Manasa (bengalisch মনসা manasā; Sanskrit: "die Absicht", "die Verstandesgeborene") ist eine besonders in Bengalen verehrte hinduistische Volks- (gramadevata) und Schlangengöttin (Nāga bzw. Nāgini), sowie Göttin der Fruchtbarkeit, der Hochzeitsriten und des Wohlstandes. Sie ist auch als Vishahari (die Giftzerstörerin), Nityā (die Ewige), Nagini ("weibliche Schlange"), Nagesvari ("Königin der Schlangen"), Astikamata ("Mutter des Astika"), Janguli ("Giftkennerin", Jagatgauri ("Schönheit der Welt"), Patma ("Lotus"), Patmavati ("die Lotusgeborene"), Nagamata ("Mutter der Schlangen"), Shaivi, Vaishnavi, Nagabhogini, Yogeshvari ("Herrin des Yoga") und Siddhayogini bekannt.
Im Hinduismus ist Manasa die Schwester von Shesha und Vasuki, dem König der Nāgas (Schlangen) und die Frau des Weisen Jaratkaru . Sie ist die Mutter der Weisen Astika.
Ihre buddhistische Entsprechung ist die Schlangengöttin Janguli.
In regionalen Überlieferungen betonen ihre Geschichten ihre schlechte Laune und Unzufriedenheit aufgrund der Ablehnung durch ihren Vater Shiva und ihren Ehemann (Jagatkaru) sowie des Hasses ihrer Stiefmutter Chandi (Shiva's Frau, die in diesem Zusammenhang mit Parvati identifiziert wird). Da ihr aufgrund ihrer gemischten Abstammung die volle Göttlichkeit verwehrt war, bestand Manasas Ziel darin, ihre Autorität als Göttin vollständig zu etablieren und treue menschliche Anhänger zu gewinnen.
Merkmale
Manasa ist eine schöne Frau mit goldener Haut (daher der Spitzname Gauri, Golden) und einem stets lächelnden Gesicht. Hinter ihrem Haupt offenbaren sich sieben Kobrahauben, welche sie klar als Nāga auszeichnet. Ihr Gesicht trägt ein, durch Gewaltewintwirkung, versehrtes Auge, dies wird aber nicht in allen Darstellungen gezeigt.
Sie trägt rote Gewänder und Goldschmuck. Neben der goldenen Haut, hat sie vier Arme: In ihrer oberen rechten Hand hält sie ein Shankha (Sanskrit: शङ्ख śaṅkha, hindi: शंख śaṅkh, tib.: dung dkar; deutsch: "Muschelhorn" oder "Schneckenhorn") und in ihrer linken Hand ihre Lieblingsblume, die Lotusblume. In ihrer unteren linken Hand hält sie eine Schlange und in ihrer rechten unteren Hand ist Varadamudra (eine Geste mit der Hand, welche die Verteilung von Segen symbolisiert. Es wird durch eine nach außen gerichtete Handfläche dargestellt, wobei die Finger ausgestreckt und nach unten zeigen. Manchmal treffen sich Daumen und Zeigefinger und bilden einen Kreis) dargestellt.
Sie ist im Regelfall von Schlangen bedeckt und sitzt auf einer Lotusplattform. Als Reittier (vana) dient ihr entweder eine Schlange oder ein Schwan (Hamsa). Sie wird von den Hauben von sieben Kobras geschützt.
Daneben existiert aber auch das Bild einer alten, hässlichen, schrecklichen, furchterregenden, hinkenden Göttin mit fischartigem Gesicht und "hexenartigem" Aussehen.
Sie ist wie alle Nāga giftig und kann mit ihren Augen eine Bewusstlosigkeit auslösen. Weiter kann sie Gifte aus Körpern ziehen und besitzt enorme Heilungskräfte.
Vorkommen
Manasa besiedelt vorrangig den Indischen Subkontinent und die damit verbundenen, tranzendenten Sphären.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Darstellungen
Manchmal wird sie mit einem Kind auf dem Schoß dargestellt. Bei dem Kind handelt es sich vermutlich um ihren Sohn Astika. In Bengalen wird sie selten mit ihrem Ehemann Jaratkaru dargestellt. Auf einigen ihrer Statuen wird sie mit Behula und Lakshminder (einem menschlichen Ehepaar, welches die Protaganisten des Epos Manasamangal dargestellt.
Mythologie
Das Mahabharata (zwischen 400 v. Chr. und 400 n. Chr.)
Das Mahabharata erzählt die Geschichte von Manasas Hochzeit. Der Weise Jaratkaru praktizierte strenge Askese und hatte beschlossen, auf die Ehe zu verzichten. Einmal begegnete er einer Gruppe von Männern, die kopfüber an einem Baum hingen. Diese Männer waren seine Vorfahren, die zum Elend verdammt waren, da ihre Kinder ihre Sterbesakramente nicht durchgeführt hatten. Daher rieten sie Jaratkaru, zu heiraten und einen Sohn zu bekommen, der sie durch die Durchführung der Zeremonien von diesem Elend befreien könne. Vasuki bot Jaratkaru die Hand seiner Schwester Manasa an. Jaratkaru und Manasa heirateten darauf. Nur wenig später gebar Manasa einen Sohn namens Astika, der seine Vorfahren aus dem Elend befreite. Astika half auch dabei, das Volk der Nāga vor der Vernichtung zu bewahren, als König Janamejaya beschloss, die Nāga auszurotten, indem er sie bei seinem Yajna, dem sogenannten Sarpa Satra (ein mächtiges Feuer-Ritual), zu opfern.
Die Puranas (400 n. Chr. bis 1000 n. Chr.)
Die Puranas sind die ersten Schriften, die von Manasas Geburt sprechen. Sie erklären, dass der Weise Kashyapa ihr Vater ist, nicht Shiva, wie in den späteren Mangalkavyas beschrieben. Einst, als Schlangen und Reptilien Chaos auf der Erde angerichtet hatten, schuf Kashyapa aus seinem Geist (Mana) die Göttin Manasa. Der Schöpfergott Brahma machte sie zur herrschenden Gottheit über Schlangen und Reptilien. Manasa erlangte durch die Kraft der Mantras, die sie sang, Kontrolle über die Erde. Dann besänftigte Manasa den Gott Shiva, der ihr sagte, sie solle den Gott Krishna zufriedenstellen. Als Krishna zufrieden war, verlieh er ihr göttliche Siddhi- Kräfte (übernatürliche Kräfte, welche man durch spirituelle Praxis erlangt) und verehrte sie rituell, wodurch sie zu einer anerkannten Göttin wurde.
Kashyapa verheiratete Manasa mit dem Weisen Jaratkaru, der sich unter der Bedingung, sie zu verlassen, wenn sie ihm nicht gehorchte, mit ihr verlobte. Als Jaratkaru einmal von Manasa geweckt wurde, wurde er wütend auf sie, weil sie ihn zu spät zum Gebet weckte, und so verließ er sie vorübergehend.
Die Mangalkavyas (13. - 18. Jahrhundert)
Die Mangalkavyas waren fromme Lobgesänge auf lokale Gottheiten wie Manasa, die zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert in Bengalen komponiert wurden. Die Manasa Mangalkavyas von Vijay Gupta und Manasa Vijaya (1495) von Bipradas Pipilai gehen dem Ursprung und den Mythen der Göttin nach. Diese weichen jedoch weiter von den puranaischen Bezügen ab, wahrscheinlich aufgrund der ausgeübten künstlerischen Freiheiten.
Es sind mindestens fünfzehn Mangalkavyas bekannt, die Manasa gewidmet sind. Diese sind in mehr als einundfünfzig verschiedenen Variationen bekannt.
Laut Manasa Vijaya wurde Manasa geboren, als eine von Vasukis Mutter geschaffene Mädchenstatue von Shivas Samen berührt wurde. Vasuki nahm Manasa als seine Schwester an und übergab ihr die Aufgabe des Giftes, das entstand, als König Prithu als Kuh die Erde melkte. Als Shiva Manasa sah, fühlte er sich zu ihr hingezogen, doch sie bewies ihm, dass er ihr Vater war. Shiva nahm Manasa mit zu sich nach Hause, wo seine Frau Chandi Manasa verdächtigte, Shivas Konkubine oder Mitfrau zu sein. Sie beschimpfte Manasa und verbrannte ihr ein Auge, woraufhin Manasa halb erblindete. Später, als Shiva an Gift zu sterben drohte, heilte Manasa ihn. Einmal, als Chandi sie trat, machte Manasa sie mit einem Blick ihres giftigen Auges bewusstlos. Schließlich hatte Shiva genug von den Streitereien zwischen Manasa und Chandi und ließ Manasa unter einem Baum zurück. Aus seinen Tränen der Reue schuf er ihr jedoch eine Gefährtin namens Neto oder Netā.
Später heiratete der Weise Jaratkaru Manasa, aber Chandi ruinierte Manasas Hochzeitsnacht. Chandi riet Manasa, Schlangenschmuck zu tragen, und warf dann einen Frosch in das Brautgemach, woraufhin die Schlangen im Gemach umherkrochen und den Frosch jagten. Daraufhin rannte der verängstigte Jaratkaru aus dem Haus. Nach einigen Tagen kehrte er zurück und Astika, ihr Sohn, wurde geboren.
In Begleitung ihrer Beraterin Neto stieg Manasa auf die Erde herab, um ihre menschlichen Anhänger zu sehen. Anfangs wurde sie von den Menschen verspottet, aber dann zwang Manasa sie, sie anzubeten, indem sie Unheil über diejenigen regnen ließ, die ihre Macht leugneten.
So gelang es ihr, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zu bekehren, darunter auch den muslimischen Herrscher Hasan, aber es gelang ihr nicht, Chand Sadagar (ein indischer Kaufmann und Seegler) zu bekehren .
Manasa wollte eine Göttin wie Lakshmi (hinduistische Göttin des Glücks, der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Wohlstandes, der Gesundheit und der Schönheit) oder Saraswati (Göttin des Lernens, der Sprache, der Wissenschaften, der Künste, der Dichtung, der Literatur, der Schrift, der Weisheit, des Tanzes, des Gesanges und der Musik) werden. Um das zu erreichen, musste sie die Verehrung von Chand Sadagar erlangen, der äußerst hartnäckig war und schwor, Manasa nicht anzubeten. Um seine Angst und Unsicherheit zu verstärken, tötete Manasa einen nach dem anderen seine sechs Söhne. Schließlich verschwor sich Manasa mit zwei Tänzerinnen von Indras Hof, die sich liebten, Anirudha und Usha gegen Chand Sadagar. Anirudh musste für diesen Plan als Lakshmindra geboren werden, Chands und Sanakas siebter Sohn. Usha wurde als Behula geboren, welche sich mit Lakshmindra verlobte, als dieser das Erwachsenenalter erreichte. Wie es vor der Heirat üblich war, wurde ein Astrologe befragt, und dieser sagte voraus, dass Lakshmindra in der Hochzeitsnacht an einem Schlangenbiss sterben würde. Der Vater Chand ließ sogleich ein Haus aus Stahl erbauen, wo sein Sohn mit seiner Braut in Frieden leben sollte. Kein Riss sollte so groß sein, dass auch nur ein Stift hineingelangen konnte. Er ließ es von mit Schwertern bewaffneten Männern, Mungos und Pfauen bewachen (Mungos und Pfauen sind dafür bekannt, dass sie Schlangen erbeuten). Aber Manasa schüchterte den Erbauer derart ein, dass er eine Öffnung, nicht breiter als ein Haar, in der Mauer ließ, und versteckte sie mit einem kleinen pulverisierten Stück Holzkohle. Durch diesen Spalt krochen ein Dutzend Schlangen hinein, doch Behula reichte jeder einen Teller Milch. Aber als Behula schließlich eingeschlafen war, glitt doch eine Schlange hinein und tötete den Bräutigam.
Behula verbrannte Lakshmindra nicht, sondern legte ihn, wie es bei Todesfällen durch Schlangenbisse in Indien üblich ist, auf ein Floß, setze sich neben ihn und fuhr mit ihm den Fluss hinunter, beständig zu Manasa betend. Nach sechs Monaten traf sie an einem Flussufer auf Netu, Manasas Gefährtin. Diese demonstrierte auf sehr anschauliche weise, die Wirksamkeit eines Trankes, der einen Toten ins Leben zurück bringen konnte ohne das dieser darunter litt.
Behula landete am Ufer, fiel Netu vor die Füße und bat sie, ihr den Krug mit dem Trank zu leihen, um Lakshmindra wieder zu beleben. Netu führte Behula in den Himmel. Dort führte sie den Göttern einen Tanz auf, welcher den Göttern so gut gefiel, dass sie Manasa überzeugten, Lakshmindra wieder zum Leben zu erwecken. Diese willigte schließlich ein, aber nur unter der Bedingung, dass Behula Chand bekehren würde. Behula versprach es, und Lakshmindra wurde wieder zum Leben erweckt.
Schließlich gab Chand Sadagar nach, indem er der Göttin mit seiner linken Hand, die in Indien als unrein angesehen wird, eine Blume anbot, ohne sie auch nur anzusehen. Diese Geste machte Manasa so glücklich, dass sie alle Söhne von Chand wieder auferstehen ließ und ihm seinen Ruhm und sein Vermögen zurückgab. Die Mangal Kavyas sagen, dass danach die Verehrung von Manasa für immer populär war.
Manasa Mangalkavya führt Manasas Schwierigkeiten, Anhänger zu gewinnen, auf einen ungerechten Fluch zurück, den sie in seinem früheren Leben über Chand verhängt hatte (Da dieser in seinem früheren Leben durch Zufall Manasa nackt gesehen hatte). Chand revanchierte sich mit einem Gegenfluch, wonach die Anbetung von Manasa auf Erden nicht populär sein würde, wenn er sie nicht ebenfalls anbeten würde. Dieses Fluchkonstruktur führte zu den oben beschriebenen Geschenissen.
Schutzgöttin
Singt man die "Sieben Namen Manasas" braucht man keine Angst vor Schlangen zu haben, diese Namen sind wie folgt: Jaratkaru, Jagadgauri, Mansa, Siddhayogini, Vaishnavi, Nagabhagini, Shaivite, Nageshwari, Jaratkarupriya, Aastikmata und Vishahari.
Verehrung
Im Allgemeinen wird Manasa mit und ohne Bildnis verehrt. Als Göttin wird ein Kaktuszweig oder ein Sij-Zweig, ein Tontopf oder ein irdenes Schlangenbildnis verehrt, obwohl auch Bildnisse von Manasa verehrt werden. Sie wird vorrangig zum Schutz vor und zur Heilung von Schlangenbissen und Infektionskrankheiten wie Pocken und Windpocken verehrt.
Bis heute ist Manasa die einzige hinduistische Göttin, deren Rituale ausschließlich mit der linken, unreinen Hand verrichtet werden. Sie genießt besonders bei Frauen Verehrung. Ihre Rituale finden oft an Flussufern statt.
Die Verehrung Manasas ist in Südbengalen am weitesten verbreitet, wo sie sowohl in den örtlichen Tempeln als auch in den Häusern rituell verehrt wird. Fast jeder Hindu-Haushalt hat einen eigenen Schrein für die Göttin Manasa zusammen mit Vishnu (Hari - ein Aspekt der tausend Aspekte Vishnus, die Schöpfungsgötter sind meist zu mächtig um alle ihre Aspekte begreifen und verehren zu können, weshalb nur einzelne Aspekte verehrt werden), das Duo wird durch den Zweig des Kaktusbaums bzw. des Indischen Basilikum (Ocimum tenuiflorum), genannt Tulasi, repräsentiert. Die Göttin wird in der Regenzeit, wenn die Schlangen am aktivsten sind, verstärkt verehrt. Manasa ist auch eine sehr wichtige Fruchtbarkeitsgottheit, insbesondere unter den Hindus der unteren Kasten, und ihr Segen wird während der Ehe oder bei Kinderlosigkeit angerufen. Sie wird normalerweise zusammen mit Neto verehrt und erwähnt, die in verschiedenen Teilen Bengalens Neta, Netidhopani, Netalasundori genannt wird.
In Nordbengalen ist Manasa (Bishohora, Bishohori oder Padmavati genannt) unter den Rajbanshis eine der wichtigsten Göttinnen, und ihr Thaan (Schrein) steht im Hof fast jedes Bauernhaushalts. Auch unter den Hindus der unteren Kasten in Ostbengalen (dem heutigen Bangladesch) wird sie mit großem Pomp verehrt.
Manasa ist in Bengalen für die Handelskasten eine besonders wichtige Gottheit. Was daran liegt, dass Chando vom Manasamangal der erste war, der ihre Verehrung initiierte, und Behula, die Heldin des Manasamangal, eine Tochter des Saha-Clans (einer mächtigen Handelsgemeinschaft) war.
Manasa ist die Hauptgottheit der Region Anga, insbesondere in Angas Hauptstadt Champa (heute Bhagalpur). Man glaubt, dass die Geschichte von Chand Saudagar und Behula genau an diesem Ort begann. In den alten Vierteln von Champanagar steht ein enormer Manasa-Tempel. Mehrere Artefakte und Skulpturen, welche in und um den Ort gefunden wurden, ließen die Einheimischen glauben, dass Chand Saudagar hier sein Rajbari (eine Gruppe von mindestens neun Shiva-Tempeln, die von einer massiven Mauer aus Ziegelsteinen umschlossen sind) hatte. Bei einer kürzlichen Ausgrabung wurde auch "Loha-Bashor ghor" oder "Bashor ghor" gefunden, ein Gebäude, das laut Überlieferung speziell für die Hochzeitsnacht von Lakshmindra und Behula errichtet wurde. Das Angika Lokgatha (Folklore der in der veralteten Schriftsprache Angika), "Behula Bishari Lokgatha" und die regionale Kunst Manjusha (eine indische Kunstform. Es handelt sich um tempelförmige Kästen mit acht Säulen. Sie bestehen aus Bambus, Jute und Papier und enthalten auch Gemälde hinduistischer Götter und Göttinnen und anderer Figuren) basieren vollständig auf den Chroniken von Manasa und den Nöten von Behula.
Jedes Jahr vom 16. bis 19. August feiert die Stadt Bhagalpur ausscheifende Feste mit allerhand wohlriechenden Düften um Manasa zu verehren und an die Hochzeit von Behula zu erinnern.
In Bengalen wird an Manasas Festtag kein warmes Essen (Sanskrit: acanthine) zubereitet, und Töpfe mit Reis werden zur Fermentierung offen auf die Fenstersimse gestellt. Man glaubt, dass die Göttin diese Speise, die man am nächsten Tag isst, vor dem Verderben schützt. Die Frauen des Hauses zeichnen Alpanas (rituelle Zeichnungen) für die Göttin mit Reispaste auf die Erde, und eine Sij-Pflanze (Euphorbia neriifolia; eine Wolfsmilchpflanze) wird in den Backofen gelegt. Der kalte Reis wird dann, nachdem er in kaltem Wasser eingeweicht wurde, zusammen mit kaltem Gemüse gegessen (panta bhat). Danach wird Tee auf einer kleinen Flamme erhitzt, um den Tag und die Zeremonie zu beenden.
Auch in Assam und Tripura wird Manasa ausgiebig verehrt, und eine Art Oja-Pali (musikalisches Volkstheater) ist ganz ihrem Mythos gewidmet.
Manasa wird zeremoniell am Nag Panchami verehrt - einem Fest der Schlangenanbetung im Hindu-Monat Shravan (Juli–August). Bengalische Frauen halten an diesem Tag ein Fasten (vrata) und opfern Milch an Schlangenlöchern, zum Teil werden auch Bananen verfüttert.
Manasa Devi ("Manasa Göttin") wird im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh verehrt.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Bhattacharya und Sen vermuten, dass Manasa als nicht-vedische und nicht-arische Göttin aus Südindien stammt und mit der volkstümlichen Schlangengöttin Manchamma aus der Kannada-Sprache verwandt ist. Manasa war ursprünglich eine Adivasi-Göttin (Stammesgöttin). Sie wurde in das Pantheon der niederen hinduistischen Kastengruppen aufgenommen. Später vermutet Dimock (18. März 1929 bis 11. Januar 2001), dass Manasa, welche eine menschliche Schlangengöttin darstellt, zwar in den Veden (den frühesten hinduistischen Schriften) verehrt wird, im frühen Hinduismus jedoch "kaum eine Grundlage" hat. Bhattacharya vermutet einen weiteren Einfluss auf Manasa in Form der giftheilenden Göttin Janguli aus dem Mahayana-Buddhismus. Janguli hat mit Manasa das gleiche Schwanenreittier und den Beinamen "Giftzerstörerin". Einer Theorie zufolge könnte Janguli vom Kirata-giri ("Bezwinger aller Gifte") des Atharvaveda beeinflusst worden sein. McDaniel zufolge wurde sie in das Pantheon der Hindus der höheren Kasten aufgenommen, wo sie heute als Hindu- und nicht als Stammesgöttin angesehen wird.
Im populären Mythos, dass die Nāga die Kinder des Weisen Kashyapa und Kadru sind, wird Manasa von manchen Autoren mit Jaratkaru gleichgesetzt. Eine Gleichsetzung, die von anderen Autoren stark kritisiert wird, welche darauf bestehen, dass Jaratkaru und Manasa verschiedene Identitäten sind.
Im 14. Jahrhundert wurde Manasa als Göttin der Fruchtbarkeit und der Hochzeitsriten anerkannt und in das Shaiva-Pantheon aufgenommen, das mit dem Gott Shiva verwandt ist. Mythen verherrlichten sie, indem sie beschrieben, dass sie Shiva rettete, nachdem er Gift getrunken hatte und dieses aus ihm entfernt hatte. Ihre Popularität wuchs und verbreitete sich bis nach Südindien, und der Kult ihrer Anhänger begann mit dem frühesten Shivaismus (dem Shiva-Kult) zu konkurrieren. Infolgedessen entstanden Geschichten, die Manasas Geburt Shiva zuschrieben, und schließlich übernahm der Shivaismus diese einheimische Göttin in die brahmanische Tradition des Mainstream-Hinduismus.
Alternativ schlägt Vasudev vor, dass die bengalische Geschichte von Manasa die Rivalität zwischen dem Shivaismus und dem göttinnenzentrierten Shaktismus widerspiegelt.
Taxonomische Stellung
Manasa besitzt mit seinem mehrköpfigen Schlangenkörper alle Merkmale eines reptiloiden Mischwesens und zählt deshalb als Drache. Er stellt dabei keine eigene Art dar, sondern einen der Vertreter der Indischen Nāga dar.
Nachweise
- Buck, William (2000). Ramayana. University of California Press. pp. 12 - 15 ISBN 978-0-520-22703-3.
- Edward C. Dimock, Jr: Manasā, goddess of snakes: the Sasthī myth. In: Myths and symbols; studies in honor of Mircea Eliade. University of Chicago Press 1969, ISBN 0-226-43827-9
- Gerhard J. Bellinger, Knaurs Lexikon der Mythologie, Knaur 1999, Manasa
- Jan Knappert, Lexikon der indischen Mythologie, Heyne Verlag München, 1994, ISBN 3-453-07817-9, Seite 202–203: Manasa
- Maity Pradyot Kumar: Historical Studies in the Cult of the Goddess Manasa. Kolkata 1966
- Mani, Vettam (1975). Puranic Encyclopaedia: A Comprehensive Dictionary With Special Reference to the Epic and Puranic Literature. Delhi: Motilal Banarsidass. pp. 346, 572, 782, 817 ISBN 0-8426-0822-2.
- Pillai, Govinda Krishna (1960). Traditional History of India: (a Digest). Kitab Mahal. S. 147
- Sabita Baishya Baruah: Manasa: The Indian Serpent Goddess: Linguistic and Literary Aspects of Assamese Manasakavya and Bengali Manasamangal. A Comparative Study. Lap Lambert Academic Publishing
- "Section XXXVII(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01038.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XXXVIII (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01039.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XXXIX(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01040.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XXXX(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01041.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLI(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01042.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLII(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01043.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLIII(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01044.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLIV(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01045.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLV(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01046.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLVI(Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01047.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLVII (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01048.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLVIII (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01049.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section XLIX (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01050.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section L (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01051.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LI (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01052.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LII (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01053.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LIII (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01054.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LIV (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01055.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LV (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01056.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LVI (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01057.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LVII (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01058.htm Abgerufen am 5.12.2024
- "Section LVIII (Astika Parva continued) Mahabharata". Sacred texts.com. https://sacred-texts.com/hin/m01/m01059.htm Abgerufen am 5.12.2024
- Swami, Bhaktivejanyana (28 January 2013). Ithihaasa: The Mystery of His Story Is My Story of History. AuthorHouse. ISBN 978-1-4772-4273-5.
- Taraphadāra, Mamatājura Rahamāna; Dhaka, University of (1999). Husain Shahi Bengal, 1494–1538 A.D.: A Socio-political Study. University of Dhaka.
- Thomas Welbourne Clark: Evolution of Hinduism in Medieval Bengali Literature: Śiva, Caṇḍī, Manasā. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, Bd. 17 Nr. 3 (1955), S. 503–518
- W. L. Smith: The one-eyed goddess: a study of the Manasā maṅgal. Almqvist & Wiksell, Stockholm 1980
- टेट, कारेन (2005). 108 दैवीय स्थल. CCC प्रकाशन. पृ॰ 194. आई॰ऍस॰बी॰ऍन॰ 1-888729-11-2.