Sie erreichten das Ende der Treppe ohne weitere Zwischenfälle und Ray konnte nicht verhindern, dass sie erleichtert ausatmete. Sie standen nun auf einem vollkommen kargen Gang, dessen Wände weiß gestrichen waren. Zu beiden Seiten gingen zahlreiche Türen ab, doch es gab keinen Hinweis darauf, wohin sie führten.
Der blonde Jäger, der mit ihnen im Auto gesessen hatte, stieß geräuschvoll die Luft aus. „Na wunderbar“, meinte er leicht angesäuert.
„Du hast nicht zufällig eine Idee, wo wir hin müssen?“, fragte Bastian an Ray gewandt, die sofort den Kopf schüttelte. Sie hatte tatsächlich keinen blassen Schimmer und sie konnte Isaac auch noch immer nicht deutlicher spüren.
„Also schön“, meinte Bastian in die Runde. „Ihr drei beginnt hier auf der linken Seite.“ Er deutete auf das erste Team und dann auf die Tür in seinem Rücken. „Und ihr gegenüber“, sagte er dann zu dem Team, was hinter ihnen gegangen war. „Und wir nehmen die nächste Tür.“
Alle nickten und brachten sich vor dem zugeordneten Platz in Position. „Los!“, rief Bastian und die Türen wurden zeitgleich geöffnet. Ray hielt die Luft an, als die Männer nun mit vorgehaltener Waffe in die Räume huschten, dann zwang sie sich, sich selbst auf Bastian und Lee zu konzentrieren. Sie folgte den beiden in den ebenso kargen Raum und sah sich eilig um.
Bastian ließ gerade seine Waffe sinken und machte einen missmutigen Laut. „Na wunderbar“, murmelte er und deutete auf die beiden Türen, die von diesem Raum aus nach links abgingen.
Lee verzog ebenso das Gesicht und trat dann zurück auf den Flur.
Ray wartete darauf, dass er zurückkam, während sie angespannt lauschte. Es war merkwürdig, dass sie nichts hörte, außer dem Surren der Leuchtstofflampen und dem Stimmengemurmel der Jäger. Aber sie vermutete, dass die Dämonen einige Schutzzauber auf ihr Quartier gelegt hatten, um sich ausreichend abzuschirmen.
Es dauerte nicht lange, bis Lee zurück in den Raum trat. „Die anderen Zimmer sehen genauso aus“, informierte er Bastian, der leise fluchte. Gleichzeitig steckten zwei Jäger die Köpfe durch die Tür, um nach ihnen zu sehen.
„CJ, Drake? Wir teilen uns auf“, entschied Bastian in diesem Moment.
Die beiden nickten, doch Lee schien nicht unbedingt begeistert. „Ich finde nicht…“, setzte er an, doch Bastian unterbrach ihn.
„Wenn diese Räume so verzweigt sind, dann werden wir Isaac schneller finden, indem wir uns aufteilen.“ Er nickte den beiden Jägern zu, die sich sofort zurückzogen, um seinen Anweisungen zu folgen.
„Aber…“, wollte Lee noch einmal widersprechen, doch diesmal mischte sich Ray ein.
„Je schneller wir Isaac finden, desto besser“, sagte sie und ging auf eine der Türen zu. „Also los!“
Sie griff bereits nach der Klinke, als sie am Arm gepackt und zurückgezogen wurde.
„Du bleibst hinter mir“, zischte Lee grimmig.
„Ich kann gut auf mich allein aufpassen“, widersprach sie und verdrehte genervt die Augen. Er führte sich einfach lächerlich auf.
„Ist mir egal“, entgegnete Lee entschlossen, schob sie noch etwas weiter zurück und öffnete dann die Tür, ohne auf eine Antwort von ihr zu warten.
Mit vorgehaltener Waffe schlüpfte er in den Raum und Ray drängte sich hinter ihm ebenfalls nach nebenan. Doch auch dieses Zimmer glich dem vorherigen beinah vollkommen. „Mist“, entfuhr es Lee und Ray konnte ihm leider nur zustimmen.
„Sollen wir die andere Tür versuchen?“, fragte Lee und sah über sie hinweg zu Bastian. Ray zwang sich dieses Verhalten zu ignorieren. Sicher, sie hatte vielleicht nicht so viele Erfahrungen darin irgendwelche Dämonennester auszuhebeln, aber trotzdem war sie kein Hündchen, das nur hinter den beiden hertrottete.
„Ich denke nicht, dass das etwas bringen würde“, mutmaßte Bastian. „Lasst uns einfach weitergehen.“ Er deutete auf die nächsten beiden Türen. „Spürst du vielleicht etwas?“, fragte er Ray dann.
Sie zuckte mit den Schultern, da sie sich leider gar nicht sicher war.
„Du entscheidest, welche wir nehmen.“ Lee sah ihr fest in die Augen. „Aber dann bleibst du hinter mir.“
Sie wollte schon widersprechen, besann sich dann aber. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihm zu streiten. Sie mussten Isaac finden und zwar schnell.
Deshalb nickte Ray auch. „Schön“, sagte sie und begutachtete dann die beiden Optionen. Rechts oder links? Sie hatte keine Ahnung. Aber vielleicht sollte sie anfangen, ihren Instinkten zu vertrauen.
Ohne länger darüber nachzudenken, zeigte sie deshalb auf den linken Raum.