Sutoku Tennō (jap. 崇徳天皇 (Kanji) すとくてんのう (Hiragana)), ist ein Yōkai und Kami in der japanischen Shintō-Mythologie. Sutoku Tennō bedeutet so viel wie "Kaiser Sutoku". Sutoku Tennō ist einer der drei berühmtesten Yōkai, die Japan jemals heimgesucht haben.
Merkmale
Noch zu Lebzeiten soll Sutoku Tennō in der Gestalt einem Yasha (jap. Form von Yaksha (einer weitläufigen Klasse von Naturgeistern oder Göttern niederen Ranges im Hinduismus und Budismus)) angenommen haben. Damit besaß er in dieser Phase seines Lebens einen humanoiden Körper und vermutlich einen leuchtenden Farbton als Hautfarbe (da er auch in einigen Überlieferungen als Tengu bezeichnet wird, ist naheliegend, dass er bereits hier schon eine rote Haut besessen hat, die mit Tengu assoziiert wird). Dazu besaß er spitze Haare, scharfe Zähne und furchteinflößende Augen. Nach seinem Tod verwandelte er sich je nach Überlieferung in einen
Onryō (einen formlosen, äußerst brutalen, japanischen Rachegeist) oder in einen Daitengu.
Beide Bezeichnungen können in der japanischen Mythologie als kategorisierendes Konzept aufgefasst werden, weshalb anzunehmen ist, dass beide Merkmale zutreffend sind. Somit wäre Sutoku Tennō ein humanoider Tengu ohne lange Phallusnase mit sehr kurzen Flügelansätzen.
Die Nägel an den Händen sind spitz und stark verlängert, die Augen die eines Drachen.
Der Körper ist geisterartig und weniger gestaltannehmend als bei anderen Tengu. Trotz der geringen physischen Form ist die spirituelle und magische Kraft in diesem Onryō-Tengu-Konzept ungemein mächtig und kann selbst mehrere hundert Jahre nachdem Versterben in Erscheinung treten. Der giftige Atem dieses Wesens kann Pandemien auslösen.
Vorkommen
Sutoku Tennō suchte Shikoku und Kyōto heim. Es ist nicht sicher, ob er heute noch existiert.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Prinz Akihito wurde 1119 n. Chr. als erster Sohn von Kaiser Toba (jap. 鳥羽天皇, Toba-tennō; * 24. Februar 1103; † 20. Juli 1156) war der 74. Tennō von Japan (1107–1123) geboren. Zumindest stand das im offiziellen Register. Es war ein offenes Geheimnis, das jeder am Hof kannte, dass Akihitos Vater der ehemalige Kaiser Shirakawa (jap. 白河天皇, Shirakawa-tennō; * 7. Juli 1053 in Kyōto; † 24. Juli 1129 ebenda) war, der 72. Tennō von Japan (18. Januar 1073–5. Januar 1087) war. Akihito war bei seinem "Vater" nicht sehr beliebt, der ihn ständig als Bastard bezeichnete. Sein richtiger Vater Shirakawa war zwar der ehemalige Kaiser, aber auch im Ruhestand übte er beträchtliche Macht aus. Als Prinz Akihito 5 und Kaiser Toba 21 Jahre alt war, zwang Shirakawa Toba in den Ruhestand. Akihito wurde Kaiser Sutoku.
Nach Shirakawas Tod im Jahr 1129 begann der pensionierte Kaiser Toba, eine Falle gegen Kaiser Sutoku zu schmieden. Er überzeugte ihn, dass das Leben als pensionierter Kaiser viel besser sei als das des tatsächlichen Kaisers. Er schlug Sutoku vor, Tobas Sohn, Prinz Narihito, zu adoptieren und in den Ruhestand zu gehen. Im Jahr 1142 tat Sutoku dies schließlich. Toba überwachte den Prozess und sorgte dafür, dass der Kaiser in den Ruhestand ging und den Thron an Narihito und nicht an seine eigenen Nachkommen weitergab. Dieses Vorgehen stellte sicher, dass Sutoku keine Macht über den jungen Kaiser ausüben konnte und auch keiner seiner zukünftigen Söhne jemals Kaiser werden würde. Der dreijährige Narihito wurde Kaiser Konoe und der pensionierte Kaiser Toba übte die gesamte Macht hinter dem Thron aus. Toba schickte Sutokus Verbündete in entfernte Provinzen und füllte die Hauptstadt mit seinen eigenen Verbündeten. Sutoku konnte nichts dagegen tun.
Kaiser Konoe blieb sein ganzes Leben lang kränklich und kinderlos. Er starb 1155 im Alter von 17 Jahren ohne Erben. Zu dieser Zeit hatte Sutoku bereits einen eigenen Sohn. Er sah eine Chance, seinen Status wiederherzustellen. Sutoku und seine Verbündeten forderten, dass der Thron an Sutokus Sohn übergehen sollte. Stattdessen erklärte das kaiserliche Gericht, dass Tobas vierter Sohn Kaiser Go-Shirakawa werden sollte. Als Toba im folgenden Jahr starb, eskalierte dieser Streit zu einem kleinen Bürgerkrieg, der als Hōgen-Aufstand bekannt wurde. Der Krieg wurde in einer einzigen Schlacht entschieden. Die Streitkräfte von Go-Shirakawa waren siegreich.
Nach dem Hōgen-Aufstand waren Go-Shirakawas Streitkräfte gnadenlos. Diejenigen, die gegen den Kaiser kämpften, wurden zusammen mit ihren gesamten Familien hingerichtet. Der ehemalige Kaiser Sutoku wurde aus Kyōto verbannt und musste den Rest seines Lebens in der Provinz Sanuki (historischen Provinzen Japans auf der Insel Shikoku) fristen. Sutoku rasierte sich den Kopf und wurde Mönch, der sich dem Kopieren heiliger Manuskripte widmete, um sie nach Kyōto zu schicken. Der Hof in Kyōto fürchtete, dass der abgesetzte Sutoku versuchen würde, sie so zu verfluchen. Es wurde gemunkelt, dass er sich die Zunge abgebissen und die Manuskripte mit seinem eigenen Blut geschrieben hatte, um sie mit seinem Hass auf den gnadenlosen kaiserlichen Hof zu erfüllen. Eines dieser verfluchten Manuskripte soll er im Meer versenkt haben, in dem er schwor, als finster Dämon wiederzukehren.
Der kaiserliche Hof fügte dem Ganzen noch die Beleidigung hinzu, indem er sich weigerte, eines seiner Manuskripte anzunehmen.
Im Jahr 1164 starb Sutoku besiegt, abgesetzt und gedemütigt – und vor allem voller Wut auf den kaiserlichen Hof. Als Kaiser Go-Shirakawa die Nachricht von seinem Tod erreichte, ignorierte der Kaiser sie. Er ordnete an, dass niemand Trauer tragen sollte und dass für einen solchen Verbrecher kein Staatsbegräbnis abgehalten werden sollte.
Nach Sutokus Tod begannen seltsame Dinge zu geschehen. Die Pfleger Sutokus warteten auf Anweisung des Kaisers zu Beerdigung. Nach 20 Tagen war der Körper des Leichnams noch immer so frisch, wie am Tag des Todes. Als endlich eine Beerdigung mit Einäscherung genehmigt wurde, und man den Sarg zu eben dieser bringen wollte, zog ein schrecklicher Sturm auf. Die Pfleger stellten den Sarg auf den Boden, um Schutz zu suchen. Nachdem der Sturm vorüber war, waren die Steine um den Sarg mit frischem Blut getränkt. Als der Körper schließlich eingeäschert wurde, flog die Aschewolke nach Kyōto und regnete dort als Ascheregen herab.
Nach diesem Ereignis wurde Kyōto viele Jahre hinweg von einer Katastrophe nach der nächsten heimgesucht. Darunter Stürme, Seuchen, Feuer, Dürren, Erdbeben und der frühe und plötzliche Tod des Go-Shirakawas Nachfolger, Kaiser Nijo im Alter von 23 Jahren. Die kaiserliche Macht in Kyōto schwand zusehends, und die durch den Hōgen-Aufstand ausgelösten Clanrivalitäten eskalierten. Viele von Go-Shirakawas Verbündeten wurden in Schlachten getötet und das Land kam einem offenen Bürgerkrieg immer näher. 1180 brach der Genpei-Krieg aus. Nach fünf blutigen Kriegsjahren war die Macht des kaiserlichen Hofes verschwunden und das Kamakura-Shogunat übernahm Japan.
Für all diese Katastrophen und Umbrüche soll Sutoku Tennō verantwortlich sein.
Während der Meiji-Ära (25. Januar 1868 bis 30. Juli 1912) kehrte Sutoku schließlich in die Hauptstadt zurück. 1868 wurde er im Shiramine-Schrein in Kyōto als Kami verehrt. Im Takaya-Schrein in Kagawa ist auch einer der Steine aufbewahrt, auf die während des Regens vor seiner Einäscherung Sutokus Blut floss.
Bis heute halten sich Gerüchte, dass sein Fluch noch nicht geendet hat.
Trivia
- Als NHK 2012 das Drama Taira no Kiyomori ausstrahlte, erschütterte ein Erdbeben die Region Kantō genau in dem Moment, als sich Kaiser Sutoku in einen Onryō verwandelte.
Taxonomische Stellung
Sutoku Tennō ist den Tengu zuzuzählen, damit ist er den Drachen angehörig. Innerhalb der Drachen nimmt er eine isolierte Stellung ein und dürfte das einzige Exemplar der Onryō-Tengu darstellen, welche in dieser Taxonomie als eigenständige, wenn auch vermutlich verschollene Art, betrachtet werden.
Manche Quellen stellen Tarōbō und Sutoku Tennō gleich, da beide verheerende Auswirkungen auf die Menschenwelt bedeuteten. Es ist demnach auch möglich, dass es sich bei Sutoku Tennō nicht um eine eigene Art handelt.
Aufgrund dieser Grundlage wird Sutoku Tennō der Untergattung der Hachi-Tengu (8 Tengu) zugezählt, aber dennoch als eigene Art betrachtet.
Nachweise
- S. Noma (Hrsg.): Sutoku, Emperor. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-931098-X.
- Yokai.com "Sutoku Tennō" https://yokai.com/sutokutennou/ Abgerufen am 3.09.2024
- 山田雄司 『崇徳院怨霊の研究』思文閣出版、2001年。
- 『山家集』岩波文庫
- 『日本古典集成 山家集』新潮社
- 元木泰雄『保元・平治の乱を読み直す』〈NHKブックス〉2004年。