Der Tatzelwurm (sinngemäß: "Klauenwurm") ist eine Kryptide der alpinen Folklore und Legenden. Da die Alpen viele Länder und Gemeinden durchziehen, hat der Tatzelwurm viele verschiedene Namen, darunter die folgenden: Tatzelwurm (Österreich, Deutschland), Ta(z)zelwurm (Schweiz), Stollwurm (Berner Alpen), Stollenwurm (Berner Alpen), Springewurm, Arassas (französische Alpen), Bergstutz (Salzburgerland), Bergstutzen (Berner Oberland), Springwurm, Daazelwurm (Slowenien), Hockwurm (Slowenien), Praatzelwurm (Österreich) Bisamwurm, Moschusschlange und schmeckender Wurm (Wien (Dialekt schmeckend und riechend kann hier synonym verwendet werden)). Er wird gelegentlich, insbesondere in Österreich, auch als Lindwurm bezeichnet. Weiter sind die Namen Stein-, Garten- oder Bisamkatze für den Tatzelwurm belegt, die sich wohl von der runden Kopfform ableiten, wie auch Büffel (Ennstal) und Murbl (Teile Tirols).
Merkmale
Die meisten Tatzelwurm-Sichtungen beschreiben das Wesen als echsenartig und variieren in den Größenordnungen zwischen 61 und 182 Zentimeter Länge. Der Körper erscheint wulstig bis stämmig. Tatzelwürmern ist gemein, dass sie flache Köpfe mit großen Augen besitzen. Vornehmlich in der Schweiz erscheint der Kopf nicht Echsenartig, sondern Katzenartig. Ist der Kopf katzenartig und trägt Ohren (manche sind katzenartig ohne Ohren) werden diese häufig als rundlich beschrieben. Ähnliche Beschreibungen erfährt der Arassas der eine Echse mit Katzenkopf seien soll. Die Tatzelwürmer besitzen zwei Klauen tragende Vorderbeine, aber keine Hinterbeine. Nur selten tragen die Tatzelwürmer in Berichten vier, sechs oder keine Beine. In Regionen, in denen der Tatzelwurm als "Büffel" bezeichnet wird, hat er in der Regel die Vorderbeine eines Bullen/Büffels und ist damit Huf tragend. Der Körper ist langgezogen und schlangenartig. Häufig besitzen die zwei Vorderbeine eine große Sprungkraft, sodass der Tatzelwurm mit Leichtigkeit rasch in Reichweite für einen Biss gelangt.
Größtenteils wird der Tatzelwurm, ganz besonders aber in Gebieten, wo man ihn Bergstutz nennt, als extrem giftig bezeichnet, dieses Gift injiziert er über Giftzähne. Gelegentlich wird auch das Blut als extrem giftig beschrieben, berührt man nur einen Tropfen Tatzelwurmblut so stirbt man. Gleiches gilt für die Haut, weiter sollen manche Tatzelwürmer in der Lage sein, Gift zu spucken.
Laut dem Bericht eines Schweizer Jägers konnte sein Jagdmesser die Haut eines Tatzelwurms nicht durchdringen. Ein anderer Bericht beschreibt ein Jagdmesser gerade als Rettung, durch die ein angreifender Tatzelwurm verwundet werden konnte und zum Rückzug übergehen musste.
In der Nähe von Udine in Oberitalien soll 1963 ein Tatzelwurm mehrfach gesichtet worden sein, der eine Länge von 4 Meter erreicht haben soll und dessen Kopf größer war als der eines Kinderkopfes. Bevor dieser spezielle Tatzelwurm erschien, soll ein hoher Pfiff zu hören gewesen sein. Dies deckt sich mit anderen Berichten von Tatzelwürmern, welche den Wesen pfeifende bis kreischende Laute oder ein Zischen zuschreiben.
Es heißt, wenn ein Tatzelwurm durch Sand kriecht, wird der Sand zu Glas, was für eine große Hitzeentwicklung seitens der Tatzelwürmer spricht. Auch in anderen Berichten wird der Tatzelwurm mit dem Feuer assoziiert.
Weiter soll dem Tatzelwurm ein unangenehmer Geruch beiwohnen.
Die Haut eines Tatzelwurms scheint variabel gefärbt, so ist von fast schmutzig weißen Individuen die Rede, aber auch von grauen bis bräunlich schwarzen. Letztere sind häufiger, während die die schmutzigweißen Exemplare meist Charakteristika aus Basilisken- oder Krönleinschlangensagen aufweisen, wie ein gekröntes Haupt. Dagegen spricht aber, dass der weiße Tatzelwurm eher positiv betrachtet wird. So soll z.B. ein Mädchen, welches einen weißen Tatzelwurm in den Berner Alpen (Stollenwurm) immer gefüttert hatte, von diesem Tatzelwurm Ratschläge erhalten haben. Als diese Ratschläge final zur Hochzeit der nun jungen Frau führten, schenkte der weiße Tatzelwurm ihr seine goldene Krone.
Die beiden verschiedenen Darstellungen müssen allerdings nicht zwingend für zwei verschiedene Arten sprechen, da sie auch epigenetischen Ursprung seien kann und immer nur ein Tatzelwurm in einem Gebiet eine Krone trägt, ähnlich wie eine Bienen- oder Termitenkönigin, die aufgrund anderer Behandlung und Ernährung eine andere Gestalt annimmt und anderes Verhalten aufweist.
Die Haut scheint bei beiden Tatzelwurmvarianten glatt zu sein, obwohl Tatzelwürmer Schuppen tragend sind.
Vorkommen
Der Tatzelwurm scheint ausschließlich die Bergregionen der Alpen zu besiedeln. Dabei stammen die meisten Sichtungen aus dem Raum Österreich und Schweiz. In manchen Überlieferungen wird berichtet, dass der Tatzelwurm in Höhlen, Gängen und Stollen hausen soll, welche er teilweise selbst in den Felsboden gräbt.
Lebensweise
Ernährung
Es ist anzunehmen, dass Tatzelwürmer ähnliche Beutetiere erbeuten, wie Katzen oder Echsen vergleichbarer Größen.
Laut manchen Tatzelwurmlegenden sollen sie die Milch von Kühen direkt aus deren Eutern stehlen. Ähnlich wie das Fabelwesen Cupacabra ("Ziegensauger") aus Lateinamerika mit Ziegen tut. Um sich vor einem Tatzelwurmbefall der Kühe zu schützen, sollte man einen weißen Hahn in der Nähe der Kühe halten. Warum diese die Tatzelwürmer abhalten, wird in den Überlieferungen nicht näher erörtert.
Fortpflanzung
Über die Fortpflanzung der Tazelwürmer ist nur wenig bekannt, gelegentlich wird ihm Basiliskartige Entwicklungsvorgänge zugeschrieben. Dabei soll ein Hahn ein schwarzes Ei in einen See legen, wo es von der Sonne ausgebrütet wird. Aus diesem Ei schlüpft ein Tatzelwurm. In anderen Berichten und Überlieferungen werden Jungtiere im Leib eines toten Tatzelwurms gefunden, was eine ovovivipare Fortpflanzung nahelegt.
In manchen Legenden wird der Tatzelwurm als juvenile Vorstufe des Lindwurms angesehen, sodass es sich um eine Larve dieser handeln könnte.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
In einer Schweizer Sage von einem Tatzelwurm, der auf dem Berg Pilatus sein Unwesen treibt, heißt es, dass das giftige und feuerspeiende Wesen, die umliegende Gegend terrorisierte. Doch weil das Wesen so gefährlich war, wagte es niemand gegen es zu kämpfen. Bis sich der verurteilte Mörder Heinrich von Winkelried bereit erklärte den Tatzelwurm zu töten, im Gegenzug verlangte er seine Freiheit zurückzubekommen. Um den Tatzelwurm zu bekämpfen, rüstete sich Heinrich von Winkelried mit seinem Schwert und einem dünnen Baumstamm aus, dessen Äste er angespitzt hatte. Er näherte sich der Höhle und wurde, sobald er erblickt wurde, attackiert. Der Mann nahm den Baumstamm und rammte ihn in das offene Maul, das ihn zu beißen versuchte. Vor Schmerz und Überraschung wand sich der Tatzelwurm und Heinrich von Winkelried rammte sein Schwert in den Unterleib des Drachens, nur wenig später war die Bestie tot. Als der Drachentöter nun sein Schwert zum Sieg in die Höhe reckte, rann ein einzelner Tropfen Tatzelwurmblut das Schwert hinab, berührte seine Hand und so fand auch der nun freie Heinrich von Winkelried sein jähes Ende. Diese Geschichte ähnelt der ursprünglichen Basiliskensage. In der ein römischer Soldat den Basilisken mit einer Lanze tötet und durch dessen Blut ebenfalls verstirbt.
Sichtungen
1660 wurde der Drache vom Wangersberg gesichtet, welcher 1708 von Johann Jakob Scheuchzer rückwirkend festgehalten wurde. Andreas Roduner, Schreiber und Fähnrich der Freiherrschaft Sax-Forstegg, mit seinen Kameraden, hatte das Wesen seiner Zeit erblickt und berichtete über einen Bergdrachen von entsetzlicher Größe. Als er die Menschengruppe erspähte, richtete er sich auf die Hinterbeine auf. Als Vergleich wird die halbe Länge eines Heubaums, mit gleicher Dicke wie ein Heubaum, angegeben. Der Drache hatte vier Beine, Ohren und das Gesicht einer Katze. Der Schwanz des Wesens war gut 3 Ellen lang. Zwischen den Beinen war der Bauch mit roten Streifen gezeichnet, aus denen die Adern des Wesens hindurchleuchteten. In anderen Berichteten heißt es, es waren gelbe Streifen. Der ganze Rücken war bis zum Kopf mit Borsten besetzt, welche einen Kamm auf dem Kopf bildeten. Bereits in diesen Darstellungen finden sich einige Ähnlichkeiten zu späteren Tatzelwurmsichtungen, es kann daher sein, dass es sich auch hier um einen Tatzelwurm handelte.
Ebenfalls in den 1660er Jahren erfolgte die Sichtung der Schlange von Frümsen. Der Schweizer Naturforscher Johann Jacob Wagner berichtet in seiner "Historia naturalis Helvetiae curiosa" (1680) von einem Hans Büeler aus Sennwald, der 1665 auf dem Frümsenberg an einem Ort namens Erlawäldlein am Kalenbach eine riesige schwarze Schlange mit vier Beinen sah, dick wie ein Wiesbaum und mit einem Kamm oder Haarbusch auf dem Kopf, was große Ähnlichkeiten mit dem Wangersbergdrachen aufweist.
Eine weitere Schlangensichtung soll 3 Jahre später, im Jahr 1668 im gleichen Areal geschehen sein. Wagner beschreibt, dass ca. 12 Jahre vor Veröffentlichung des Buches sein Informant, ein Mann namens Hans Tinner aus Frümsen, auf dem Frumserberg nahe der Ortschaft an einem regional als "Hauwete" (in Johann Jacob Scheuchzers deutscher Übersetzung "Hauwele") bekannten Ort eine riesige Schlange gesichtet haben soll. Dieses Schlangnwesen von schwarzgrüner Farbe, soll 7 Schuhe, also etwa 2 Meter lang gewesen seien. Dick wie ein Wiesbaum und hatte einen katzenartigen Kopf. Tinner erschoss das Tier mithilfe seines Bruders, über den Verbleib des Kadavers ist nichts bekannt.
Gemäß dem lokalen Aberglauben soll bis zum Tod des Wesens, ein Unbekanntes etwas regelmäßig die Euter der Kühe geleert haben. Da dieses Phänomen nach Tötung des Schlangenwesens aufgehört hat, nahm man an, den Schuldigen seiner Strafe zugeführt zu haben.
Mit dem "Kalenbach" dürfte der heutige "Chelenbach" gemeint sein, oberhalb dem es ein Waldstück namens "Erlawäldli" gibt. Hauwete ist ein Flurname am Bonaloch-Chengel. Die Fähigkeit des Milchstehlens könnte von den "Boas" von Plinius dem Älteren abgeleitet sein, viele Schlangenwesen im europäischen Raum wurde aufgrund dieser Beschreibung die Fähigkeit des Milchdiebstahls zugesprochen. Weiter waren zur gleichen Zeit in der Region die Hexenprozesse besonders markant ausgeprägt, auch Hexen wurde nachgesagt, dass sie Milch stehlen würden, eine Vermischung beider Ereignisse ist daher naheliegend.
1779 sah der Bauer Hans Fuchs, wie plötzlich zwei Tatzelwürmer auftauchten, und der Schreck, den sie ihm versetzten, löste einen Herzinfarkt aus. Zwar gelang es ihm noch später seiner Familie von der Begegnung zu erzählen, er verstarb aber an den Folgen des Herzinfarkts. In anderen Fassungen erreichte er das Familienhaus zuerst, berichtete von seinem traumatischen Erlebnis und kollabierte direkt danach an einem Herzinfarkt.
1810 setzte die Naturforschende Gesellschaft in Bern sogar eine Belohnung für den Beweis der Existenz des Tatzelwurms aus, die jedoch, genau wie eine ähnliche Belohnung, die der Erzherzog Johann von Österreich aussetzte, nie vergeben wurde.
1828 fand ein Bauer in Solothurn Kanton in einem ausgetrockneten Sumpf einen toten Tatzelwurm. Er überreichte den Fund einem örtlichen Professor, der wiederum diesen Fund nach Heidelberg meldete, wo er die Überreste hinbringen wollte. Auf dem Transportweg verschwanden die Überreste spurlos.
1857 schrieb Johann Nepomuk von Alpenburg, einen einheimischen Totengräber zitierend, dass die Murbl, wie die Tatzelwürmer dort regional auch genannt werden, früher wegen ihres Fettes gejagt wurden, was sein Zeuge jedoch nicht wagte, da er die Würmer fürchte.
Im Juli 1921 auf der Sennerbergalpe im Ridnauntal, wurde von einem Informanten von Dr. Karl Meusburger, ein armdickes, 60 bis 70 Zentimeter langes, wurmartiges Wesen gefunden. Welches einige Schafe in Alarmbereitschaft versetzt hatte, und als die Männer sich ihm näherten, sich aufrichtete und einen langen Pfiff von sich gab. Das Tierwesen wurde mit flachem Kopf und gespaltener Zunge beschrieben, ohne Füße und mit einem fast birnenförmigen Körper
1924 wurden im Murtal Überreste entdeckt, die man einer 120 Zentimeter langen, unbekannten Echsenart zuschrieb, es konnte allerdings nie geklärt werden, ob es sich wirklich um Echsenknochen oder Teile eines Hirschgeweihs handelte.
1929 berichtete ein österreichischer Schullehrer, einen Tatzelwurm gesichtet zu haben. Er sagte, die Kreatur starrte ihn an, und als er den Tatzelwurm einfangen wollte, bewegte sich dieser mit der Beweglichkeit einer Eidechse und verschwand in einem nahe gelegenen Loch.
1935 fotografierte ein Schweizer Fotograf, in der Aareschlucht, zufällig einen Tatzelwurm, der seinen Kopf aus einem Baumstumpf herausstreckte. Auf diesem Bild ist ein stumpfer Kopf zu sehen, welcher echsenartige Züge besitzt. Es wird allerdings vermutet, dass es sich hierbei um einen Betrug handelt und das Fotoobjekt ein Modell ist.
Eine Frau aus Oberhof in Aargau erzählt, als Kind einen Stollenwurm gesehen zu haben. Dieser soll so dick wie eine Katz, aber so lang, wie ein menschlicher Arm gewesen seien. Die Haut erschien ihr grau und haarlos, das Gesicht sei niedlich, mit runden Ohren gewesen. Lediglich die viel zu großen Augen haben für sie befremdlich gewirkt.
Kryptozoologie
Der Tatzelwurm ist als Kryptid auch Teil der Kryptozoologie und so versuchten bereits einige Kryptozoologen sich dem Alpenwesen anzunehmen. Der österreichische Arzt Jakob Nicolussi verlieh dem Tatzelwurm 1933 den wissenschaftlichen Namen Heloderma europaeum. Und stellte ihn damit in direkte Verwandtschaft zu den zoologisch bekannten, amerikanischen Krustenechsen (Heloderma).
Beide, sowohl Echse als auch Tatzelwurm, haben große, schwere Körper; genoppte, schützende Schuppen und ihr Biss ist giftig. Allerdings sind Krustenechsen eher träge und nicht für Lautäußerungen, wie Pfiffe bekannt und die Einteilung zu diesen nach Nicolussi ignorierte sämtliche Berichte, welche von seiner These abweichen.
Andere Theorien behaupten, es handele sich um eine unbekannte Otterart,
ein semiaquatisches Säugetier oder eine Art Amphibie, vielleicht ein Verwandter der Asiatischen Riesensalamander (Andrias). Laut Josef von Doblhoff-Dier können viele Tatzelwurmsichtungen auf im Alpenraum verbreitete Schlangenarten wie die Ringelnatter (Natrix natrix), die Schlingnatter (Kupfernatter) (Coronella austriaca), die Aspisviper (Vipera aspis) oder die Kreuzotter (Vipera berus) zurückgeführt werden, was fast alle beinlosen Sichtungen erklären könnte. Die katzenartigen Merkmale mancher Tatzelwürmer weisen hingegen eher auf Säugetiere wie Murmeltiere, Marder oder im besonderen Fischotter hin, wobei vor allem letztere durch ihre schlangenartigen Bewegungen auffallen.
1955 hielt Bernard Heuvelmans, in seinem Werk Sur la Piste des Bêtes Ignorées, Nicolussis Klassifikation ebenfalls für voreilig, da die Merkmale der Kreatur keineswegs eindeutig gesichert seien und so eine wissenschaftliche Zuordnung nicht möglich wäre.
1985 berichtete S.J. Blaupot ten Cate in einem Artikel im Bund, in Kootwijk einen Tatzelwurm gesichtet zu haben, der die Straße vor ihm überquerte. Er war etwa 75 Zentimeter lang, vorne dicker, hinten dünner, aber ohne eigentlichen Schwanz, mit braun geschuppter Haut und vielen kleinen Beinen. Doch bei näherer Betrachtung stellte es sich als ein weibliches Hermelin (Mustela erminea) heraus, das mit vier Jungtieren unterwegs war. Die Kleinen liefen in einer Reihe dicht hinter dem Muttertier her, was den Eindruck einer einzelnen Kreatur mit vielen Beinen verlieh. Aufgrund des nassen Wetters erweckte das Fell den Eindruck von Schuppen, und die hoppelnde Gangart der Hermeline gab der ganzen Gruppe eine schlangenartige Erscheinung. Es ist demnach denkbar, dass auch andere Tatzelwurmsichtungen auf solche Sichtungen zurückzuführen sind.
Taxonomische Stellung
Die Tatzelwürmer sind seit jeher zu den "Halbdrachen" gezählt worden und damit klar den Drachen zuzuordnen. Innerhalb der Drachen sind sie der in Europa weit verbreiteten Gruppe der Lindwürmer zuzuordnen. Wie diese variieren ihre Beinzahlen stark und sie besitzen einen schlangenartigen und zugleich walzenartigen Körperbau. Innerhalb dieser Gruppe besteht eine nähere Verwandtschaft zum Dard, Haselwurm und zum Scultone. Welche sich deutlich genug vom Tatzelwurmkomplex abgrenzen. Teilweise erinnern die Tazelwürmer in wenigen Sagen an Basilsiken, scheinen aber mit diesen nur begrenzt verwandt zu sein. Es ist anzunehmen, dass der Tatzelwurm-Komplex mehrere nah verwandte Arten beherbegt.
Dieses Projekt geht von 3 Arten aus, welche sich wie folgt definieren:
"Arassas"
Ein gräuliches Tierwesen mit dem Kopf einer Katze und dem Körper einer Eidechse. Es besiedelt die franzözischen und schweizerischen Alpen. Der Blick dieses Wesens ist giftig.
Diese Tatzelwurmspezies dürfte als nächstes mit dem Dard verwandt sein.
"Eigentlicher Tatzelwurm"
Der Eigentliche Tatzelwurm ist eine schlangen- oder echsenartige Kreatur von ca. 60 bis 90 Zentimeter Länge. Der Körper hat eine zylindrische Form und ist relativ kompakt, mit einer bräunlichen, manchmal auch rötlichen gefleckten Färbung, die am Rücken dunkler ist als am Bauch. Der Kopf erinnert an eine Echse oder einen Wurm. Diese Art besiedelt vorranging die bayrischen und österreichischen Alpen. Wo der Begriff Tatzelwurm ursprünglich geprägt wurde.
Es ist anzunehmen, dass die Kronentragenden, weißen Tatzelwürmer ebenfalls dieser Spezies angehören. Sie könnten aber auch eine eigene Art darstellen, welche in einer früheren Version dieses Kapitels als "Bergbasilik" ins Auge gefasst wurde.
"Büffeltatzelwurm"
Ein nur für das Ennstal belegte Tatzelwurmform. Es ist unklar, ob es sich wirklich um eine eigene Art handelt. Sie unterscheidet sich von den Echsenartigen Tatzelwürmern durch die Huf tragenden Vorderbeine.
Nachweise
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