Der Suiko (jap. 水虎 (Kanji) すいこ (Hiragana)) ist ein Yōkai. Sein Name bedeutet so viel wie "Wassertiger".
Etymologie
Die Gestalt des Suiko entspringt der chinesischen Mythologie, wo das Wesen Shuǐ hǔ (水虎; "Wassertiger") heißt. Die älteste Erwähnung nebst Abbildung eines Suiko erscheint in dem Werk Shuijing zhu (水经注; "Klassisches Buch der Gewässer") von Li Daoyuan aus dem Jahr 521 (Wei-Dynastie). Das historische Werk Wakan Sansei Zue (和漢三才図会; "Chinesisch-japanisches Nachschlagewerk") von Terajima Ryōan aus dem Jahr 1712 beschreibt den Suiko detailliert und gibt an, das Bíyàn (鼻厌; wörtlich "tabuisierte Nase") des Suiko werde in China als Aphrodisiakum verwendet, wozu man aber das Wesen lebend fangen müsse. Es ist zu vermuten, dass damit nicht die wirkliche Nase, sondern die Genitalien des Sukio gemeint sind.
Merkmale
Suiko haben den Körper eines kleinen Kindes und sind mit extrem harten Schuppen bedeckt, die denen eines Schuppentiers ähneln und von keinem Pfeil durchbohrt, werden können. Gelegentlich werden die Schuppen auch einem sehr alten Koikarpfen zugewiesen. Sie haben scharfe, hakenartige Auswüchse an den Kniescheiben, die den Klauen eines Tigers ähneln.
Der Kopf ist katzenartig und eine Sara fehlt, sodass sie nicht zur Gattung der Kappa gezählt werden können. Die Füße tragen Schwimmhäute.
Suiko sind weitaus gefährlicher, gewalttätiger und hitziger als ihre Kappa-Cousins. Sie besitzen ebenfalls enorme Körperkräfte und ein hohes Maß an Intelligenz. Diese Körperkräfte nehmen auch deutlich weniger schnell ab, als bei der Gruppe der Eigentlichen Kappa. Weiter verfügen Suiko die Fähigkeit schwarze Magie zu nutzen. Suiko sind in der Lage unsichtbar zu werden, daher ist es wahrscheinlich, dass man sie nur hört und nicht sieht. Ihre Fußabdrücke verraten sie allerdings.
Vorkommen
Suiko kommen sowohl in China (hier im Besonderen in der Provinz Hubei) als auch in Japan vor. Sie leben in der Nähe von Flussufern und in großen Gewässern. Sie treten auch in Wasserstraßen auf. Normalerweise versteckt sich der komplette Suiko im Wasser und man sieht allenfalls die Knie mit den Tigerkrallen aus dem Wasser ragen.
Lebensweise
Ernährung
Sukio sind Allesfresser, bevorzugen aber menschliches Blut und Seelen als Nahrungsquelle. Im Gegensatz zur Großgruppe der Eigentlichen Kappas interessieren sich Sukio nicht für die Shirikodama. Stattdessen entziehen Suiko ihren Opfern wie Vampire das Blut, fressen dann ihre Seelen ( Reikon ) und bringen den toten, ausgelaugten Körper an die Oberfläche zurück.
Verhalten
Suiko bilden häufig Lebensgemeinschaften mit Kappas. In diesen Lebensgemeinschaften bestehend aus einem Suiko und 48 Kappa sind sie die Gruppenanführer. Manchmal werden die Suiko wegen dieser Stellung auch die Oyabun oder Yakuza-Bosse des Kappa genannt. Suiko unterstehen wiederum den Drachenkönigen.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Suiko, die in bewohnten Gebieten leben, schleichen sich nachts gerne aus dem Wasser, um den Menschen Streiche zu spielen, an Türen zu klopfen und wegzulaufen oder von Menschen Besitz zu ergreifen und sie dazu zu bringen, seltsame Dinge zu tun.
Sie versuchen auch wie andere Kappa Menschen ins Wasser zu ziehen.
Suiko töten Menschen nicht nur aus Hunger, sondern auch um ihren Drachenkönig zu beeindrucken. Ähnlich wie Kappa häufig Menschen nur töten, weil sie ihr Ansehen bei ihrem Suiko-Boss erhöhen wollen.
Man kann Suiko fernhalten, indem man eine Sichel an die Hauswand lehnt und draußen Leinsamen oder Schwarzaugenerbsen auf den Boden streut, da Suiko sich vor diesen Dingen fürchten.
Um einen Suiko zu töten, benötigt man die Leiche einer Person, der ein Suiko das Blut ausgesaugt hat. Zunächst wird auf einem Feld eine kleine Hütte aus Gras und Stroh gebaut. Dann wird der Leichnam nicht begraben, sondern auf ein Holzbrett gelegt und in der Hütte untergebracht. Der Suiko, der das Blut dieser Person gesaugt hat, wird durch die Leiche zur Hütte gezogen, wo er beginnt, im Kreis um die Hütte zu laufen. Während die Leiche allmählich verfällt, verfällt auch der Suiko. Wenn der Körper vollständig verrottet ist, ist der Suiko gestorben, seine Magie hat aufgehört und der verweste Leichnam des Suiko wird auf dem Boden in der Nähe des Körpers sichtbar sein.
Gelingt es einem, die Nase eines Suiko einzuklemmen, erhält man Kontrolle über das Wesen.
Medizinische Nutzung
Das Bíyàn des Suiko wird als ein Aphrodisiakum verwendet.
Mythologie
Japan
In der Präfektur Nagasaki gibt es eine Legende, dass einmal im Jahr ein Suiko einen Menschen ins Wasser zieht, um ihm Blut auszusaugen, hat er danach die Seele verschluckt, wirft er den Körper aus dem Wasser.
Die Suiko in der Präfektur Aomori greifen nur Kinder an, ziehen sie ins Wasser und töten sie.
Die Suiko in der Nähe des Biwa-Sees und des Chikugo-Flusses in Kyushu klopfen im Morgengrauen an die Türen von Häusern, um Streiche zu spielen und Menschen zu besetzen.
Verehrung
In der Präfektur Aomori gibt es einen einzigartigen Shintō-Schrein, der einem Kami namens Suiko-sama (水虎様) geweiht ist.
Taxonomische Stellung
Traditionell werden Suiko zu den Yōkai gezählt, hierbei handelt es sich aber nicht um eine taxonomische Gruppe, sondern eine formelle Einheit voller übernatürlicher Kreaturen und Phänomene, die in der japanischen Folklore vorkommen. Die Einordnung der Suiko gestaltet sich als schwierig. Beschreibungen betonen die Säugetier-Charakteristiken (Statur/Grundkörperbau eines Kindes, Tigerkrallen an den Knien, Schuppen eines Schuppentieres bzw. mit gleicher Stabilität), erläutern aber u.a. nicht, warum die Wesen auch Schwimmhäute tragen bzw. mit welchen Fußabdrücken vergleichbar sind. In japanischer Literatur wird der Suiko häufig mit dem Kappa vermischt oder in eine nähere Verwandtschaft gestellt. Geht man von diesem Umstand aus, dürfte es sich beim Suiko um ein reptiloides Mischwesen handeln, das zu den Schildkrötendrachen gehört. Suiko gehört nicht den Schildkrötenkappa an, da ihm die Sara fehlt, welche für diese Drachen typisch ist. Sollte es sich um einen Drachen handeln, steht Suiko den Schildkrötenkappa vermutlich als Schwestertaxon gegenüber und ist einer ihrer nächsten Verwandten.
Nachweise
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