Es dauerte nicht lange und Benjamin und Sara kehrten mit dem frischem Tee zurück. Sie waren gut gelaunt und schienen sich blendend zu verstehen. „Es tut mir leid,“ entschuldigte sich Benjamin charmant „es sind leider einige Tassen und ein Krug, bei dem kleinen Malheur vorhin, zu Bruch gegangen. Es war unsere Schuld. Wir haben Sara erschreckt."
„Das ist doch kein Drama!“ lächelte Ismala und Sara atmete erleichtert auf. Die Königin erhob sich nun und schloss Benjamin in die Arme. „Willkommen mein Lieber und vielen Dank für deine Hilfe!“
„Das war doch selbstverständlich. Ich bin sehr froh, dass die Feuerblumenmedizin bei dir so gut gewirkt hat. Wir haben uns alle grosse Sorgen um dich gemacht.“
Sara blieb noch einen Moment unschlüssig stehen, dann zog sie sich leise zurück. Niemand achtete mehr auf sie und irgendwie stimmte sie das traurig. Aber sie gehörte nun mal nicht dazu. Obwohl sie einen kurzen Moment das Gefühl gehabt hatte, dazuzugehören.
Der wundervolle, blonde Mann, mit den strahlenden Augen, hatte ihr das Gefühl vermittelt, etwas Besonderes zu sein. Dabei war und blieb sie doch nur eine Zofe. Je früher sie das einsah, umso besser. Da war einfach eine Distanz zu Benjamin und auch der Königsfamilie, die nicht so einfach überbrückt werden konnte. Sara fühlte sich einfach nicht auf der gleichen Stufe mit ihnen.
Ihre Tante Magdalena versuchte ihr das zwar immer auszureden, denn ihrer Auffassung nach, waren alle Schlossbewohner gleichwertig, sie hatten einfach nur andere Aufgaben zu erfüllen. Magdalena liebte und verehrte die Königsfamilie und besonders mit Nofrete, verband sie immer noch eine tiefe Zuneigung.
Sara konnte das nicht wirklich nachempfinden. Auch wenn die Königsfamilie immer sehr freundlich und fair zu ihr gewesen war, sie blieb nun mal die Königsfamilie und schlussendlich erteilte sie, all ihren Angestellten, ihre Befehle. So war es und so würde es immer bleiben. Dasselbe galt für Benjamin. Er stand als Grosser Führer weit über ihr und doch… hatte er ihr das angenehme Gefühl vermittelt, dass er und sie gleichwertig waren. Das würde sie niemals vergessen können. Seufzend warf sie noch einen letzten Blick über die Schulter und machte sich dann wieder an ihre Arbeit.
„Ihr habt ja wieder eine Menge erlebt!“ meinte Damian beeindruckt, als die drei Freunde ihre Geschichte erzählt hatten. „Das ist aber noch nicht alles,“ sprach Malek. „Nun haltet euch fest! Erinnert ihr euch an den jungen Manuel, der vor Kurzem mit uns hier war?“
„Ja natürlich!“ rief Nofrete.
„Ich habe ihn leider bisher noch nicht kennengelernt,“ bedauerte Ismala „aber ich hörte von Damian, dass er ein sehr besonderer Junge ist.“
„Ja, das ist er tatsächlich. Und wir haben etwas Unglaubliches über ihn herausgefunden.“
„Was denn!“ fragte Nofrete und ihre Augen weiteten sich vor Neugier.
„Ich wendete bei ihm ein Ursprungsfindungs- Ritual an, weil er manchmal so seltsame Visionen hatte und wahrlich Erstaunliches, ist dabei herausgekommen.“
„Nun rück schon damit raus!“ rief die Prinzessin ungeduldig.
Malek senkte etwas seine Stimme und blickte sich um, als fürchte er, dass ihn jemand belauschen könnte. Dann sprach er verschwörerisch: „Manuel war einst Ululala, stellt euch das vor!“
„Waas?“ rief Damian „Unser Ululala!? Seid ihr da auch ganz sicher?“
„Ja, 100%- ig!“ entgegnete Benjamin. „Manuel weiss Dinge, die niemand sonst weiss und er ist ein grossartiger Alchemist.
„Schon als wir ins Kristallreich kamen, begannen bei Manuel verschiedenste Erinnerungen, an sein einstiges Leben, aufzuflammen. Wir mussten ganz sicher gehen, darum hat Malek ihn dem genannten Ritual unterzogen. Danach war alles ganz klar und Manuel erinnert sich jetzt wieder an alles. Er kann sogar die uralte Sprache lesen, die nicht mal Malek beherrscht. Er fand schliesslich in der Bibliothek des Regenbogenschlosses, das alte Alchemie Buch, das Ululala einst selbst verfasst hatte und darin stand tatsächlich etwas über die Feuerblumen und ihrer Wirkungen. Das alles ist sehr eindrucksvoll.“
„Das kann ich mir gut vorstellen,“ staunte Damian. „Ich ahnte schon von Anbeginn, dass dieser Junge etwas Besonderes ist, ebenso wie ihr. Kaum zu glauben! Ululala ist tatsächlich in einem menschlichen Körper zu uns zurückgekehrt!“
„Aber habt ihr ihn denn nicht hierher mitnehmen wollen?“ fragte Nofrete etwas enttäuscht.
„Nein, leider nicht. Manuel wollte im Kristallschloss bleiben. All die neuen Erkenntnisse, die er die letzte Zeit gewonnen hat, waren wohl etwas viel für ihn. Er meinte er müsse sich noch über manches klar werden. Wir konnten ihn leider nicht überreden, uns zu begleiten. Aber vielleicht gibt es ja, zu einem späteren Zeitpunkt, nochmals eine Gelegenheit.“
„Das hoffen wir sehr,“ sprach Ismala. „Ich möchte ihn unbedingt auch einmal kennenlernen. Zumal er die Reinkarnation eines uralten Freundes von uns ist.“
Nofrete und Damian nickten zustimmend.
Dann frage die Prinzessin. „Und wie geht es jetzt weiter, nachdem ihr ein Heilmittel für die Seuche gefunden und diesen Darkuloz besiegt habt?“
„Ich denke, als nächstes werden wir uns wohl ins Wasserreich begeben,“ antwortete Pia. „Wir hörten von Unruhen, die dort herrschen sollen. Vielleicht brauchen sie unsere Hilfe.“
„Unruhen im Wasserreich?“ Nofretes Stimme klang erschrocken. „Also darum sind einige der Gewässer auf einmal, ohne ersichtlichen Grund, schlecht geworden!“
„Die Gewässer sind schlecht geworden?“ fragte Malek uns seine Miene verdüsterte sich.
„Ja. Einer der grossen Seen, in unserem Reich, ist davon betroffen und ein paar Grundwasserbrunnen und Fliessgewässer auch.“
„Das klingt aber gar nicht gut.“
Ismala nahm einen Schluck Tee und schaute dann nachdenklich in ihre Tasse. „Das stimmt. Der Minister, der vorhin da war, hat uns gerade darüber informiert. Das Ganze gibt uns schon sehr zu denken. Nun wissen wir wenigstens einen möglichen Grund für diese rätselhaften Vorkommnisse. Es kann sehr gut sein, dass irgendetwas aus dem Gleichgewicht geraten ist, durch diese Unruhen im Wasserreich.“
Malek und die Geschwister nickten besorgt und der Magier sprach: „Es wird also langsam Zeit, dass wir der Sache auf den Grund gehen. Wir werden Morgen gleich aufbrechen.“
„Ihr verlasst uns schon wieder?“ fragte die Prinzessin traurig.
„Ja, leider muss es sein,“ Malek legte den Arm um seine Liebste.
Nofrete seufzte tief und meinte. „Aber dann will ich wenigstens heute noch etwas von dir haben.“ Sie wandte sich an die Turners „Wäre es in Ordnung, wenn Malek und ich uns noch etwas zurückziehen? Wir treffen uns dann alle wieder zum Mittagessen, okay?“
„Natürlich,“ erwiderten die Angesprochenen verständnisvoll. „Wir werden schon eine Beschäftigung finden.“
„Ihr dürft auch gerne noch einen Tee nehmen und etwas weiter mit uns plaudern,“ meinte Ismala lächelnd.
„Aber gerne doch!“
Und so geschah es.