La Guita Xica, meist Guita genannt, (auch Guita Boja, Mulaguita, La Mulassa, Mula Fera, Mula Guita, irreführend: Tarasca) ist ein Drache der katalanischen Mythologie. Es handelt sich um eine Kreuzung aus Drache und Maultier, was den Guita per Definition zu einem Halbdrachen machen würde.
Etymologie
Der Name der Guita änderte sich im Laufe der Zeit und lautete ursprünglich Mulassa, was zu Mulaguita abgewandelt wurde und schließlich im 20. Jahrhundert zu Guita wurde. Der Name La Mulassa stammt von einem älteren Begriff, mulassas, was "monströse Maultiere" bedeutet und in der katalanischen Mythologie für verschiedene Maultier-Drachen-Hybriden verwendet wurde.
Mulaguita ist ein lokaler Name, der üblicherweise mit "Guita" abgekürzt wird, was übersetzt so viel wie "tretendes Maultier" bedeutet, obwohl sich "Guita" in Katalonien speziell auf ein böses oder besonders schlecht gelauntes Maultier bezieht.
Ihre anderen Namen, wie Guita Xica ("Kleine Guita") und Guita Boja ("Verrückte Guita"), beziehen sich auf die Funktion und Form ihres Abbilds bei modernen Festivals.
Merkmale
Erste Hinweise auf die Guita finden sich im 12. Jahrhundert. Allerdings sind über die Zeit genauere Beschreibungen der ursprünglichen Guita verloren gegangen, sodass die modernen Bildnisse (~1890er) dieses Drachenwesens als Referenz zu den alten Erzählungen herhalten müssen. Die Guita war ein sehr großes Wesen, mit grundlegender Körperstruktur eines robusten Pferdes. In manchen Beschreibungen ist das Wesen vollkommen schlangenartig. Der Kopf ähnelt der einer Echse mit einer langen Schnauze. Das Gesicht ist dunkel bis schwarz gefärbt, die Augen lüstern. Das meist aufgerissene Maul präsentiert riesige Fangzähne. Der Hals von Guita ist lang, teilweise stark verlängert und schlank. Er wird auch mit dem Hals des Ungeheuers von Loch Ness (Nessie) verglichen. Möglicherweise stammen Schlangenerzählungen des Wesens aus Sichtungen, welche nur den Hals erspäht hatten. Mit Ausnahme des Gesichts ist Drache grün gefärbt.
Vorkommen
Die Guita besiedelt die katalanischen Bergregionen.
Lebensweise
Über die Lebensweise dieser Drachenspezies ist nichts bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
La Guita Xica galt ursprünglich als Dämon, als urzeitliches Übel und Heimsuchung, hat sich aber im Laufe des letzten Jahrhunderts zu einem Schutzgeist entwickelt.
Patum von Berga
Zu den Fronleichnamsfesten gehört das Bergas Fest, das auch Patum von Berga oder La Patum genannt wird. Es handelt sich um ein beliebtes Fest mit Traditionen aus dem Mittelalter und einer Reihe von Aufführungen, Paraden und Prozessionen in der Gemeinde Berga. Bei diesen Feierlichkeiten wurden diverse "Feuertiere" als Symbole, o.ä. eingesetzt, wie der Ceberus, geflügelte Schlangen, Drachen oder ein mit Feuerwerkskörpern beladendes Maultier (siehe Wissenschaftliche Erklärungsversuche). Unter diesen Feuerwesen ist auch die Guita. Sie wird aus Holz und anderen Materialien gefertigt und durch die Stadt getragen. Dabei wird die Rekonstruktion so hoch wie möglich gehalten, dass ihr Kopf praktisch in die Fenster der Häuser blicken kann. Teilweise kommen Stangen zum Einsatz, dass die Guita-Rekonstruktion die Höhe eines dreistöckigen Hauses erreichen kann. Es verkörpert eine Schein-Herausforderung an die Gemeinschaft, der man sich gemeinsam stellen soll und so schützt die Guita auch vor dem Bösen, da sie die Bewohner von Berga auf das Böse durch ihr Training vorbereitet.
Selbst in dieser Form ist der Drache aber auch chaotisch und wirft Feuer in alle Richtungen. Um seinen feurigen Atem zu simulieren, enthält das Abbild Raketen, Feuerwerkskörper, Wunderkerzen und andere Sprengstoffe, wodurch das Abbild kontinuierlich Flammen spucken kann.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Die Bedeutung des Maultiers in den katalanischen Bergen ist nicht zu unterschätzen. Es hatte einen großen, praktischen Nutzen für die Bevölkerung, erlangte aber auch aufgrund seines Temperaments, das so störend und unruhig war, den Status eines Wesens, dem nicht zu trauen war. Aus diesem Misstrauen vermischte sich mit der Urangst vor Schlangen oder auch mit anderen Drachenmythen das Maultier zur Guita.
Eine Geschichte über den Ursprung von Guita ereignete sich während des Konflikts zwischen den Sarazenen (während der Zeit der Expansion des islamischen Kalifenreiches im christlichen Europa zur Sammelbezeichnung für die muslimischen Völker wurde, die ab ca. 700 n. Chr. in den Mittelmeerraum eingedrungen waren.) und den Christen, die ein sehr schlecht gelauntes Maultier nahmen, es mit Feuerwerkskörpern beluden, und es mitten in der Nacht zum Lager der Sarazenen schickten. Als das Maultier sein Ziel erreichte, entzündeten sich die Feuerwerkskörper. Der Lärm, die grellen Lichter und das "Untier" im Lager erschreckte die Soldaten so sehr, dass sie flohen.
Taxonomische Stellung
Im Jahr 1790 wurde die Guita in Berga erstmals als "tarasca" bezeichnet, inspiriert von den in Festzügen herumgetragenen Drachenfiguren, die nach dem französischen Drachen Tarasque benannt sind. Allerdings dürfte die Guita nur einen geringen Verwandtschaftsgrad mit diesen besitzen, da die Tarasque sich durch sechs Beine und einen Schildkrötenpanzer auszeichnet. Aufgrund der Pferdebeine und dem schuppigen Körper ohne Flügel mit Schanuzentragenden Echsenkopf, erinnert die Guita an das chinesischen Qilin. Eine Stellung zu den "Drachenpferden" ist damit denkbar.
Nachweise
- Gilmore, David D. Monsters: Evil Beings, Mythical Beasts, and All Manner of Imaginary Terrors Philadelphia, PA, USA: University of Pennsylvania Press 2011 S. 165 - 166 ISBN: 978-0812220889
- Harris, Max Aztecs, Moors, and Christians: Festivals of Reconquest in Mexico and Spain [Online] Austin, TX, USA:: University of Texas Press 2010, S. 195 ISBN: 978-0292779297
- Noyes, Dorothy Fire in the Placa: Catalan Festival Politics After Franco Philadelphia, PA, USA: University of Pennsylvania Press 2011, S.54 ISBN: 978-0812202991
- Rose, Carol M. (2001). Giants, Monsters, and Dragons: An Encyclopedia of Folklore, Legend, and Myth. New York: W.W. Norton & Company, S. 159. ISBN 0-393-32211-4.