Vollkommen reglos lag sie auf seinem Schoß und Lees Herz krampfte sich zusammen.
Ihre Nase blutete, an der linken Augenbraue war die Haut ebenfalls aufgeplatzt und ihre Kopfwunde heilte einfach nicht. Dazu kam noch, dass sie nur ganz schwach atmete und Lee hörte, jetzt da seine Vampirsinne wieder funktionierten, ein leises Rasseln in ihrer Lunge.
„Wieso heilt sie nicht?“, fragte er und sah sich nach Isaac um, der noch immer in seinem Zirkel stand.
„Ich weiß es nicht“, entgegnete der und wandte sich an Bastian. „Jetzt lasst mich doch endlich hier raus!“
Bastian warf Lee einen fragenden Blick zu und als dieser genickt hatte, ging er tatsächlich zu Isaac, um auch ihn zu befreien. Rays Bruder murmelte ein kurzes Danke und stürzte dann zu Lee. Auf Rays anderer Seite sank er zu Boden und auch ihm war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er Ray jetzt richtig sah.
„Verdammt!“, fluchte er und schluckte mehrmals heftig. „Rose? Rose, kannst du mich hören?“
Sie reagierte nicht und Isaacs Miene wurde noch ängstlicher.
„Sag mir, warum sie nicht heilt!“, verlangte Lee noch einmal, denn inzwischen hatte er das Gefühl, dass ihr Puls noch schwächer wurde.
Isaac schüttelte stumm den Kopf, ehe seine Hände ihren Oberkörper abtasteten. Schließlich zuckte er zusammen, öffnete dann Rays Jacke und schob dann hastig ihren Pullover nach oben. Der Anblick, der sich ihnen bot, verschlug Lee den Atem. Unterhalb ihrer rechten Brust klaffte eine etwa faustgroße Wunde, aus der Unmengen von Blut geflossen sein mussten. Lee fluchte ungehalten und nahm seine eigenen Finger von ihrem Gesicht.
Bastian stieß ebenfalls unschöne Worte aus. „Ich rufe Hilfe“, sagte er dann und Lee nahm an, dass er nach seinem Telefon griff, doch er sah nicht nach seinem Freund.
Stattdessen zog Lee sich eilig die Jacke aus und streifte dann sein dunkelgraues T-Shirt ab. Dieses zerriss er in zwei lange Streifen. Er ignorierte Isaacs verwunderten Blick, währen er einen Stoffstreifen zusammenknüllte und auf die Wunde presste. „Halt das!“, verlangte er und Isaac kam seiner Aufforderung stumm nach. Dann zog Lee den zweiten Streifen Stoff unter Rays Körper hindurch und verknotete die Enden über dem ersten. Er hoffte, auf diese Weise die Blutung zumindest vorrübergehend stoppen zu können.
„Es sieht aus, als sei die Wunde durch eine geweihte Waffe verursacht worden“, murmelte Isaac so leise, dass Lee ihn beinah überhört hätte. „Was?“, fragte er nun und runzelte die Stirn.
Isaac schluckte mehrmals und sah immer wieder unsicher von Lee zu Bastian, der telefonierte.
„Nun sag schon endlich, was du weißt!“, fauchte Lee Isaac ungeduldig an und der zuckte kurz zusammen. Dann jedoch machte er endlich seinen Mund auf. „Es gibt einen Zauber, der Waffen zu sogenannten geweihten Waffen macht. Wenn ein Dämon mit einer solchen verletzt wird, dann verliert er seine Fähigkeit zu heilen.“
Überrascht schossen Lees Augenbrauchen nach oben. Davon hatte er noch nie etwas gehört!
„Ein Arzt ist unterwegs!“, informierte Bastian ihn in diesem Moment und Lee nickte. Vorsichtig umgriff er Rays Schultern und schob seine andere Hand dann unter ihre Beine, ehe er mit ihr aufstand. Ihr Kopf fiel dabei gegen seine Brust und Lee sah, dass sie noch immer keine Regung zeigte.
„Habt ihr die Bastarde ausgelöscht?“, fragte er an Bastian gerichtet. Dieser schüttelte allerdings mit dem Kopf. „Als wir ankamen, war niemand hier.“
Lee runzelte die Stirn. Das war seltsam, aber er hatte im Moment keine Zeit, darüber nachzudenken.
Behutsam korrigierte er seinen Griff, bis er sie sicher hielt und teleportierte sich dann mit ihr vor das Gebäude.