Etwa eine halbe Stunde später teleportierte Lee sie beide in eine dunkle Seitengasse, die sich nach seiner Aussage nur wenige Meter vom Eingang des Lady Shadow entfernt befand.
Ray ignorierte den unangenehmen Geruch, der über der verschmutzten Gasse lag und folgte Lee die Straße hinunter. Ihre hohen Stiefeletten, für die sie sich nach einigen Überlegungen entschieden hatte, verursachten bei jedem ihrer Schritte ein monotones Klacken auf dem Asphalt. Nachdem Lee ihr gesagt hatte, wohin er sie auszuführen gedachte, hatte sie sich noch einmal umgezogen. Es war ihr nicht leicht gefallen, sich für ein Outfit zu entscheiden, denn sie war schon ewig in keinem Nachtclub mehr gewesen und das Lady Shadow war zudem noch etwas ganz besonderes.
Lee hatte ihr zwar versichert, dass sie sich keine Sorgen machen musste, aber ihr Herz hämmerte noch immer wild gegen ihre Brust, je näher sie dem Club kamen. Sie konnte nur hoffen, dass ihr kurzes schwarzes Kleid für dieses Etablissement angemessen sein würde. Als sie sich im Spiegel betrachtet hatte, war sie Recht zufrieden mit sich gewesen. Der Schnitt des Kleides betonte ihre Vorzüge und der weite Rückenausschnitt verlieh dem Ganzen ein gewisses Etwas. Die Stiefeletten passten genau wie der halblange Mantel gut zu ihrer Erscheinung und nach einiger Überlegung hatte sie sich dazu entschlossen, dass rotblonde Haar offen zu tragen. Zum Schluss hatte sie noch dunkelroten Lippenstift aufgelegt und als sie Lee gefragt hatte, ob sie so würde gehen können, hatte er sie mit offener Bewunderung angeschaut.
Er selbst trug ein dunkelgraues Hemd und eine schwarze Jeans, die er inzwischen angezogen hatte. Auch er sah toll aus, doch sie hatte sich verkniffen, ihm das mitzuteilen.
„Da vorn ist es.“ Lee deutete jetzt mit dem Finger auf die gegenüberliegende Straßenseite und riss sie damit aus ihren Gedanken.
Tatsächlich konnte sie den Eingang des Clubs nun bereits sehen. Vor dessen Tür hatte sich eine lange Schlange gebildet, in der zahlreiche Menschen standen und darauf warteten, eingelassen zu werden.
Das gleichmäßige Wummern des Basses mischte sich mit dem Stimmgewirr der Gäste und Rays Aufregung stieg ins Unermessliche.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee ist“, gab sie zu bedenken und blieb stehen, als Lee gerade die Straße überqueren wollte.
Verwundert drehte er sich zu ihr um und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Ich hab dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst.“
Ja, das hatte er ihr in der letzten halben Stunde tatsächlich mehrfach versichert. Und trotzdem verschwand das ungute Gefühl einfach nicht, was sich in Rays Brust ausgebreitet hatte und ihr inzwischen fast den Atem raubte. Verflucht, sie hatte Angst.
Als sie noch immer keine Anstalten machte weiterzugehen, griff Lee ihre Hand. Seine starken Finger schlossen sich um die ihren und erst als sie seine Wärme spürte, fiel ihr auf, dass sie selbst vollkommen eisige Hände hatte. Lee verwob seine Finger ungefragt mit ihren und sie zog sich nicht von ihm zurück. Sie konnte seinen Beistand jetzt tatsächlich gebrauchen und auch wenn sie Vampiren gegenüber großes Misstrauen hegte, machte ihr Verstand bei Lee im Moment eine Ausnahme. Sie schluckte und als er sie fragend ansah, nickte sie schließlich. „Was soll schon passieren, wenn ein Dämon in ein Nest voller Vampire tritt“, murmelte sie ironisch und überquerte an Lees Seite die, um diese späte Stunde kaum befahrene, Straße.
Lee lachte leise auf und drückte ihre Hand aufmunternd. „Eben“, bestätigte er mit einem Zwinkern. „Was soll schon passieren?“