Sie hatten inzwischen so viele Räume durchquert, dass Lee den Überblick verloren hatte. Jedes Zimmer glich dem nächsten, es gab nur weiße Wände, Leuchtstoffröhren an der Decke und Türen. So viele Türen.

Er seufzte als Ray ein weiteres Mal auf eine von ihnen deutete und diesmal Bastian als erster durch diese hindurchtrat.

Noch ehe Lee ihm hinterhergehen konnte, feuerte Bastian seine Waffe ab. Der Knall hallte wider und Lees Muskeln spannten sich sofort an. Ray zuckte erschrocken zusammen und Lee bedeutete ihr mit einer Geste zu warten. Dann sah er selbst nach Bastian.

„Sauber“, rief der gerade und Lee erblickte ihn. Sein Freund stand neben einer dampfenden Flüssigkeit.

„Da war der erste“, sagte er nun und deutete auf den Fleck, der vermutlich die Überreste des Dämons darstellte, den Bastian erledigt hatte.

Lee nickte mit grimmiger Miene und sah sich um. Der Raum war genauso leer, wie die davor. Wenn sich der Dämon hier aufgehalten hatte, waren sie inzwischen vielleicht endlich auf der richtigen Fährte.

„Ray?“, rief er und gleich darauf erschien sie im Türrahmen. „Komm“, sagte er und winkte sie heran.

Zögernd kam sie näher und blickte auf die zischende Pfütze. Ihre Miene war ausdruckslos, aber Lee ahnte, dass ihr der Anblick nicht egal war. „Können wir weiter?“, fragte er vorsichtig, doch sie nickte sofort. „Sicher“, sagte sie, begutachtete kurz die beiden nächsten Türen und deutete dann auf die linke.

„Ich gehe vor“, entschied Lee und Bastian positionierte sich direkt an seiner Seite. „Zusammen“, entschied er. „Wir wissen nicht, ob sie den Schuss gehört haben.“

Lee verzog das Gesicht. Genau das war auch ihm schon durch den Kopf gegangen. „Okay“, meinte er, ehe er über die Schulter zu Ray sah. „Bleib zurück!“

Er wartete nicht auf ihre Zustimmung, sondern drückte die Klinke hinunter. Noch ehe er dann einen einzigen Blick in das Innere des Raumes erhaschen konnte, fielen die ersten Schüsse.

Eine Kugel streifte seinen Oberarm und Lee hörte Bastian fluchen, als sie sich beide an die Wand pressten und so in Deckung gingen.

„Alles okay?“, rief Bastian ihm über den Lärm der Kugeln zu und Lee nickte, ehe er sich nach Ray umsah. Diese hatte es irgendwie geschafft, den Raum zu durchqueren und stand jetzt direkt hinter ihm.

Die Kugeln zischten durch den Türrahmen und Lee wartete, bis das Feuer eingestellt wurde. Doch sie standen weiterhin unter Beschuss, ohne dass sich die Flugbahn der Kugeln zu verändern schien.

Gerade runzelte Lee die Stirn, als auch Bastian argwöhnisch eine Augenbraue nach oben zog. Er zeigte auf den Boden und Lee verstand. Er ging auf die Knie und lugte um den Türrahmen herum. Tatsächlich konnte er keinen einzigen Schützen ausmachen. Viel mehr sah es aus, als würden die Schüsse von der gegenüberliegenden Tür kommen.

„Da ist niemand“, rief er Bastian zu und der nickte grimmig. „Ein Zauber“, mutmaßte er. „Ich habe schon die ganze Zeit auf etwas Derartiges gewartet.“

Ja, auch Lee hatte mit Zaubern und Fallen gerechnet. Sie hatten sich also nicht geirrt, sie kamen ihrem Ziel näher.

„Wenn wir uns flach genug auf dem Boden halten, sollte es funktionieren“, erklärte er jetzt an Bastian und Ray gewandt.

Sein Freund nickte. „Versuchen wir es.“

Lee legte sich hin und robbte dann durch den Türrahmen. Die Kugeln zischten über ihn hinweg, doch sie trafen ihn tatsächlich nicht. Im Nebenraum angekommen, rollte Lee sich rasch zur Seite, ehe er wieder aufstand. Noch einmal prüfte er die Lage, doch es gab keine Dämonen. „Kommt“, rief er und wandte sich dann in Gedanken an Ray: „Halt den Kopf unten.“

Sie antwortete nicht, aber Lee sah sie gleich darauf in das Zimmer kriechen. Mit geschickten Bewegungen schob sie sich nah am Boden entlang, rollte dann ebenfalls herum und sprang auf die Beine, noch ehe Lee ihr die Hand hinstrecken konnte. Bastian folgte ihnen und als auch er aufgestanden war, deutete Ray auf die Tür, von der keine Schüsse ausgingen. „Die Wahl ist wohl schnell getroffen.“

Bastian machte einen zustimmenden Laut, schien aber wenig begeistert zu sein. Sie hatten tatsächlich keine Wahl, aber was auch immer auf der anderen Seite war, es würde sie vermutlich erwarten!