Lee sah die Zweifel in Rays Blick. Sie glaubte ihm nicht und das war für ihn ein Schlag ins Gesicht. Während er sich absolut sicher war, hatte sie offenbar noch immer nicht die gleichen Gefühle für ihn.
Er verdrängte den düsteren Gedanken und presste seine Lippen auf ihre. Er würde sie davon überzeugen, dass sie füreinander bestimmt waren. Und er würde ihr zeigen, dass sie viel mehr war, als nur eine Dämonin.
Mit der Zunge strich er über ihre bebenden Lippen, die sich für ihn öffneten. Ihre angespannten Muskeln wurden weicher und Lee löste eine Hand von ihrer Wange, um sie an sich zu ziehen. Gleichzeitig berührte er mit seiner Zunge die ihre. Er zwang sich dazu, nicht schon wieder die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren, auch wenn der Kuss sofort seinen Puls beschleunigte und sich seine Männlichkeit zu regen begann.
Doch Lee zog sich von Ray zurück, hauchte nur noch einen letzten Kuss auf ihren Mund, ehe er sie losließ.
„Komm“, sagte er, stand auf und streckte ihr die Hand entgegen.
Kurz zögerte Ray, dann ergriff sie seine Finger und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen.
Sie waren gerade die Hälfte der Einfahrt wieder hinaufgelaufen, als Lee sah, wie die Haustür aufflog. Cam erschien im Türrahmen und sah sich suchend nach ihnen um. Als sie Ray und Lee entdeckte, eilte sie die wenigen Stufen hinunter.
„Es tut mir leid“, rief sie schon von weitem. „Bitte, entschuldigt.“
Sie rannte ihnen entgegen und blieb erst stehen, als sie sie erreicht hatte. „Es tut mir so leid“, wiederholte sie dann und sah zuerst Ray und dann Lee schuldbewusst an.
Cam strich sich das rote Haar aus dem Gesicht. „Dein Cousin hat mir etwas angetan, das ich nicht so einfach vergessen kann“, erklärte sie Ray. „Aber es war falsch von mir, diese Gefühle auf dich zu übertragen.“ Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe bisher einfach noch nie einen Dämonen kennengelernt, der…“ Sie schien nach einem treffenden Wort zu suchen. Hilflos zuckte sie schließlich mit den Achseln. „Der so nett war wie du.“
Lee drückte Rays Hand, als diese die andere Frau mit großen Augen ansah. „Lucas?“, fragte sie und Cam nickte, als der Name des grausamen Dämons fiel.
„Er war ein Mistkerl“, sagte Ray voller Verachtung.
Ein Lächeln erschien auf Cams Lippen. „Ja, das war er“, bestätigte sie. „Bitte entschuldige.“
„Schon gut.“ Ray lächelte nun ebenfalls. „Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich niemals so sein könnte wie er.“
Cam nickte. Und die beiden Frauen sahen einander so lange schweigend an, dass Lee es schließlich nicht mehr aushielt.
Er räusperte sich. „Wenn das jetzt also geklärt ist“, meinte er. „Könnten wir vielleicht wieder reingehen?“
„Natürlich!“ Cam grinste ihn kurz an. „Nicht, dass du noch zu frieren beginnst“, neckte sie ihn, machte dann auf dem Absatz kehrt und ging vor ihnen zurück ins Haus.