschlagen. Doch als seine Klinge auf den Körper des ersten Mannes traf, zerbrach sein Schwert in zwei Teile! Der Mann, auf den er es abgesehen hatte, blieb tatsächlich unverletzt und blickte ungläubig an sich herunter. „Das war der Greif!“ rief Sara. „Schaut nur!“ Sie deutete hinauf in den Himmel und sah, wie der Greif nun ganz nahe über ihnen weitekreiste. Er war umgeben von einer Wolke aus feurig zuckenden Blitzen. Einer dieser Blitze, traf nun Triobald und schleuderte ihn mit dem Gesicht nach vorne zu Boden. Er versuchte sich wieder aufzurappeln, doch es gelang ihm nicht. So musste er hilflos zappelnd liegenbleiben, bis einige von Triandras Leute ihn schliesslich auf die Füsse zurückzogen und abführten.
Einige Bogenschützen jedoch, welche Triobald immer noch treu ergeben waren, hoben ihre Pfeilbogen und ein dichter Hagel von Pfeilen, flog auf die unbewaffneten Trolle zu. Entsetzt hoben diese ihre Arme, um sich wenigstens einigermassen vor den Pfeilen zu schützen. Doch noch im Flug, verwandelten sich die Geschosse in Hunderte goldgelbe Trollblumen und fielen als Blütenregen vom Himmel, herab auf die jubelnde Menge.
„Unglaublich!“ rief Trion „Was geschieht da?“
„Das muss der Greif sein!“ freute sich Pia.
Doch noch war es nicht ausgestanden, denn Triobalds restliche Armee stürzte sich nun wild schreiend auf die friedfertigen Trolle von Triandra. Schwerter, Speere, Äxte und Lanzen blitzten dabei bedrohlich auf.
„Haltet stand!“ rief diesmal Benjamin. „Der Greif wird nicht zulassen, dass uns etwas geschieht!“ So blickten er und seine Truppen den Angreifern mehr oder weniger gelassen entgegen. Und tatsächlich! Einige der Waffen, welche Triobalds Männer trugen, wurden ihnen mit einem plötzlichen Ruck aus den Händen gerissen und verwandelten sich in verschiedene Gemüse oder ebenfalls Blumen. Eine Lanze, die für Malek bestimmt gewesen war, wurde zu einer riesigen, weissen Spargel. Der Magier grinste triumphierend: „Diesen Pflanzen- und Blumen Trick habe ich übrigens auch drauf! Wenn auch nicht im gleichen Ausmass, wie der Greif!“ Benjamin lachte laut auf und klopfte seinem Magier- Freund auf die Schulter. Dieser machte sich nun selbst einen Spass daraus, alle Waffen, die ihm oder seinen Freunden zu nahe kamen, in irgendwelches Grünzeug zu verzaubern.
Schliesslich standen Triobalds Schergen genauso wehrlos da, wie die Anhänger Triandras. Fassungslos schauten sie auf ihre Waffen, die nun keine Waffen mehr waren. Einige von ihnen suchten nun ihr Heil in der Flucht, doch der Greif trieb sie zurück und umgab alle mit einem weiteren, noch undurchdringlicheren Wall, aus zuckenden Blitzen und Feuer. So gab es kein Entrinnen für die feindseligen Trolle. Sara kehrte mit ihren Beschützern zu Benjamin und den anderen zurück. Ihre Augen strahlten vor Erleichterung und Glück und sie warf sich in die Arme ihres Liebsten.
Triobald wurde vor Triandra geführt. „Was geschieht nun mit ihm?“ fragte einer der Männer, die sich auf Saras Seite geschlagen hatten. Triandra wirkte ein wenig ratlos, denn sie war es sich bisher nicht gewohnt über jemanden auf solche Weise zu richten.
Rauschende Schwingen erklangen und der Greif landete nun neben den Freunden. Respektvoll wurde dem gewaltigen Wesen Platz gemacht. Dieses beugte sich jetzt ganz tief zu dem boshaften Troll hinab, welcher nun zitterte wie Espenlaub. „Das kommt drauf an, ob er einsichtig geworden ist und endlich von seinem verderblichen Wege ablässt. Nun Triobald? Bist du einsichtig geworden?“ Bei dieser Frage, durchbohrten seine scharfen Adleraugen den bärtigen Troll. Dieser stotterte voller Angst: „Aber… natürlich!“ „Du lügst!“ donnerte der Greif. „Du bist noch immer ein Eiferer, voller Hass und Rachegelüste!“ „N…nein, ganz bestimmt nicht, grosser… Greif!“ Die Augen des Mischwesens blitzten bedrohlich. Es war sichtlich zornig und es wirkte beinahe, als wolle es den boshaften Troll sogleich auffressen. „Du kannst mir nichts vormachen!“ sprach es. „Ich sehe dein Innerstes genau! Ich kann in dir lesen wie in einem offenen Buch.“
„Nein, nein! Du irrst dich!“ wehrte Triobald ab. „Schweig, elender Wurm! Wenn du wenigstens noch ehrlich wärst, ich würde dich mehr respektieren. Doch nun sehe ich, dass dein Herz schon viel zu zerfressen von der Finsternis ist. Die böse Saat ist bereits zu stark in dir gewachsen und du stellst nach wie vor eine grosse Gefahr für diese Welt dar. Darum werde ich dir wohl eine Lektion erteilen müssen!“ Der Greif machte eine bedrohliche Bewegung auf Triobald zu. Dieser wurde immer kleiner und kleiner, duckte sich voller Angst und Panik unter dem durchdringenden Blick des rotfunkelnden Geschöpfs. „Bitte! Töte mich nicht!“ flehte er wie ein wehrloses Kind. „Ich… werde alles tun, was du von mir verlangst.“ „Dafür ist es zu spät. Ich kann dich, nachdem ich in deine Seele geblickt habe, nicht mehr auf die anderen Lebewesen loslassen. Darum werde ich etwas anderes tun müssen!“ Der Greif hob nun seine gewaltige Vorderklaue und ergriff damit den laut schreienden Troll.
„Wirst du ihn töten?“ fragte Benjamin nun und man merkte, dass ihm dieser Gedanke doch etwas zu schaffen machte. Der Greif blickte dem blonden Mann prüfend in die Augen. „Meinst du denn, ich sollte ihn verschonen?“
„Das nicht gerade, aber… ihn zu töten finde ich nun doch etwas drastisch. Können wir ihn nicht einfach irgendwo wegsperren?“
Das Mischwesen hob Triobald nun etwas höher hinauf. Dabei betrachtete er ihn eingehend und mit einem spöttischen Ausdruck in seinen stechenden Adleraugen. „Nun… ich weiss nicht so recht… wie ich mit dir verfahren soll Triobald. Meinst du, du hast Gnade verdient?“
Der Angesprochene war jedoch gerade so von Schreck ergriffen, dass er kein Wort über die Lippen brachte.
„Würdest du irgendjemanden von diesen Leuten da unten Gnade erweisen, wenn sie sich in deiner Gewalt befinden würden?“ fragte der Greif weiter.
Bei dieser Frage senkte der Troll nun zerknirscht seinen Blick. „Deine Reaktion ist mir Antwort genug!“ Der Greif wirbelte Triobald nun durch die Luft und öffnete seinen scharfen Schnabel, als würde er ihn sogleich verschlingen wollemn. Doch kurz davor, fing er ihn wieder mit seiner Kralle auf. Der Troll schrie sich beinahe die Seele aus dem Leib und sein Körper erschlaffte zusehends. Halb benommen vernahm er die weiteren Worte des Greifs, welche dieser nun an Benjamin und die anderen richtete: „Also gut, ich werde ihn noch einmal verschonen. Aber ich werde ihn an einem für ihn passenden Ort unterbringen.“
Sogleich kehrten Triobalds Lebensgeister wieder zurück: „Du… tötest mich doch nicht?“ fragte er ungläubig.
„Vorerst nicht. Aber das hat noch nichts zu bedeuten. Ab heute, wirst du auf jeden Fall eine Menge Zeit haben, um über dich und deine Vergehen nachzudenken. Ich hoffe du bist schlussendlich klug genug, den richtigen Weg einzuschlagen, denn glaube mir, das Omniversum ist mitten in grossen Umwälzungen und das ist die Wahrheit!“ Erneut wandte sich das Mischwesen an Triandra und ihre Leute. „Ich werde bei Sonnenuntergang wieder zu euch stossen. Führt die restlichen Mitglieder von Triobalds Armee erst einmal ab und sperrt sie ein. Wir werden später entscheiden, was mit ihnen geschieht; Je nach dem Grad ihrer Einsicht. Bis dann!“
Mit diesen Worten wirbelte der Greif Triobald nochmals herum und schwang sich dann mit dem zappelnden, schreienden Möchtegern- Reformator und unter dem Jubel der Menge, empor in die Lüfte!
„Ein toller Abgang!“ grinste Benjamin und wandte sich dann zu Sara um. Nun Tri- Chan! Hättest du vielleicht Lust mit mir auf den Horizont zuzureiten?“ Auf dem Gesicht des Mädchens erschien ein Strahlen, denn sie hatte schon lange von so einem Ritt geträumt. So erwiderte sie: „Nichts lieber als das, mein… Prinz!“ So schwang sich Benjamin hinter seiner Liebsten auf den Rücken von Silberstern und die beiden preschten los!