Lee trat an das große, weiße Gartentor und drückte auf den Klingelknopf, der sich neben einer Freisprechanlage befand. Er wartete einen Moment, doch niemand meldete sich.
„Hallo“, rief er deshalb und lugte durch das Tor hindurch. Die Gartenanlage war jedoch menschenleer und auch das Gebäude schien vollkommen ruhig zu sein. Wenn sich jemand darin aufhielt, dann wollte er offenbar nicht gestört werden.
Lee verzog den Mund, blickte sich dann über die Schulter hinweg um und überprüfte, ob jemand ihn beobachtete. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass das nicht der Fall war, teleportierte er sich rasch hinüber zur Eingangstür der Villa.
Lautstark klopfte er gegen diese und wartete erneut, doch auch jetzt wurde ihm nicht geöffnet.
Mit gerunzelter Stirn lauschte Lee, konnte jedoch kein Geräusch aus dem Inneren des Gebäudes vernehmen.
Kurzentschlossen ging er um das Haus herum und versuchte einen Blick durch die Erdgeschossfenster zu erhaschen. Dummerweise waren diese aber mit Gardinen verhangen, durch die er nichts sehen konnte. Auf der Terrasse angekommen, versuchte Lee sein Glück an der Hintertür. Er lugte durch das Glas in eine modern eingerichtete Küche, die in einen offenen Wohnbereich mündete.
Alles sah nach einem normalen Heim einer gut betuchten Familie aus.
Noch immer konnte Lee sich nicht erklären, was Ray hier gemacht haben sollte. Oder war sie vielleicht sogar noch hier?
Lee griff nach der Klinke und drückte sie prüfend herunter. Obwohl er nicht wirklich damit gerechnet hatte, ließ sich die Hintertür tatsächlich öffnen.
Erstaunt hielt Lee inne und lauschte, ob er durch sein unerlaubtes Eintreten, einen Alarm ausgelöst hatte. Im Haus blieb es aber nach wie vor still.
Gerade wollte Lee deshalb schon eintreten, da kam ihm der Gedanke, dass er nun vielleicht doch Bastian informieren sollte. Er wählte deshalb rasch die Nummer seines Freundes, der sich nach kurzer Zeit meldete. „Lee?“ Er klang vollkommen verschlafen und Lee bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
„Bastian. Hör zu, es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, aber ich habe etwas gefunden.“
Sofort schien Bastian hellwach zu sein. „Du hast Ray gefunden?“
„Noch nicht. Aber ich habe einen Hinweis darauf, wo sie sein könnte“, korrigierte Lee und berichtete von der Notiz.
„Nenn mir die Adresse und ich komme mit ein paar meiner Männer. Dann sehen wir uns da mal um.“
Lee gab Bastian die Anschrift durch. „Ich bin aber schon hier“ fügte er dann hinzu. „Es ist eine ziemlich große Villa, aber niemand scheint da zu sein. Ich gehe jetzt mal rein. Die Hintertür stand offen.“ Noch während er das sagte, betrat Lee nun tatsächlich das Gebäude.
„Warte draußen auf uns!“, rief Bastian in den Hörer. „Wir sind in zwanzig Minuten bei dir und dann schauen wir uns das gemeinsam an.“
„Ist schon gut“, murmelte Lee und durchquerte die Küche. „Ich sehe mich schon einmal um, während ich auf euch warte.“
„Das halte ich für keine gute Idee“, widersprach Bastian, doch Lee ging darüber hinweg. „Bis gleich“, sagte er nur und beendete das Telefonat.
Leise betrat er nun den Wohnbereich, der ebenso modern eingerichtet war, und lauschte angestrengt. Doch es war absolut still, weshalb Lee nun vom Wohnzimmer hinaus in den Flur ging. Er überlegte kurz, ob er die anderen Zimmer in dieser Etage überprüfen oder direkt nach oben gehen sollte, da ließ ein Geräusch ihn zusammenzucken. Es klang dumpf und durchbrach die Stille so plötzlich, dass Lee es nicht zuordnen konnte. Mitten in der Bewegung erstarrte er und lauschte angespannt. Es dauerte nur Sekunden, dann rumpelte es erneut. Noch lauter diesmal.
Was zur Hölle war das denn?
Die Töne schienen aus dem hinteren Teil des Hauses zu kommen und Lee wollte sich gerade in diese Richtung bewegen, als ein ohrenbetäubender Knall ihn zusammenzucken ließ. Das Geräusch schien sein Trommelfell zu zerfetzen und Lee brüllte auf. Schmerzerfüllt presste er die Hände auf die Ohren und sank auf die Knie. Verflucht!
Hier stimmte etwas nicht!