„Nein!“, knurrte Bastian entschlossen, als er nun auf Lees anderer Seite auf den Boden sank. Der kahlköpfige Vampir hatte ihn gestützt und nun hockte er Ray gegenüber.
Seine Hände glitten an Lees Hals. „Ich spüre da einen Puls“, informierte er durch zusammengebissene Zähen und Ray konnte kaum glauben, was sie da hörte. Wieso hatte sie selbst nichts dergleichen bemerkt?
„Und du müsstest eigentlich auch fühlen, dass er noch am Leben ist.“ Bastian sah sie ernst an und sofort riss Ray sich zusammen. Himmel, ja. Sie spürte Lee noch immer, wie sie es die ganze Zeit über tat, seit sie mit ihm verbunden war. Doch ihre Angst um ihn, hatte sie so sehr geblendet, dass ihr das gar nicht aufgefallen war.
Ein winziger Funke der Hoffnung erwachte in ihrem Herzen, doch Ray wagte nicht, ihn an die Oberfläche zu lassen.
Bastian schloss indessen seine Finger um den Dolch, der noch immer in Lees Brust steckte.
„Er muss da raus“, meinte er mit ernster Miene. „Aber wenn er dann nicht sofort Blut bekommt, stirbt er.“
„Wir haben hier kein Blut“, mischte sich der glatzköpfige Vampir ein, der hinter Bastian stand.
„Doch“, widersprach Ray. „Meins!“
„Bist du dir sicher?“, fragte Bastian, der die Unterhaltung im Fahrzeug vermutlich noch nicht vergessen hatte. „Die Bindung ist dann vollständig.“
Ray nickte. Ihr war jedes Mittel Recht, um Lee zu retten.
Bastian musterte sie noch einen Moment, dann fluchte er. „Ach, scheiß drauf.“
Er schaute zu Isaac. „Heb seinen Kopf an, damit er gleich trinken kann!“
Rays Bruder tat, wie geheißen, während sie ihre Fangzähne herausgleiten ließ und sich mit ihnen eine Wunde am Handgelenk zufügte, wie Lee es einst für sie getan hatte.
„Fertig?“, fragte Bastian und die Geschwister nickten einvernehmlich. „Gut.“ Bastians Blick richtete sich auf Lee. „Stirb mir nur nicht weg, alter Freund.“
Damit zog er an dem Dolch, der mit einem widerlichen Schmatzen aus seiner Brust glitt.
Kaum hatte das Metall seine Brust verlassen, tränkte sich der Stoff seines Shirts sich mit neuem Blut. Ray achtete nicht weiter darauf und presste ihr Handgelenk an Lees Mund.
Doch der trank nicht!
Seine Lippen blieben reglos und ihr Blut floss an seinen Mundwinkeln herunter.
In Ray übernahm die Angst erneut die Kontrolle und mit einem kräftigen Windstoß hatte sie den Hoffnungsfunken zum Erlöschen gebracht.
„Verdammt“, fluchte auch Bastian, während er sich daran machte, den Stoff von Lees T-Shirt zu zerreißen.
Er entblößte seine Brust, die von Blut verschmiert war und in der die riesige Wunde klaffte. „Lass dein Blut direkt hier rein laufen“, gab Bastian Anweisung und Ray tat sofort, was er gesagt hatte.
„Bitte“, flehte sie dabei in Gedanken. „Komm zurück!“