Lee hielt Rays Finger fest in seinen. Er hatte deutlich gehört, wie ihr Herz wild in ihrer Brust schlug und es war ihr anzusehen, dass sie nervös war. Eine Tatsache, die man ihr wirklich nicht verübeln konnte. Wenn er sich vorstellte, dass er in einen Dämonenclub gehen sollte, dann würde es ihm vermutlich ähnlich gehen. Nein, er war sich sogar sicher, dass er unbewaffnet keinen einzigen Schritt an einen solchen Ort gesetzt hätte. Und selbst dann…
Lee schüttelte seine Überlegungen ab. Es war jetzt nicht wichtig, was er tun würde. Viel mehr zählte jetzt, dass er Ray ein wenig von ihrem Unbehagen nehmen konnte. Ihr würde nichts passieren, denn er würde auf sie aufpassen und sollte ihr jemand auch nur zu nahe kommen, würde derjenige es bereuen.
Jetzt zog Lee Ray an der Schlange mit den wartenden Gästen vorbei und steuerte zielstrebig auf die Türsteher zu. Er kannte sie nicht und da er nicht allzu oft den Club seiner Schwester besuchte, kannten ihn auch nur wenige ihrer Angestellten.
„Guten Abend“, grüßte Lee die beiden bulligen Typen in den schwarzen Anzügen. „Leander Goldrin“, nannte er dann seinen Namen, weil er annahm, dass Ruby schon dafür gesorgt hatte, dass man sie einlassen würde.
„Mr. Goldrin.“ Einer der Türsteher nickte grüßend und trat zur Seite, um sie einzulassen. Zufrieden lächelte Lee und betrat dann mit Ray den Nachtclub. Die laute Musik empfing sie und Lee brauchte einen kurzen Moment, bis sich seine Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten. Überall drängten sich Menschen auf der großen Tanzfläche, während auf der Bühne gerade drei leicht bekleidete Damen eine Show darboten. Die Séparées, in die man sich zurückziehen konnte, wenn man etwas ungestört sein wollte, schienen gut gefüllt zu sein und auch an der Bar herrschte reges Treiben. Lee bemerkte, dass sich Ray neben ihm versteift hatte, und beugte sich zu ihr herüber. „Alles in Ordnung?“, fragte er direkt an ihrem Ohr.
Sie nickte und versuchte sich an einem Lächeln, während sie seine Hand festhielt, als sei diese das einzige, was ihr Halt geben konnte. Lee musste zugeben, dass es ihm gefiel, ihr Anker zu sein, doch er wollte auch, dass sie sich ein wenig entspannen konnte. Aus diesem Grund machte er sich jetzt auf den Weg zur anderen Seite des großen Raumes, wo sich das Büro seiner Schwester befand. Während er sich zwischen den tanzenden Menschen hindurchdrängte, lief Ray dicht hinter ihm, doch es überraschte ihn ehrlich, als sie irgendwann ihren freien Arm um den seinen schlang und sich so noch enger an ihn presste. Kurz blickte er über die Schulter und stellte dabei fest, dass sie seinen Arm auf diese Weise an ihren Busen presste. Er schluckte und zwang sich sofort wieder nach vorn zu schauen.
Lee war sich absolut sicher, dass sie nicht bemerkte, was sie da gerade tat. Aber, Himmel, er musste wirklich dringend ein ruhigeres Plätzchen für sie finden.
Als er endlich vor der Tür mit der Aufschrift „Privat“ stand, hätte Lee beinah erleichtert aufgestöhnt. Rasch hob er die Hand und klopfte gegen das massive Holz. Trotz des Lärms wusste er, dass seine Schwester ihn würde hören können und seine Vermutung wurde bestätigt, als sich die Tür öffnete.