Der Púláo (chin. 囚牛), ist eine Kreatur der chinesischen, taoistischen Mythologie, deren bekanntester Vertreter zu den neun Söhnen des Drachenkönigs zählt. Er ist auch als Pu Lao, Pu-lao, P'u-lao und in moderner Schreibweise Pulao bekannt. In einigen frühen Quellen wird er auch als Tulao (徒牢) bezeichnet. Er ist der viertälteste Sohn des Drachenkönigs.
Die Púláo sind nicht nur über den Sohn des Drachenkönigs bekannt, sondern auch als eigene Drachenspezies/klasse, mit den genau gleichen Merkmalen.
Merkmale
Púláo werden als kleine Lóng beschrieben. Sie erscheinen vierbeinig und ohne Flügel. Als Lóng des Qui Long Typus besitzen sie den Körper eines Karpfens, die Beine eines Tigers, die Krallen eines Adlers und Hirschhörner - alles im Miniaturformat. Andere Quellen beschreiben den Qui Long und dadurch indirekt den viel kleineren Púláo, mit dem Kopf eines Kamels, Ohren einer Kuh, Bauch eines Frosches, Pfoten eines Tigers, lange Schnurrhaare einer Katze, Schuppen eines Karpfens, Augen eines Dämons, langer Hals einer Schlange, den Krallen eines Adlers und Hirschhörnern.
Die Púláo besaßen, im Gegensatz zu ihrer geringen Größe, eine enorm laute Stimme, sodass ihr Brüllen laut mancher Texte Erde und Himmel erschüttern konnte. Es wurde als Verteidigungsverhalten gegenüber angreifenden Walen beschrieben wurde. Aber auch ohne Walangriffe war ihr Brüllen häufig zu hören.
Vorkommen
Die Púláo besiedelten China und hielten sich meist in der Nähe von Glocken oder in Strandnähe auf. Gelegentlich schwamm die Art auch im Meer, wo sie aber von Walen angegriffen wurde.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Design
Einige Glocken weisen ein Design mit zwei separaten Bildern von Púláo auf, während andere Púláo ähnlich wie einen siamesischen Zwilling darstellen. Wieder gibt es Glocken, welche nur von einem einzelnen Púláo geziert werden, andere dafür von mehreren Púláo. Wie beispielsweise im Großen Glockentempel in Peking, wo auf einer Bronzeglocke zweiundzwanzig Púláo abgebildet sind.
Laut Ban Gus "Geschichte der Han" schmückt Púláo traditionell Glocken, da dieser Angst vor Walen hat, um dann eine möglichst laut klingende Glocke zu erhalten, bedarf es dann nur noch einen walförmigen Glockenschläger.
Mythologie
Neun Drachensöhne
Púláo war einer der neun Söhne des Drachenkönigs. Er machte mit seiner dröhnenden Stimme einen solchen Lärm, dass die Leute, die in seiner Nähe wohnten, sich darüber beklagten, dass er den ganzen Tag nur monströse Geräusche machte. Als der Drachenkönig diesen Bericht hörte, beauftragte er Púláo damit, über alle Glocken in China zu wachen, um sicherzustellen, dass ihr Klang laut und klar blieb.
In einer alternativen Fassung der Geschichte heißt es, dass Púláo den ganzen Tag geweint hätte und durch sein lautes Weinen die Klagen der Menschen auf sich zog.
Bis heute ziert Púláo die Griffe von Glocken.
Púláo und die Wale
Púláo liebte die Ozeane, und er blieb immer am Meer. Er hatte allerdings große Angst vor seinen Erzfeinden, den Walen, und wann immer einer Púláo angriff, hallte sein Brüllen über das Wasser.
Einige Varianten dieser Erzählung gehen so weit, dass Púláo ein Brüllen hatte, das die Erde und den Himmel erschütterte, besonders wenn es einem Wal gegenüberstand.
Taxonomische Stellung
Púláo ist als Mitglied der neun Drachen rein kulturell als Drache zu betrachten, da es sich bei ihm um einen vollständigen Lóng handelt, ist der Charakter zur Drachenidentifikation als reptiloides Mischwesen gegeben. Innerhalb der Gattung der Lóng gehört der Púláo zu Gruppe der ungeflügelten Qui Long.
Manchmal wurden die Drachensöhne Qiuniu und Puloa wegen ihrer gemeinsamen Verbindung mit Glocken verwechselt, möglicherweise sind beide Drachen nah miteinander verwandt.
Nachweise
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- National Geographic, eds. Juliane von Laffert: Essential Visual History of World Mythology Washington, D.C., USA: National Geographic Society 2008 ISBN: 978-1426202179 S. 342
- The Bell of the Bailin (Cypress Grove) Temple http://www.china.org.cn/english/features/FbiCh/78918.htm Abgerufen am 26.09.2023
- de Visser, Marinus Willem (1913). The dragon in China and Japan. S. 101
- Young, Ed: The Sons of the Dragon King: A Chinese Legend New York, NY, USA: Atheneum Books for Young Readers 2004 ISBN: 978-0689851841 S. 7 - 8
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