Ray zuckte zusammen, als sie ein lautes Geräusch vernahm, dass irgendwo von oben zu kommen schien. Sie starrte in der Dunkelheit hinüber zur Treppe, doch nichts weiter geschah.
Was ging hier nur vor?
Sie war zu dem Treffpunkt gefahren, an dem Isaac sich mit ihr verabredet hatte und hatte das schicke Anwesen betreten. Ein Mann hatte ihr geöffnet, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, doch das hatte sie nicht stutzig werden lassen. Auch als man sie in den Keller hinuntergeführt hatte und von dort aus noch tiefer in einen unterirdischen Raum, von dem einige Türen abgingen, hatte sie noch geglaubt, dass Isaac sich hier versteckt hielt.
Erst als der Mann dann plötzlich auf sie losgegangen und sie überwältigt hatte, war ihr bewusst geworden, dass man sie in eine Falle gelockt hatte.
Irgendwoher waren weitere Dämonen gekommen und sie war in diesen Zirkel gesperrt worden. Seit dem saß sie nun hier und sie hatte keine Ahnung, was sie von ihr wollten oder wie lange sie eigentlich schon allein hier hockte. Sie war bewusstlos geworden, als ihr jemand einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatte und noch immer konnte sie ein leichtes Dröhnen verspüren. Diese Kerle hatten sie so schnell ausgeknockt, dass sie keine Möglichkeit gehabt hatte, zu reagieren. Ein Hinterhalt, wie er im Buche stand.
Der laute Knall, den Ray jetzt gehört hatte, war das erste Geräusch, seit man sie hier allein zurückgelassen hatte.
„Hallo?“, rief sie, doch sie rechnete nicht wirklich mit einer Antwort.
Schwerfällig erhob sie sich und trat an den Rand des Zirkels. „Hey!“, schrie sie, so laut sie konnte. „Ist da jemand?“
„Brüll nicht so herum“, ertönte eine Antwort hinter ihr und Ray fuhr herum. Eine der Türen war geöffnet worden und auch das Licht ging jetzt an. In den Raum trat ein blonder, großgewachsener Mann, dem drei weitere Personen folgten. Eine Frau und zwei Männer. Alle Dämonen, wie Ray vermutete.
„Was wollt ihr von mir?“, verlangte sie zu wissen.
„Genauso ungeduldig wie dein Bruder“, murmelte der Blonde und schüttelte langsam den Kopf. „Du wirst schon noch früh genug erfahren, was wir mit dir vorhaben.“
Isaac? Ray starrte den Mann an. Sie hatte angenommen, dass ihr Bruder sie hatte hier einsperren lassen, schließlich war er es gewesen, der sie herbestellt hatte, und auch wenn sie das zutiefst verletzt hatte, gefror ihr erst jetzt das Blut in den Adern.
„Wo ist Isaac?“
„Oh“, entfuhr es dem Blonden. „Du wirst gleich zu ihm gebracht.“
„Dann ist er hier?“
„Sicher.“ Ihr Gegenüber gab einem der anderen Männer ein Zeichen, der sich daraufhin zu einem der Symbole hinunterbeugte, die den Zirkel bildeten.
„Allerdings wirst du verstehen, dass wir kein Risiko eingehen können“, wandte er sich dann an Ray.
„Risiko?“ Sie verstand nicht, worauf er hinauswollte.
Das Lächeln, mit dem der Blonde sie daraufhin bedachte, war so eiskalt, dass sie erschauderte. Was hatte er nur vor?
„Jetzt, Michael“, rief er und der andere Mann löste den Zirkel. Noch ehe Ray jedoch verstanden hatte, was passierte, war der Blonde bereits an sie herangetreten und rammte ihr sein Knie in den Bauchraum.
Ray sackte nach vorn und keuchte auf, während ihr die Luft aus den Lungen gedrückt wurde. Zeitgleich verpasste der Mann ihr einen Schlag gegen das Kinn, der sie zur Seite taumeln ließ und noch während sie versuchte um Atem zu ringen, versetzte er ihr noch einen Stoß, der vermutlich die ein oder andere Rippe brechen ließ. Der Schmerz schoss ihr durch die Glieder und trieb ihr die Tränen in die Augen, während sie den Kopf hob. Sie sah die Faust auf sie zurasen und schaffte es seitlich auszuweichen. Dann holte sie aus und rammte ihrem Widersacher den Fuß in seine edelsten Teile. Er brüllte auf und krümmte sich vor Schmerzen, während Ray mit ihrem eigenen Gleichgewicht rang. Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, doch noch ehe es sich richtig ausgebreitet hatte, spürte sie einen erneuten Schlag auf den Hinterkopf. Und dann wurde es sofort schwarz.