Pánlóng (chin. 蟠龍, vereinfacht 蟠龙, auch p'an-lung, jap. 蟠龍 oder 蟠竜 banryū) sind Wasserdrachen der Chinesischen Mythologie, deren Name übersetzt so viel wie Gewundener Drache bedeutet.
Etymologie
Das Pán aus Pánlóng leitet sich von chinesisch pán ab, was so viel wie knickt oder umkreist bedeutet. Im übertragenen Sinne kann auch von einem Knoten gesprochen werden. In Kombination mit dem chinesischen Wort für Drache, lóng, wird daraus ein "Gewundender Drache".
Merkmale
Der Pánlóng hat den Körper eines riesigen Karpfens, mit den Beinen eines Tigers, den Krallen eines Adlers. Andere Quellen beschreiben den Pánlóng, mit dem Kopf eines Kamels, Ohren einer Kuh, Bauch eines Frosches, Pfoten eines Tigers, lange Schnurrhaare einer Katze, Schuppen eines Karpfens, Augen eines Dämons, langer Hals einer Schlange und den Krallen eines Adlers. Damit gleicht der Pánlóng anatomisch dem Chilóng unterscheidet sich von diesem aber, durch seine blauen Schuppen, während der Chilóng in den Farben rot, weiß, schwarz und grün erscheint. Vom Chilóng unterscheidet sich der Pánlóng weiterhin, dass er die Gebete der Menschen nach Regen, einem Qui Lóng gleich, erhört.
Laut Nanyue zhi 南越志 "Ein Bericht über Süd-Yue" war ein Ortsverzeichnis und eine Geschichte über die Provinz Guangdong, geschrieben von Shen Huaiyuan 沈懷遠 der während der Liu-Song-Zeit 劉宋 (420-479) lebte. In den wenigen enthaltenen Fragmenten, des vermutlich großen und umfassenden Werks, wird der Pánlóng als etwa einen Meter lang, mit blauschwarzem Körper und roten, bandartigen Linien beschrieben. Am auffälligsten ist aber wohl der Vermerk, dass der Pánlóng hochgiftig sei und eine kleinste Verletzung durch diesen einen Menschen töten könnte. Ein Gift-Merkmal ist in der chinesischen Drachenmythologie eher unüblich.
Andere Unterschiede zwischen den beiden Larvenformen sind nicht bekannt.
Als Erkennungsmerkmal des Pánlóng gilt sein gewundener Körper, der in Darstellungen teilweise auch zu einer Kugel zusammengerollt dargestellt wird.
Die Bezeichnung Pán ("auf den Boden niederwerfen") wird nicht nur für den Pánlóng angewandt, sondern auch für Regenwürmer und bodenlebende bzw. unterirdisch lebende Insekten. Da diese Lebewesen unterirdisch leben und so sinngemäß vom Himmel noch einen Schritt weiter entfernt sind, gelten sie als nur gering entwickelt und eher schwach. Von dieser Annahme her leitet sich die Anname das der Pánlóng dem Jiāolóng unterlegen sei.
Vorkommen
Der Pánlóng besiedelt die Gewässer Chinas, da sie vorrangig in der Han-Dynastie beschrieben wurden, ist anzunehmen, dass der größte Bestand dieser Drachenentwicklung im östlichen China zu verorten ist. Durch das Nanyue zhi kann man davon ausgehen, dass die Verbreitung bis in das heutige Vietnam reichte, ggf. sogar noch weiter in den Süden.
Lebensweise
Über die Lebensweise der Pánlóng ist nicht viel bekannt.
Fortpflanzung und Metamorphose
Laut Yang Xiong, auch Yang Hsiung, (chinesisch 揚雄 / 扬雄, Pinyin Yáng Xióng, W.-G. Yang Hsiung, geboren 53 v. Chr.; gestorben 18 n. Chr.), einem chinesischen Philosophen und Dichter, der zu den bedeutendsten Dichtern der Han-Zeit zählte, ist der Pánlóng die Vorform des Tiānlóng, der es noch nicht möglich gewesen ist, in den Himmel aufzusteigen. Sobald diese Fähigkeit erlernt ist, verwandelt sich der Pánlóng zum Tiānlóng.
Kulturelle Bedeutung
Kunst
Pánlóng werden als Ornamente in der chinesischen Kunst seit der Han-Dynastie (von 206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) verwendet. Eine erste Erwähnung dieser Praktik findet sich im Huainanzi (chinesisch 淮南子 – "Meister von Huainan") ein unter der Leitung von Liu An (劉安; 180–122 v. Chr.), dem Prinzen von Huainan, geschriebenes Werk der chinesischen Philosophie aus dem 2. Jahrhundert v. Chr.
Generell werden Drachendarstellungen, welche sich um einen Balken winden oder zur Verzierung genutzt werden, häufig als Pánlóng bezeichnet, selbst wenn diese Darstellungen Hörner tragen.
Mythologie
In Pingdu, einer kreisfreien Stadt in der Provinz Shandong im Osten der Volksrepublik Chinas, gibt es ein dort beliebtes Sprichwort: "Südländer haben scharfe Augen und Nordländer haben seltsame Füße." Welches sich aus einer alten Legende der Region ableitet:
Vor vielen Jahren, als es eine schwere Dürre gab und die Sonne schien, verwandelten sich die grünen Felder in verdorrtes Grasland und die einst grünen Bäume waren nur noch kahle Äste. Die Erde verlor ihre Vitalität und überall hungerten die Menschen. Das einzige Wasser, was sie sahen, waren die Tränen, welche aus ihren Augen flossen.
Pánlóng, der fünfzehnte Sohn des Drachenkönigs des Ostchinesischen Meeres, schlich sich oft hinaus, um in der Welt zu spielen. Als der Drachenkönig dies herausfand, war er sehr wütend und übergab seinen Sohn Sanyuan Xianjun zur strengen Disziplinierung. Sanyuan Xianjun erkannte schnell, dass Pánlóng klug und lernbegierig war und bald war er ihm der liebste unter seinen Schülern. Durch diese Postion lehrte Sanyuan Xianjun dem jungen Pánlóng alle Fähigkeiten, damit auch die unberechenbaren Feen- und Zauberkünste.
Eines Tages rannte Pánlóng heimlich in die Welt, um wieder zu spielen. Doch er war überrascht von dem trostlosen Anblick, der sich ihm bot. Es war Saatzeit und niemand war auf dem Feld. Pánlóng erkannte, dass das Land seine Vitalität verloren hatte, und fühlte sich bei diesem Anblick wie mit einem Messer erstochen. Er erkannte, dass er handeln musste und die Zeit des Spielens ein Ende gefunden hatte. Pánlóng nutzte die magische Technik, die ihm der Unsterbliche Sanyuan beigebracht hatte, schwang seinen geschickten Schwanz und flog einen halben Bogen in die Luft. Im Nu war der Himmel mit dunklen Wolken bedeckt, und es begann zu regnen. Der Wunderregen lockte Männer, Frauen und Kinder auf die Straße und auf die Felder. Sie winkten den Wolken, tanzten vor Glück. Nach dem Regen von Pánlóng hat sich die Welt zu einem neuen Grün erholt. Die Menschen gratulieren einander und drückten Shén Lóng* ihre Dankbarkeit aus.
Pánlóng wollte angesichts dieser Situation nicht in den Drachenpalast zurückkehren, er patrouillierte den ganzen Tag über Tausende von Bergen und Gebirgskämmen und ließ den Menschen Regen zukommen, wenn sie ihn brauchten.
Als er bei seinen Reisen über das Land die Küsten erblickte, erspähte der Drache Holzboote, welche gegen die Felsen prallten und wie die Bootsleute von schlechtem Wasser verschlungen wurden. Um dieses Leid zu verhindern, lockte Pánlóng jeden Tag Wasservögel an, um die Boote zu leiten. Weiter vertrieb der Drache alle gefährlichen Tiere und schützte die Menschen vor Gefahr. Als Pánlóng sah, dass epidemische Krankheiten die Gesundheit der Menschen heimsuchten, pflanzte er große Flächen mit medizinischen Kräutern auf den Bergen. Auf diese Weise war er Tag und Nacht für die Menschen tätig, zum Wohle von Generationen.
Doch je besser das Leben der Menschen wurde, je mehr musste sich Pánlóng anstrengen. Sein Körper erschöpfte sich und so blieb sein langer Körper irgendwann auf dem fruchtbaren Land Pingdu liegen. Weil Pánlóng seinen Kopf auf das südliche Land bettete, als er sich zur letzten Ruhe hinlegte, übertrugen sich die Augenkräfte des Drachens auf die Augen der Menschen des Südens und machte ihre Augen schärfer. Während sich der geschickte Schwanz von Pánlóng bis zum Land im Norden erstreckte. Durch den würdevollen, geschickten Schwanz wurden die Füße der Nordländer
würdevoller, sodass sie eine erstaunliche Kraft beim Gehen haben.
*Es ist anzunehmen, dass Shén Lóng gedankt wurde, weil die Menschen den Regenbringer nicht sahen und somit von dem eher unsichtbaren Geisterdrachen Shén Lóng als Wunderbringer ausgingen.
Rituale
Im Biji manzhi (chin. 碧雞漫志) aus dem 12. Jahrhundert, wird erwähnt, dass Pánlóng angebetet werden, um Regenfälle zu bringen. Damit nehmen die Pánlóng dieselbe Rolle ein, wie die gehörnten Qui Lóng.
Sprichwörter
Die Bezeichnung lóngpán (chin. 龍蟠, Drachenwindung) als eine Metapher für eine Person, welche ein unerkanntes Talent besitzt, leitet sich von dem Pánlóng ab, der sein "Talent" das er ein Tiānlóng ist, noch offenbaren muss.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Der Pánlóng, insbesondere der giftige Pánlóng aus dem Nanyue zhi, könnte sich von der Blaue Bauchdrüsenotter (Calliophis bivirgata, Syn.: Maticora bivirgatus) abgeleitet haben. Diese giftige Schlangenart aus der Familie der Giftnattern (Elapidae) besiedelt Südostasien und erreicht eine Länge von etwa 1,8 Metern. Diese zeichnet sich u.a. durch eine grabende, bodenlebende Lebensweise aus.
Alternativ könnte sich der Pánlóng auch aus dem Rotkopfkrait (Bungarus flaviceps) abgeleitet haben. Eine giftige Schlangenart ebenfalls aus der Familie der Giftnattern, welcher aber noch etwas länger wird, als die Blaue Bauchdrüsenotter.
Taxonomische Stellung
Der Pánlóng ist die Vorstufe des Tiānlóng und damit eine Larvenform dieser Drachenspezies und stellt im taxonomischen Stammbaum der Drachen somit keine eigenständige Art dar.
Die Stellung der Pánlónglarve im Vergleich zu anderen Larvenformen ist allerdings strittig. So vergleicht das Werk Shangshu dazhuan (chin. 尚書大傳) aus dem zweiten Jahrhundert den Pánlóng mit dem Jiāolóng, da beide Wasserdrachen sind und stellt sie in gewisser Weise auf die gleiche Stufe. Der Jiāolóng entwickelt sich allerdings nach 1000 Jahren zu einem Chilóng, der sich in der Folge in eine oder gar zwei weitere Entwicklungsstufen begibt. Der Pánlóng hingegen entwickelt sich nur ein einziges Mal weiter. Damit nimmt er die Rolle eines Qui Lóngs ein, der sich in einen Ying Lóng entwickelt bzw. eines Chi Lóngs der sich in einen Qui Lóng entwickelt, welcher kein weiteres Entwicklungsstadium besitzt. Anatomisch ähnelt der Pánlóng einem Chi Lóng, da ihm ebenfalls Hörner fehlen, allerdings entwickelt er sich direkt in einen geflügelten Drachen weiter, was bei den Lóng, in Form einer larvalen Entwicklung, sonst nur über die Qui Lóng Zwischenstufe geschieht. Es ist daher anzunehmen, dass in der Entwicklung der Spezies Tiānlóng, die Pánlónglarve sowohl die Chi Lóng, als auch die Qui Lóngform repräsentiert. Möglicherweise kann die Pánlónglarve nicht nur einen Zusammenschluss der Chi Lóng, als auch die Qui Lónglarve darstellen, sondern auch einen Zusammenschluss von Jiāolóng, Chi Lóng und Qui Lóng.
Nachweise
- Fu Sheng (3. Jahrhundert v.Chr.), 尚書大傳 (Shangshu dazhuan)
- Oshea, Mark; Halliday, Tim; Metcalf, Jonathan (editor). 2002. Reptiles and Amphibians: Smithsonian Handbooks. London: DK (Dorling Kinderley). 256 pp. ISBN 978-0-7894-9393-4.
- Ulrich Manthey, Wolfgang Grossmann: Amphibien & Reptilien Südostasiens. Natur und Tier Verlag, 1997, ISBN 978-3931587123, Seite 418–420.
- Wang Zhuo (12. Jahrhundert), 碧雞漫志 (Biji manzhi)
- Yang Xiong (1. Jahrhundert vor oder nach Christus), 方言 (Fangyan)
- Yang Xiong (1. Jahrhundert vor oder nach Christus), 法言 (Fayan)
- 淮南子 (2. Jahrhundert v.Chr., Huainanzi)
- 蟠龍 https://www.jendow.com.tw/wiki/%E8%9F%A0%E9%BE%8D Abgerufen am 10.08.2023
- 商子莊. 蟠龍. 中國古典建築吉祥圖案識別圖鑒. 臺灣: 黃山國際出版社. 2017-01-10: 頁2. ISBN 9789863970354.
- 《四部叢刊初編》本《方言·卷十二》:「未陞天龍謂之蟠龍。」
- 《四部叢刊三編》本《太平御览卷第九百三十·鱗介部二·龍下》:「沈懷遠《南越志》曰:『蟠龍,身長四丈,青黑色,赤帶如錦文。常隨水而下入於海。有毒,傷人即死。』」