Sonnenfeen und Höhlenelfen/Reise ins Nordreich
Die Sonnenfeen lebten in einer Welt, die nur aus Lava und Feuer bestand. Die unterschiedlichen Sonnen, auf denen sie wirkten, waren riesige Reaktoren voll ungestümer Kraft, die alles Leben in den unterschiedlichen Welten, massgeblich beeinflussten und bestimmten. Auch wenn es für sterbliche Wesen undenkbar war, gab es jedoch auch auf diesen feurigen Sternen, verschiedene Städte und Paläste. Diese waren aus einem Material gefertigt, das dem Feuerquarz, im Reich des Feuers, sehr ähnelte, jedoch noch um einiges hitzebeständiger und noch feinstofflicher war. Das war bei der unglaublichen Macht der Sonnenbälle auch nötig. Grosse und kleine Sonnenfeen gingen hier ihren lebenserhaltenden Tätigkeiten nach. Sie liessen dort eine Eruption entstehen, heizten da einen kälter gewordenen Fleck wieder auf und dämmten schädliche Sonnenstürme, Strahlungen und Explosionen, so gut es ging, ein.
Das Gleichgewicht der gewaltigen Himmelskörper zu erhalten, war eine immens wichtige Aufgabe. Die Sonnentöchter waren deshalb auch sehr hohe Geistwesen und pflegten regen Kontakt mit den höchsten Ebenen des Omniversums. Sonnenfeen lebten sehr lange. Doch wenn sie dann doch starben, gelangten sie sogleich in eine der höchsten, himmlischen Ebenen. Dort übernahmen sie dann neue Aufgaben, als aufgestiegene Lichtwesen. Das war auch absolut angemessen, denn durch ihren unermüdlichen Einsatz, beim Erhalten des Sonnengleichgewichts, der oft Tausende von Jahren dauerte, retteten sie täglich Millionen von Leben.
Denn, eines war klar: Ohne Sonnen, kein Leben!
Seit jedoch die grossen Umwälzungen in den Welten begonnen hatten, wurde es auch für die Sonnenfeen immer schwieriger, ihre Heimat- Sonnen und deren Aktivitäten, weiter im Gleichgewicht zu halten. Denn viele Faktoren hatten grossen Einfluss auf diese Aktivitäten. Die immer tiefer abfallenden Schwingungen vor allem auf der Erde, aber auch in den anderen Sphären, beeinflusste auch die Sonnen, da alles miteinander verbunden war. Die Sonnen waren nämlich auch wichtige Pforten, welche das lebenserhaltende Licht der hohen Himmel, in ihrem Inneren umwandelten und in die niedrigeren Sphären weitertransportierten.
Durch die zunehmende Finsternis jedoch, welche durch dunkle Kreaturen, wie die drei Ritter, ihre Opfer und Getreuen erzeugt wurde, wurde das immer schwieriger. Dazu kam noch, dass bei einigen Welten, wie z.B. der Erde, die wertvolle Ozonschicht, welche einst zum Schutz vor schädlichen Strahlungen geschaffen wurde, teilweise beschädigt war. Das hatte auch mit dem destruktiven Verhalten mancher Lebewesen zu tun, die vergessen hatten, wie wichtig das Gleichgewicht in allen Belangen war. Gegen solch Entwicklungen konnten die Sonnenfeen nur wenig unternehmen. Darum arbeiteten sie oft eng mit den Luftgeistern zusammen, damit diese einige Wolken zum Schutz der Welten aufziehen liessen.
Trotzdem, es geriet alles mehr und mehr aus dem Gleichgewicht und das bereitete den strahlenden Feen grosse Sorgen. Ihre Kräfte wurden durch den Mehraufwand, den sie seit einiger Zeit betreiben mussten, auch immer schneller verbraucht und sie spürten, dass es Zeit wurde ihre Reihen zu verstärken.
So begab es sich, dass einige Sonnenfeen, angeführt von ihrer Königin Solana (die Fee, welche auch Pia und Benjamin schon mehrmals erschienen war), von ihrem Elementarfürsten höchstpersönlich, dazu beauftragt wurden, auf die tiefer liegenden Welten hinabzusteigen. Dort sollten sie ihre einst abgefallenen Geschwister aufsuchen, um diese endlich wieder zurück in ihre alte Heimat zu bringen. Bei diesen Geschwistern handelte es sich um keine Geringeren, als die zauberhaften Höhlenelfen!
Schon bald kamen die strahlenden Sonnenfeen beim Eingang des gewaltigen Höhlenlabyrinths an, in welchem die Höhlenelfen, sowie ein grosser Teil der Erdgnomen lebten. Sogleich als sie es betraten, schwächten sie ihren Schein soweit ab, dass sie damit niemandem schadeten. Es kostete sie viel Kraft, aber für diese Mission lohnte sich der Aufwand. Denn sie waren voller Vorfreude darüber, den Elfen die gute Nachricht zu verkünden. Eine Weile schwebten die wundervollen Feen anmutig durch die vielen Gänge und Höhlen des Erdreichs. Ihre Körper leuchteten jetzt nur noch mattrot oder orange.
Schliesslich begannen die Wände des Labyrinths immer mehr in einem phosphoreszierenden Blau zu funkeln. „Hier gibt es eine Menge Höhlenkristall- Adern,“ meinte Solana. „Die Höhlenelfen können nicht mehr weit sein.“
Tatsächlich tauchten kurz darauf die ersten der besagten Elfen auf. Wie kleine, goldene Funken tanzten sie durch die Dunkelheit und führten den mächtigen Sonnentöchtern vor Augen, wie ähnlich sie und ihr Volk sich eigentlich noch immer waren. Als die Höhlenelfen die stattlichen Gestalten der mächtigen Feen erblickten, hielten sie abrupt in ihrem geschäftigen Treiben inne und starrten diese ungläubig an. Irgendetwas, tief in ihrem Innern, sagte den kleinen Geschöpfen, dass das Erscheinen dieser eindrucksvollen Individuen, eine überaus wichtige Bedeutung hatte. Doch da sie noch nie wirklich eine Sonnenfee erblickt hatten, fragten sie: „Wer… seid ihr? Was führt euch hierher?“
Solara übernahm das Wort und sprach: „Wir sind schon seit ewigen Zeiten Verwandte. Ihr kennt doch die alten Legenden eurer Herkunft?“
„Aber natürlich!“ erwiderte eine der Elfen, welche Hiromi genannt wurde und sich schon bei Pia und Benjamin als sehr kommunikativ erwiesen hatte. Sie war eine der Schönsten, Strahlendsten und Wissbegierigsten ihres Volkes. „Wir sollen ursprünglich ein Teil des Sonnenvolkes gewesen sein. Den Sonnentöchtern zu Ehren haben wir viele Statuen in unseren Städten errichtet, stets in der Hoffnung, dass wir einst wieder in unsere alte Heimat zurückkehren dürfen.“
„Dann hat euer Warten nun ein Ende!“ sprach Solara feierlich und liess ihr Licht kurz etwas heller aufleuchten, aber nur gerade so, dass es den Höhlenelfen nicht schadete. „Wir sind hier, um jene von euch zurückzuholen, die sich als würdig erweisen. Es wird Zeit, denn grosse Wandlungen stehen bevor. So freuet euch, freuet euch, eure Heimkehr ist nahe!“
„Ihr… seid also wirklich die… Sonnentöchter?!“ fragten die Elfen ungläubig. Ihre grossen Kulleraugen purzelten dabei fast aus ihrem Kopf und man sah ihre kleinen Herzchen, im Inneren ihres leuchtenden Körpers, wild schlagen. „Dann war die Sonnenkugel, welche die Grossen Führer Benjamin und Pia Turner bei sich trugen, also tatsächlich ein gutes Omen!“
„Das war es. Solaria ist eine unserer kleineren Schwestern. Sie hat sich bereiterklärt die Grossen Führer auf ihrer Mission zu begleiten.
„Das ist einfach unglaublich!“ freuten sich die Höhlenelfen und umschwirrten die Sonnenfeen wie ein goldener Bienenschwarm. „Der Ewige will uns wirklich heimholen?“
„So ist es.“
„Aber… wir ertragen das Sonnenlicht noch immer nicht. Wie soll das zugehen?“
„Wenn eure Seelen bereit sind, dann werdet ihr die Prüfungen, die wir euch stellen bestehen.“
„Was sind das genau für Prüfungen?“ fragte erneut Hiromi.
„Wir testen eure geistige und seelische Entwicklung. Ausserdem unterziehen wir euch der Sonnenprobe.“
„Der Sonnenprobe?“ Furcht spiegelte sich in den zarten Gesichtern der Elfen.
„Ja, doch keine Angst, wir werden vorsichtig sein. Wir beginnen mit einer ganz winzigen Dosis Sonnenlicht, so dass eure Körper sich wieder mehr und mehr daran gewöhnen können. Ist eure Entwicklung weit genug fortgeschritten, wird sich alles wieder einspielen. Vertraut uns! Besteht ihr die Prüfungen, dann steht eurer Rückkehr ins Sonnenreich nichts mehr im Wege.“ Und so geschah es dann auch.