Die Indonesische Nāga ist eine Art der Gattung Nāga. Sie vereint die Nāga-Darstellungen der javanischen, sundanesischen und balinesischen Kultur Indonesiens.
Merkmale
Die Indonesische Nāga erscheint meist in der Gestalt eines riesigen Schlangenwesens, welches sich durch ein gekröntes Haupt auszeichnet. Gelegentlich können sie auch geflügelt erscheinen. Die Indonesische Nāga besitzt Ansätze einer Kobrahaube und eine auffällige Beschuppung, wie sie bei den Lóng beobachtet werden kann.
Für gewöhnlich ziehen die Indonesische Nāga ihre Schlangengestalt der Menschengestalt vor, in Borobudur (auch Borobodur, der größten buddhistischen Tempelanlage der Welt) werden die Nāga auch in ihrer menschlichen Gestalt dargestellt.
Indonesische Nāga beeinflussen Regen und Fruchtbarkeit. Sie symbolisieren aber auch die Unterwelt und die Erde an sich.
Verbreitung
Die Indonesische Nāga besiedelt weite Teile des Indonesischen Archipels.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Darstellungen
Beispiele für Nāga-Skulpturen finden sich in mehreren javanischen Candis hinduistischer oder buddhistischer Tempel), darunter Prambanan, Sambisari, Ijo und Jawi.
In Ostjava enthält der Penataran-Tempelkomplex ein Candi-Nāga, einen ungewöhnlichen Nāga-Tempel mit hinduistisch-javanischen Karyatiden (eine Skulptur, die eine Frau darstellt und als Säule fungiert)., die korpulente Nāga hochhalten.
In der balinesischen Tradition werden Nāga oft im Kampf gegen Garudas dargestellt. Aufwendig geschnitzte Nāga findet man als Treppengeländer an Brücken oder Treppen, wie man sie in balinesischen Tempeln, im Affenwald von Ubud und im Taman Sari in Yogyakarta findet.
Mythologie
Die im Westen Sumatras liegende Insel Nias wird wie Bali nach indisch-mythologischem Vorbild von einer Nāga getragen.
Die balinesische Welt ruht auf einer Schildkröte (Bedawang) und den beiden Schlangenwesen Anantabhoga und Basuki.
Generell hat die Indonesische Nāga häufig die Stellung einer "Weltenschlange".
Trivia
- In den kosmogonischen Mythen Indonesiens sind die Symboltiere der Unterweltgottheiten meist weiblich und stehen in Gegensatz zu den oberweltlichen männlichen Symbolen wie dem Nashornvogel oder Hahn.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Die Indonesische Nāga stammt, wie die meisten südostasiatischen Nāga, aus der shiva-hinduistischen Tradition, welche mit javanischem Animismus verschmolzen ist. Die Nāga in Indonesien stammt hauptsächlich aus der indischen Tradition und ist von dieser beeinflusst, kombiniert mit der einheimischen animistischen Tradition heiliger Schlangen. Auf Sanskrit bedeutet der Begriff "Nāga" wörtlich Schlange, aber auf Java bezieht er sich normalerweise auf eine Schlangengottheit, die mit Wasser und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wird.
So ist es nicht verwunderlich, dass frühe Darstellungen Zentraljavas aus dem 9. Jahrhundert stark den indischen Nāga, welche auf Kobra-Abbildungen basierten, ähnelten.
Die späteren Darstellungen, seit dem 15. Jahrhundert, zeigten die Indonesische Nāga leicht von chinesischen Drachenbildern beeinflusst, obwohl die Indonesischen Nāga weiter keine Beine besitzen.
Taxonomische Stellung
Die Indonesische Nāga stellt Art der Gattung Nāga dar und ordnet sich deshalb den Nāgaschlangen zu, welche den Schlangendrachen angehören. Ihr nächsten Verwandten dürften die Malaiische Nāga und Phaya Nāga sein.
Nachweise
- Heinrich Zimmer: Indische Mythen und Symbole. Diederichs, Düsseldorf 1981, ISBN 3-424-00693-9
- Kinney, Ann R.; Klokke, Marijke J.; Kieven, Lydia (2003). Worshiping Siva and Buddha: The Temple Art of East Java. University of Hawaii Press. ISBN 978-0-8248-2779-3.
- Miksic, John (13 November 2012). Borobudur: Golden Tales of the Buddhas. Tuttle Publishing. ISBN 978-1-4629-0910-0.
- Rodemeier, Susanne (1993). Lego-lego-Platz und Naga-Darstellung . Jenseitige Kräfte im Zentrum einer Quellenstudie über die ostindonesische Insel Alor [Lego-lego Place and Naga-Image; Ideas of Supernatural Power as far as Known from Publications Concerning the Eastern Indonesia Island Alor] (Thesis) https://opus4.kobv.de/opus4-uni-passau/frontdoor/index/index/docId/72 Abgerufen am 23.01.2024