Ray schluckte und einen Moment lang glaubte Lee, sie würde auf der Stelle die Flucht ergreifen. Dann jedoch erschien ein winziges Lächeln auf ihren Lippen und sie reckte das Kinn in die Höhe. „Du glaubst also, ich würde mit dir ins Bett gehen?“
Er erwiderte ihr Lächeln. Tatsächlich spürte er bereits beim bloßen Gedanken daran, mit ihr im Schlafzimmer zu verschwinden, ein Ziehen in der Lendengegend, aber er würde sich hüten, ihr das jetzt unter die Nase zu reiben.
„Man sagt mir einen gewissen Charme nach“, entgegnete er stattdessen nur.
„Ist das so?“ Sie lachte kurz auf, doch er ließ sich davon nicht verunsichern, sondern zuckte nur vage mit den Schultern. „Wie dem auch sei. Wenn es also dazu kommen würde, dass du in den nächsten zwei Wochen das dringend Bedürfnis verspürst, mit mir das Bett zu teilen, dann musst du es nur sagen. Andernfalls werde ich dich natürlich in Frieden lassen und in vierzehn Tagen bist du ein freier Mensch. Oder Dämon.“
„Ich verspüre nicht das geringste Interesse daran, das Bett mit dir zu teilen“, erwiderte sie und ihm entging nicht, dass sie seine Worte benutzte.
„Wenn nicht das Bett, dann auch gern den Teppich oder Küchentisch“, entgegnete er und grinste, als sie empört nach Luft schnappte. „Aber das ist natürlich deine Entscheidung.“
Ray kniff die violetten Augen zusammen. „Du würdest mir also auch helfen, wenn ich nicht mit dir schlafe?“
„Natürlich“, erwiderte er jetzt wieder ernst. „Ich verlange nur, dass die Option offen bleibt. Wenn du allerdings nicht willst, soll mir das auch recht sein.“
Sie musterte ihn noch einen Augenblick, als wäge sie die Glaubhaftigkeit seiner Worte ab. Dann leckte sie sich flüchtig über die vollen Lippen und streckte ihm schließlich die Hand entgegen. „Also schön, ich willige ein.“
Seine warmen Finger schlossen sich fest um ihre und er drückte sie mit einem zufriedenen Nicken.
Sie blickten einander fest in die Augen, ehe Lee ihre Hand auch schon wieder losließ und auf die Tür deutete, die in sein Schlafzimmer führte. „Dann zeige ich dir mal dein Zimmer“, erklärte er und ging voraus.
„In einem Hotel kann ich wohl nicht unterkommen?“, hakte sie leise nach.
„Nein“, nahm Lee ihr diese Hoffnung, als er sich im Türrahmen noch einmal zu ihr herumdrehte. „Im Moment wäre das zu gefährlich. Dieses Apartment ist sicher und ich denke, es wirkt um einiges glaubhafter, dass wir uns mögen, wenn du bei mir übernachtest. Er zwinkerte ihr zu und verschwand dann im angrenzenden Zimmer.
Sie atmete einmal tief durch, als müsse sie sich selbst Mut machen, ehe sie ihm folgte.
Schließlich trat sie hinter Lee durch den Türrahmen und blickte sich kurz um.
„Das ist dein Schlafzimmer“, stellte sie dann knapp fest.
„Für die nächsten zwei Wochen ist es deins“, widersprach er und zwinkerte ihr zu.
Ihre Augenbraue schoss empor. „Und wo wirst du schlafen?“
Er grinste, als er das Misstrauen in ihrer Stimme hörte. „Ich habe eine verdammt bequeme Couch.“
„Gut. Dann nehme ich die.“ Entschied sie und verließ geradewegs das Zimmer.
Lee seufzte. „Meinetwegen“, rief er ihr dann nach. „Aber ich warne dich, ich habe einen leichten Schlaf und brauche hin und wieder einen kleinen Snack, um wieder einzuschlafen.“
„Ist mir egal“, kam ihre Antwort prompt, wie er erwartet hatte.
„Gut. Denn ich schlafe nackt“, fügte er leise hinzu, weil er wusste, dass sie über ein ebenso gutes Gehör verfügte wie er. Wie er erwartet hatte, erschien sie keine Sekunde später wieder in der Tür.
Aus zusammengekniffenen Augen sah sie zu ihm auf und verschränkte zeitgleich die Arme vor der Brust. „Das Schlafzimmer also.“
„Wenn du das gern möchtest“, gab er grinsend zurück.
Auf ihren Lippen erschien ein Lächeln und sie hob das Kinn ein Stück höher. „Gut, denn ich schlafe ebenfalls nackt.“
Lees Augenbrauen schossen nach oben, als ihre Worte in seinen Verstand vordrangen. Er schluckte, während er sich zwang, seinen Blick nicht ungeniert über ihren Körper wandern zu lassen, doch Rays Grinsen verriet ihm, dass sie genau wusste, was er dachte.
Sie zwinkerte ihm zu, wandte sich dann ab und zog sich in einer fließenden Bewegung den Mantel von den Schultern, ehe sie ihn auf sein Bett fallen ließ.
Lee leckte sich über die Lippen, als er nun doch die Sicht auf ihre Kehrseite auskostete. Sie trug einen schräggeschnittenen, schwarzen Pullover, der ihre linke Schulter nicht bedeckte. Ihre langen Beine steckten in einer ebenfalls schwarzen, hautengen Jeans und Himmel, sie hatte einen verdammt knackigen Hintern.
„Hier ist das Badezimmer?“, fragte sie gerade und öffnete eine der beiden angrenzenden Türen.
„Nein, mein Kleiderschrank“, gab er ein wenig verspätet zurück.
Sie nickte, während sie einen Blick hinein warf und sich schließlich dem anderen Nebenraum zuwandte.
Auch diesmal öffnete sie die Tür nur kurz, schaute hinein und nickte schließlich, als sie das Bad begutachtet hatte.
„Frische Handtücher findest du im Badezimmerschrank“, erklärte Lee.
„Und ein Zahnbürste? Und Kleidung?“, fragte sie und zog eine Augenbraue nach oben.
Er verzog den Mund. Darüber hatte er tatsächlich noch gar nicht nachgedacht.