Lee hatte Mühe zu atmen. Der Dolch, den einer der Dämonen in seine Brust gerammt hatte, hatte ganz offensichtlich seine Lunge getroffen. Stöhnend kämpfte Lee gegen die bunten Punkte, die vor seinen Augen zu tanzen begannen und ihn in die Bewusstlosigkeit reißen wollten.
Mit der Faust holte er aus und traf den dunkelhaarigen Dämon genau gegen die Nase. Er brüllte vor Schmerz auf, aber Lee ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Mit einem Satz sprang er auf ihn, riss ihn so von den Beinen und sie fielen gemeinsam zu Boden.
Der Dämon fiel mit dem Hinterkopf auf den blanken Stein, weshalb auch er kurzzeitig nach Atem rang. Dann jedoch knurrte er zornig und begann sich zu wehren.
Lee hatte Mühe seinen Fausthieben auszuweichen und schaffte es kaum selbst, einen gezielten Treffer zu landen. Gerade als seine Faust auf den Kehlkopf des Dämons zuraste, nutzte der seine fehlende Deckung und griff nach dem Dolch in Lees Brust. Er drehte das kalte Metall in der Wunde und Lee brüllte auf. Der Schmerz betäubte seine Sinne und gleichzeitig schnürte er ihm die Kehle zu. Mit letzter Kraft ließ Lee sich nach vorn fallen und stieß seinen Handballen von unten gegen die ohnehin schon gebrochene Nase des Dämons.
Lee hörte das Krachen und spürte, wie sich der Knochen unter seinem Hieb nach oben verschob. Der Dämon schrie unter Schmerzen, zog seine Hand von dem Dolch zurück und rollte herum.
Lee rutschte dabei wie ein nasser Sack von ihm herunter und fand sich selbst auf dem Boden wieder.
„Lee, pass auf!“, hörte er Bastian rufen und er rollte reflexartig zur Seite. Zeitgleich hörte er Metall, das neben ihm auf den Boden krachte.
Lee zog den Kopf ein und versuchte wieder auf die Beine zu kommen, während ihn ein Schlag in den Rücken traf. Er sackte nach vorn, fiel dabei direkt auf die Klinge und bohrte sie sich selbst noch tiefer in das Fleisch. Japsend blieb Lee liegen, spuckte Blut und kämpfte gegen die nahende Bewusstlosigkeit.
Er musste wach bleiben und Ray beschützen! Er musste sie hier raus schaffen!
Seine Gedanken wurden von einem erneuten Warnruf von Bastian unterbrochen, doch Lee fehlte die Kraft, sich zu bewegen. Seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr, weshalb er nur den Kopf ein Stück drehte.
Sein Freund lag einige Meter entfernt am Boden. Sein Bein war schwer verletzt und er blutete stark. Immer wieder versuchte er aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. „Lee“, brüllte Bastian und sein Blick fixierte etwas hinter ihm. Den Dämon, der ihn auslöschen würde, wie Lee vermutete.
Seine Lider wurden schwerer und die Geräusche verschwammen zu einem Dröhnen.
Es war aus, das wusste er sicher.
Mit letzter Kraft suchten seine Augen nach Ray. Sie hatte es bis zu ihrem Bruder geschafft, der inzwischen nicht mehr bewusstlos war. Er hatte sich aufgerichtet, aber Ray schenkte ihm keine Beachtung. Ihr Blick traf den seinen und Lee lächelte. Immerhin hatte er sie kennenlernen dürfen.
Plötzlich durchzuckte Lee ein stechender Schmerz, der die bisherigen in den Schatten stellte. Er keuchte auf, während das Blut über seine Lippen sprudelte und sein Kopf schwer zu Boden fiel. Ein letztes Mal zwang er sich, die Augen zu öffnen. Das letzte, was er sah, war die Frau, die er liebte. Und dann riss ihn die Schwärze mit sich.