Tarōbō (jap. 太郎坊), ist ein Yōkai und Kami in der japanischen Shintō-Mythologie, sowie im japanischen Buddismus. Er wird auch als Atago Gongen (愛宕権現), Atago Daigongen (愛宕大権現), Shōgun Jizō (勝軍地蔵) bezeichnet. Er gilt als lokaler Avatar (Gongen) des buddhistischen Bodhisattvas Jizō und der Shinto-Göttin Izanami.
Merkmale
Tarōbō wird meist als mit den Gesichtszügen eines chinesischen Kriegers zu Pferd dargestellt. Das Pferd ist weiß und er trägt einen beringten Stab und ein Cintamani (ein legendärer Edelstein, dem die Macht zugesprochen wird, seinem Besitzer das zu geben, wonach er sich sehnt.). Gelegentlich wird Tarōbō auch nur als das Pferd selbst symbolisiert. Da Tengu in der Lage sind Gestaltwandel zu betreiben, ist es nicht abwegig, dass hier Gestaltwandel beobachtet wurde. Tarōbō scheint dem Hanatakatengu-Typus zu entsprechen. Es handelt sich um einen visierten Kämpfer (er ist Kami des Kampfes und Sieges) und ist in der Lage Brände zu vereiteln, da ihm aber auch ein historischer Brand nachgesagt wird, kann er auch Brände erzeugen. Tarōbō besitzt demnach große Feuerfähigkeiten.
Das Begleittier oder der Bote dieses Atago Gongen ist das wilde Wildschwein, das Symbol für Mut, Stärke und Durchhaltevermögen.
Vorkommen
Er soll auf dem Atagoyama in Kyoto residieren.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt. Da Tarōbō im Besitz eines Cintamani ist, ist anzunehmen, dass er sehr asketisch lebt.
Kulturelle Bedeutung
Historischer Kontext
Geschichte der Verehrung
Der Berg Atago gilt als einer der sieben "hohen Berge" des Shugendō-Glaubens und erlebte als asketisches Dojo eine Blütezeit, die so groß war, dass er angeblich denselben Wert wie den Mond haben sollte. Als der kombinierte Glaube an die Berge Atago und Shugendō in der Edo-Zeit immer populärer wurde, wurden in ganz Japan weitere Schreine errichtet, die diesem Glauben gewidmet waren und so zur Verbreitung des Glaubens an Tarōbō führte.
Aufgrund des Einflusses von Onmyodo (jap. 陰陽道; tradtionelle Kosmologie) und des Glaubens an die Kunado-no-Kami (lokale japanische Götter, die mit dem Schutz vor Naturkatastrophen und bösartigen Geistern in Verbindung gebracht werden) wurde der Berg Atago selbst in den nordwestlichen Regionen von Kyoto als Schutzgottheit angesehen. Der Berg Atago wurde als Gottheit des Schutzes vor Waldbränden und Diebstahl verehrt, aber dieser Glaube verschmolz später mit den Prinzipien des Shogun-Jizō-Glaubens, was zur Schaffung der Gottheit Atago Gongen führte. Da zu dieser Zeit auch Tengu-Mythen sehr beliebt waren, wurde Atago Gongen zum Tengu Tarōbō.
Der Glaube an Atago Gongen und damit Tarōbō begann zu schwinden, da buddhistische Glaubenssätze und Ideologien durch die Verordnung zur Trennung von Shintoismus und Buddhismus im Jahr 1868 überarbeitet und abgeschafft wurden. Die damit verbundene Haibutsu-Kishaku-Bewegung (jap. 廃仏毀釈, wörtlich: "Buddhismus abschaffen und Shākyamuni zerstören") betrachtete Atago Gongen als buddhistische Gottheit und war damit ersucht, diese, wie andere buddhistische Gottheiten aus Japan zu entfernen. In den 1870er Jahren wurden deswegen viele Tempel und Schreine, die Atago Gongen gewidmet waren, zwangsweise (und teilweise mit Gewalt) geschlossen oder aufgegeben. Heute sind in den Schreinen, die einst Atago Gongen gewidmet waren, Gottheiten des Shintoismus verehrt. Trotz dieser Verfolgung gibt es bis heute 900 Atago-Schreine Japan weit.
Großer Brand von Yasumoto
Am 28.4. 3. Jahr Angen-Ära, also am 27.05.1177 in Heian-kyō (ursprünglicher Name von Kyoto) zur Zeit des Ebers (gegen 22 Uhr), brach in der Nähe von Higuchi Tomikoji ein Feuer aus, das durch starke Winde aus Südosten angefacht wurde und sich in Richtung Nordwesten ausbreitete. Die Residenz Fujiwara Toshimori wurde durch den Brand zerstört und das Feuer reichte bis zum Daidairi-Palast im Norden. Als sich das Feuer dem Kan-in-Tempel (Nijo Minami, Nishinoto-in Nishi) näherte, welcher der Kaiserpalast ( Satodairi) war , wurden Kaiser Takakura und der Chugu, Taira Tokuko, in die Residenz Fujiwara Kunitsuna in Higashinoto-in, Ogimachi, evakuiert. Das Feuer brannte nach mehreren Quellen noch in gleicher Intensität zur Zeit des Drachens (ca. 8 Uhr morgens) am nächsten Tag.
Das verbrannte Gebiet umfasste Tominokoji im Osten, Rokujo im Süden, Suzaku im Westen und Daidairi im Norden. Ein Drittel von Kyoto wurde bei dem Brand in Schutt und Asche gelegt. Dies war nach dem 18. Jahr von Jogan (876) und dem 6. Jahr von Tenki (1058) das dritte Mal, dass Daigokuden (der kaiserliche Hauptsaal) im Daidairi niedergebrannt war. Er wurde danach nie wieder aufgebaut.
Dieses Feuer wird auch "Brennen und Tod des Taro" genannt, da Daitengu häufiger für Katastrophen dieser Art verantwortlich gemacht werden. Ob Tarōbō wirklich für diesen Brand verantwortlich war, ist nicht überliefert.
Kami
Tarōbō schütz vor Feuer und ist Kami des Kampfes und Sieges, weshalb er besonders von Samurai verehrt wurde.
Mythologie
8 Tengu
Im Text Gempei Seisuiki (jap. 源平盛衰記) wird Tarōbō als der erste der großen Tengu beschrieben. Er ist Teil der 8 Tengu, der mächtigesten und einflussreichsten Tengu(völker).
Wie Tarōbō Beschützer des Berges Atago wurde
Der Berg Atago soll während der Herrschaft von Kaiser Monmu (683 bis 707) von Tengu befallen gewesen sein. Einer der Tengu war ein besonders mächtiger namens Tarōbō. Die Weisen En no Gyōja und Taichō wurden damit beauftragt, den Berg von der Tenguplage zu säubern. Als Tarōbō sich ihnen ergab, wurde er zum Beschützer des Berges.
Wildschwein in der Not
Viele Legenden berichten, dass Krieger in Not von wilden Ebern oder Atago Jizō (jap.愛宕地蔵) gerettet wurden, die ihre Feinde angriffen und in die Flucht schlugen.
Wundersamer Tengu
Es heißt, dass während der Taiho-Ära (von Mai 701 bis Juni 704 ) die Shugendo-Mönche Ozumi und Yasumi, welche den Berg Atago in der Provinz Yamashiro bestiegen, ein göttliches Wunder von einem Tengu (Tarōbō von Atagoyama) erlebten und auf dem Berg Asahi einen Schrein
für diesen Tengu errichteten.
Taxonomische Stellung
Tarōbō ist als transzendenter Atago Gongen nur schwer zu fassen, was ggf. aber auch daran liegen kann, dass beim großen Brand von Yasumoto viele Schriften ebenfalls verbrannten und deshalb die Datengrundlage zu diesem Tengu sehr mager ausfällt.
Tarōbo stellt keine eigene Art dar, sondern ein (oder mehrere) Individuen vom Berg Atago in Kyoto. Er zählt wahrscheinlich zu den Hanatakatengu.
Nachweise
- Ashkenazi, Michael (2008). Handbook of Japanese mythology. Handbooks of world mythology. Oxford: Oxford University Press. pp. 122–123. ISBN 978-0-19-533262-9.
- "Encyclopedia of Shinto - Atago Shinkō". Kokugakuin. Archived from the original on 19 May 2011. https://www2.kokugakuin.ac.jp/e-shinto/?entryID=777 Abgerufen am 30.07.2024
- "Atago Jinja - about". Atago Jinja. Archived from the original on 17 May 2011. https://web.archive.org/web/20110517220742/http://kyoto-atago.jp/images/yuishogaki2.htm Abgerufen am 30.07.2024
- 白雲寺縁起
- 扶桑京華志
- 本山修験宗総本山 聖護院門跡 - いつ出来たの? https://www.shogoin.or.jp/ Abgerufen am 30.07.2024
- 源氏物語
- 宇治拾遺物語
- 勝軍地蔵は蓮華三昧経に由来する。
- 日本三代実録
- 高野山真言宗 愛宕山上福院龍泉寺|ホトカミ https://hotokami.jp/area/mie/Hmytk/Hmytktm/Dgmpm/77034/ Abgerufen am 30.07.2024
- 九州八十八ヶ所霊場第85番札所|真言宗大覚寺派 愛宕山観音寺 https://web.archive.org/web/20160304183334/http://www.kyushyu88.com/temple/85/85.htm Abgerufen am 30.07.2024
- 天台宗 愛宕山龍現寺|愛宕山大権現勝軍地蔵尊
- 治承の大火は次郎焼亡とも呼ばれたが「次郎」は比良山次郎坊天狗に由来する。
- 片平博文「12〜13世紀における京都の大火災」『歴史都市防災論文集』1、2007年。