Die paar Pfennigfuchser, die ich das Vergnügen hatte, in meinem Leben kennenzulernen, hatten und haben es zu einem gewissen Reichtum gebracht, waren und sind aber eigenartig. Meist von einer Wesenart, die ich seltsam finde, weil sie auf den Centbetrag hinter dem Komma gucken, wenn ich sie bitte, mir etwas aus dem Laden X mitzubringen, und den Geldbetrag hiernach einfordern.
Zu Recht versteht sich. Aber centgenau. Auch umgekehrt.
Wenn das Mitgebrachte 2, 99 Euro kostete, und ich gebe 3 Euro, bestehen sie darauf, mir diesen 1 Cent zurückzugeben.
Unbedingt.
Auch, wenn es erforderlich ist, in der ganzen Abteilung herumzufragen, ob jemand 10 Cent wechseln könnte. Gerne gestückelt in 5, zweimal 2 und einmal 1 Cent. Hauptsache, sie können mir den Cent zurückgeben.
Einst besuchte ich eine Schulung in Münster und ging mit einem mir bis dahin unbekannten Schulungsteilnehmer in der Pause eine Zigarette rauchen. Er rauchte eine von meinen, was mich nicht störte, denn ich gebe gerne.
Irritiert guckte ich aus der Oberbekleidung, als er, nach der Zigarette, und wie ich im Begriffe, wieder im Gebäude zu verschwinden, abrupt innehielt und auf dem Absatz kehrtmachte.
Etwas musste er im Augenwinkel, mit einem raschen Seitenblick, erfasst haben.
Nur was?
Stirnrunzelnd warte ich ab und sehe zu, wie eine männliche Person meines Alters, drei Besoldungsgruppen über meiner, eine leere Pfandflasche aus dem Mülleimer fischt.
Ich kommentiere es weder mit Gesten noch mit der Mimik, sehe ihn aber am Ende des Tages in seinem Porsche 911 davonbrausen und denke auf dem Heimweg darüber nach, dass das womöglich der Grund für den 911 sein könnte.
Kombiniert mit der hohen Besoldung.
Womöglich,
Ich erinnerte mich an eine Großtante meines Mannes, die, laut Aussage meines Schwiegervaters, jedes Mal, wenn sie im Restaurant vom WC kam, eine Klopapierrolle in der Handtasche hatte.
Kann man machen.
Muss man aber nicht.
Doch was auch immer die Pfennigfuchser umtreibt, eines haben sie gemein: Sie haben keine Katzen.
Das wäre nämlich ein Widerspruch in sich, allein, wenn man bedenkt, welch Gedöns Katzen machen, wenn sie eine Tablette nehmen sollen.
Wir haben drei Katzen.
Eine Anti-Floh-Zecken-Tablette kostet sechs Euro.
Wir kaufen, wenn die Gabe notwendig wird, vier oder fünf Tabletten, weil wir eine bis zwei direkt in den Müll befördern könnten.
Lily frisst ihre Tablette einfach, wenn ich sie in einen Berg Dreamies lege. Sie weiß, was das ist, aber sie frisst sie tatsächlich uns zuliebe.
Der Betrag ist gerettet.
In neun von zehn Fällen kann Emma die Tablette mit sanfter Gewalt ins Mäulchen gedrückt werden, wenn man sie schlafend erwischt und überfällt. Danach guckt sie immer, als wollte sie fragen: Was war das denn jetzt?
Aber Günes?
Ich mörsere die Tablette, kippe sie in den Napf und tupfe sie mit Gehacktem auf, das ich zu Kügelchen forme.
Normales Gehacktes?
Nie im Leben!
Gehacktes vom Entrecote muss es sein!
Dann stelle man ihr den Napf vor die Linse, möglichst gebe man einer anderen zufällig anwesenden Katze ähnliches, ohne Tablette, um den Futterneid zu animieren, auf dass sie schnell fresse.
Das funktioniert.
Man könnte fragen, warum wir das bei Emma nicht auch so machen, aber sie fällt darauf nicht rein. Versuche haben aufgezeigt, dass sie zunächst die Hackfleischstücke konsumiert, die frei von Tablettenfragmenten sind. Sie arbeitet sich langsam vor.
Kann man essen-kann man ess-kann man essen- Alarm!
Der innere Scanner springt an: Tablette. Comfortis
Wirkstoff: Nitenpyran
Wirkweise: Hemmt bei Flöhen nach der Aufnahme die Erregerübertragung, was zum Tode der Insekten führt.
Alert! Alert! Aufnahme verweigern!
Sie dreht sich um und geht.
Eine Stunde später werfe ich das Hack-Tabletten Konstrukt in den Müll.
Ich könnte ebenso gut das Fenster zur Straße öffnen und sechs Euro zum Fenster hinaus werfen.
Aus uns wird also nie was.
Weil wir keine Pfennigfuchser sind.