Hilfe naht!
Die Abtrünnigen
Der Dolch fiel klirrend zu Boden. Die drei Freunde rappelten sich auf, denn die Explosion, die der Ritter erzeugt hatte, hatte sie zu Boden geschleudert. Doch sie waren zum Glück alle unverletzt geblieben. Der Sternenschild umgab Hungoloz noch immer, als er den magischen Diamantdolch wieder aufhob und ihn an Benjamin zurückgab. Pia sprach: "Sternenglanz beend deinen Tanz!" und der Stab der Sternenfeen, erlosch wieder.
Keuchend fragte der blonde Elf „Ist er tot?“
Pia erwiderte: „Ich weiss es nicht genau, aber auf jeden Fall wird er jetzt sehr geschwächt sein. So bald wird er keinen ernsten Schaden mehr anrichten können.“
Die drei wollten sich abwenden und sich gerade auf den Heimweg machen, als auf einmal lautes Geschrei an ihre Ohren drang. Einige der Elfen, in den schwarzen Rüstungen, stürmten mit gezückten Waffen auf sie zu. Es waren jedoch viel weniger, als sie vermutet hätten. Dennoch, sie alle zu besiegen, würde schwierig werden. Die Freunde stellten sich noch einmal zum Kampf, auch wenn die Müdigkeit ihnen bereits deutlich in den Knochen sass.
Doch in diesem Moment, erklangen noch andere Kriegsschreie vom Rand des Lagers her!
Die feindlichen Elfen hielten inne und blickten von dem zerstörten Zelt und den drei Freunden, gehetzt herüber zu den, sich schnell nähernden Feinden.
„Das ist Makraloz mit der Verstärkung!“ rief Benjamin erleichtert.
„Malek ist auch dabei!“ Der Magier hob gerade seine Arme und die dunkel gekleideten Elfen, wurden von einer seiner magischen Attacken, sogleich zu Boden geschleudert. Voller Freude liefen ihnen die drei Freunde entgegen. „Ihr kommt gerade richtig!“ rief Pia.
Alle umarmten und begrüssten sich, während einige von Makraloz‘ Leuten, Darkuloz Getreue mit ihren Schwertern und Pfeilbogen in Schach hielten. Ein eher schmächtiger Elf mit verwaschenem, dunkelblonden Haar, trat aus den Reihen der dunklen Elfen, blickte sich mit grossen Augen um und fragte: „Aber… wo ist unser dunkler Fürst?“
„Den haben wir erledigt,“ erwiderte Pia kalt.
„Erledigt? Aber… Was sollen wir jetzt tun?“ fragte der Elf, mit einem beinahe kindlichen Ausdruck in den Augen.
„Das was ihr schon lange hättet tun sollen,“ zischte Hungoloz verächtlich. „Euch endlich wieder, wie richtige Waldelfen verhalten!“ „Aber… wir sind noch so wenige…, habt ihr sie alle getötet?“
„Wir haben sonst niemanden getötet.“
„Seltsam. Es fehlen so viele.“
Hungoloz und die anderen, blickten leicht beklommen um sich. Tatsächlich fehlten einige von Darkuloz' Anhänger. Der Elf mit dem Dobermanngesicht, der sie hergebracht hatte z.B., war ebenfalls nirgends zu sehen. „Durchsucht alle Zelte und den umliegenden Wald!“ befahl Hungoloz, einem Teil seiner Männer. „Vielleicht sind sie noch irgendwo. Wir dürfen sie auf keinen Fall entkommen lassen!“
„Vielleicht sind sie ja auch verschwunden, als wir Darkuloz besiegt haben,“ meldete sich Benjamin zu Wort.
„Verschwunden?“ wollte Makraloz wissen. „Geht so etwas denn?“
„Ja, wenn sie aus derselben dunklen Welt wie Darkuloz gekommen sind, dann kann es gut sein, dass sie verschwinden, wenn er sehr geschwächt wird oder sogar stirbt.“
„Aber was ist dann mit denen da?“ Makraloz deutete auf die Handvoll Elfen, welche sie gerade gefangengenommen hatten.
„Sie scheinen tatsächlich echte Waldelfen zu sein, die sich von Darkuloz Geschwätz einfach zu sehr haben einlullen lassen.“
Die Blicke von Makraloz und seinen Getreuen, schweifte angewidert über die abtrünnigen Brüder. „Sie sind gemeine Verräter und haben Darkuloz geholfen, gegen andere ihrer Art, in den Krieg zu ziehen,“ zischte Hungoloz‘ Vater.
„Wir hatten einfach Angst,“ meinte der schmächtige Elf, der vorhin schon gesprochen hatte. „Unsere Sippen haben sich auch wegen dieser Angst, dem finsteren Fürsten angeschlossen.“
Er schaute etwas hilflos zu Hungoloz herüber, der nun wieder den edlen Blättermantel trug, der ihm Markuloz vererbt hatte. „Wir wussten einfach nicht mehr weiter. Die Bäume… sie sind alle nach und nach krank geworden und auch viele unserer Brüder und Schwestern starben an dieser schrecklichen Seuche. Als wir dann von Markuloz’ Tod erfuhren, schlossen wir uns Darkuloz an, weil er uns versprach, dass er sich um uns kümmern würde.“
Hungoloz schnaubte verächtlich. „Als ob so einer wie Darkuloz, sich jemals wirklich um jemanden anderen kümmern würde! Ihm ging es nur um Macht und darum Zwietracht im Kreise der Waldelfen zu säen. Das und nur das, war sein verderbliches Trachten!“
„Aber… er hat uns versprochen, dass er uns durch diese schwierige Zeit helfen würde. Ausserdem brachte er uns bei, uns gegen jene zu verteidigen, die uns Schaden zufügen wollten.“
„Die einzigen die euch Schaden zufügen wollten, waren Darkuloz und seine… dämonischen Diener selbst! Seid ihr wirklich so blind gewesen, das nicht zu sehen? Habt ihr nicht begriffen, was da wirklich vor sich geht? Darkuloz ist eine der finstersten Kreaturen, die das Omniversum jemals hervorgebracht hat. Schlimmer als der Herr der Finsternis, schlimmer noch als alle anderen bösen Wesen unter dem Himmel! Und ihr habt das nicht gesehen!?“ Seine Stimme war nun zu einem Brüllen angeschwollen und seine Augen funkelten, als Hungoloz den Abtrünnigen diese Worte entgegenschleuderte. Der schlaksige Elf und seine Kumpane zuckten unter dem Zorn des blonden Elfen unmerklich zusammen und senkten schulbewusst ihren Blick.
„Aber… wir hatten keinen König des Waldes mehr… wir mussten handeln!“ startete ein anderer der Abtrünnigen, nochmals einen letzten Versuch der Verteidigung.
Nun mischte sich Malek, mit einem finsteren Blick, ebenfalls ins Gespräch: „Seid ihr denn tatsächlich nicht fähig, eure eigenen Entscheidungen zu treffen?“ fragte er streng „Seid ihr nur Marionetten, die jedem sogenannten Anführer hinterherlaufen? War es das was Markuloz euch einst lehrte?“
Die Abtrünnigen scharrten schuldbewusst mit ihren Füssen in der ausgetrockneten Erde und einige schüttelten beinahe unmerklich ihre Köpfe.
„Nun denn, trefft endlich eure eigenen Entscheidungen und erinnert euch daran, was eigentlich die Aufgabe der Waldelfen ist!“
„Wir haben uns bisher immer um den Wald gekümmert, doch nun gibt es kaum mehr Bäume, um die wir uns kümmern können. Wir sind… verloren…in der Dunkelheit, umgeben von Tod und Kummer…“ murmelte der schmächtige Elf und in seinen Augen lag eine so tiefe Trauer, dass Pia und Benjamin beinahe wieder Mitleid mit ihm bekamen.
Pia meinte etwas sanfter: „Wir haben eine Möglichkeit die Bäume und auch die Kranken wieder zu heilen. Es braucht einfach seine Zeit. Und ihr seid jetzt auch nicht mehr ohne Anführer.“ Sie deutete auf Hungoloz und ihre Augen leuchteten als sie sprach: „Er ist euer neuer König. Der neue König des Waldes: Hungoloz Sohn von Makraloz und Enkel von Markuloz. Ihm könnt ihr von nun an vertrauen!“