„Nun, grosse Führer und was sind eure Pläne?“
Benjamin erwiderte: „Jetzt da wir Darkuloz vertrieben haben, werden wir wohl nicht mehr allzu lange hierbleiben…,“
Als er das sagte, schien Hungoloz leicht zusammen zu zucken. Doch das fiel nur Pia auf. Als der blonde Elf jedoch ihren Blick suchte, wandte sie sich schnell ab. Sie durfte ihm keine Hoffnungen machen, denn Tatsache war, dass sie und Benjamin tatsächlich sehr bald weiterziehen mussten. Es gab noch so vieles zu tun.
Benjamin sprach aus, was sie gerade dachte: „Wir haben noch sehr viel zu tun und müssen noch so manches in Ordnung bringen.“
„Braucht ihr einen Rat von uns oder habt ihr sonst noch eine Frage?“ wollten die Bäume wissen. Die Geschwister zögerten und traten etwas unsicher von einem Fuss auf den anderen.
Gleich darauf erklangen die Stimmen der Tannen in ihrem Inneren, so dass die anderen Anwesenden, es nicht mit anhören konnten.
„Ihr könnt auch in Gedanken mit uns sprechen, wenn euch das lieber ist,“ boten die Bäume an.
Pia und Benjamin nickten zustimmend und der blonde Mann sprach auf telepathischem Wege zu den Tannen: „Nun… eine Frage hätten wir vielleicht doch noch. Aber ich weiss nicht, ob ihr uns dabei helfen könnt. Wir sind auf der Suche nach einem ganz besonderen Schlüssel. Er dient dazu, den Weg ihn ein Art Zwischendimension zu öffnen, das Reich des Schwarzen Obelisken.“
Einen Augenblick lang war es, als würden die Goldenen Tannen den Atem anhalten und ein Zittern lief durch ihre Äste. Dann antworteten sie: „Warum wollt ihr so eine schreckliche Welt überhaupt betreten? Obislav, der Geist des schwarze Obelisks, ist sehr gefährlich, voller Bosheit und Tücke.“
„Das wissen wir. Aber wir müssen ihn zerstören bevor… die drei bösen Ritter ihn finden. Sie haben uns das Medaillon der vier Gewalten gestohlen und wenn sie den Schlüssel zu Obislavs Welt vor uns finden, dann öffnet jener ihnen womöglich alle Sphären- Tore. Das darf nicht passieren! Unglaubliche Zerstörung wäre die Folge.“
„Das ist uns natürlich bewusst. Aber leider können wir euch auch nicht viel über diesen rätselhaften Schlüssel sagen. Er wurde absichtlich sehr gut versteckt. Es gibt aber vielleicht Wesen, die mehr darüber wissen könnten.“
„Von was für Wesen sprecht ihr?“
„Von den grossen Greifen. Es gibt im ganzen Universum nur vier von ihnen, für jedes der vier Elemente und der vier Himmelsrichtungen einen. Es sind uralte Geschöpfe, mit einem ganz besonderen Wissen über das Diesseits, sowie das Jenseits.“ ( https://wiki.yoga-vidya.de/Greif )
„Greife? Sind das nicht diese Fabelwesen, welche halb Adler, halb Löwe sind?“ fragte Pia.
„Sie sind keine Fabelwesen, es gibt sie wirklich. Die Menschen jedoch haben grösstenteils ihren Glauben an sie verloren. Dennoch sie sind da und sie sind gewaltige, überaus mächtige Kreaturen. Greife sind gleichermassen Symbol für Himmel und Erde, für Geist und Materie. Alle Eigenschaften und Elemente, vereinigen sich in ihnen. Als Behüter sind sie beschützend und sanft, als Rächer gefährlich und unnachgiebig. Sie sind Wächter über grosses Wissen und nicht selten Hüter besonderer Schätze oder Relikte. Vielleicht wissen sie mehr über den Schlüssel, wenn nicht einer von ihnen ihn sogar selbst in seiner Obhut hat.“
„Meint ihr wirklich?“ fragte Pia hoffnungsvoll.
„Ein Versuch ist es jedenfalls wert.“
„Und wo finden wird so einen… Greif?“ wollte Benjamin wissen.
„Das ist schwer zu sagen,“ erwiderten die Tannengeister. „Greife sind wie der Wind… stets an einem anderen Ort. Sie bewegen sich problemlos zwischen den verschiedenen Welten hin und her.“
„Womit wir wieder in einer ähnlichen Situation wären, wie damals, als wir die Medaillonsviertel suchen mussten…,“ seufzte Pia.
„Vielleicht nicht ganz,“ trösteten sie die Goldenen Tannen. „Anders als die Viertel des Medaillons, sind Greife grosse, furchteinflössende Kreaturen. Wenn sie irgendwo auftauchen, dann fallen sie bestimmt auf.“
„Da habt ihr natürlich recht,“ stimmte Ben zu „aber dennoch heisst das noch lange nicht, dass einer dieser Greife den besagten Schlüssel hat.“
„Irgendetwas wissen sie aber bestimmt darüber,“ erwiderten die Tannen zuversichtlich. „Jedenfalls sind sie die beste Anlaufstelle für solche Fragen.“
„Aber ob sie uns diese auch beantworten werden, wenn wir sie finden?“ meinte Benjamin, mehr zu sich selbst als zu den Tannen.
„Ihr müsst eben ihr Vertrauen gewinnen. Das sollte den grossen Führern doch bestimmt nicht schwerfallen.“
„Nun, ich weiss nicht so recht… So wie ihr über diese Geschöpfes sprecht, können sie auch sehr gefährlich werden.“
„Es stimmt, Greife können sehr gefährlich werden, wenn man sie z.B. zu sehr reizt oder wenn sich jemand gegen die Schöpfung und ihre Gesetzmässigkeiten erhebt. Sie dienen auf jeden Fall dem grossen, lichtvollen Geist, der über allem und in allem lebt.“
„Das klingt doch schon mal ganz gut,“ meinte Pia zuversichtlich. „Wenn sie so weise und klug sind, wie ihr sagt, dann werden sie bestimmt sehen, dass wir reinen Herzens sind.“
„Das glauben wir auch,“ erwiderten die Baumgeister. „Dennoch mahnen wir euch zur Vorsicht! Greife sind trotz allem, ziemlich misstrauisch und reizbar.“
Die Geschwister versuchten ihre Unsicherheit so gut als möglich zu verbergen und sprachen: „Irgendwie werden wir schon zu einem dieser Wesen durchdringen können. Wir müssen einfach.“
Und dann sprachen sie wieder laut, dass auch die anderen Anwesenden es hören konnten: „Jedenfalls vielen Dank für euren Rat, liebe Tannen. Wir werden sehen, was sich machen lässt.“
Die Bäume schienen sich leicht vor den Geschwistern zu verneigen und ihre Äste rauschten dabei sanft. „Viel Glück Grosse Führer, möge das ewige Licht bei euch sein!“