Hong oder Jiang (chinesisch: 虹; Pinyin: hóng bzw. jiàng, wörtlich übersetzt: "Regenbogen") ist ein zweiköpfiger Drache aus der chinesischen Mythologie.
Etymologie
Im Chinesischen gibt es drei Wörter für den Regenbogen:
- Regulärer Regenbogen: hong 虹
- literarischer Regenbogen: didong 蝃蝀
- Sekundärer Regenbogen: ni 蜺
Von diesen ist hong 虹 am ältesten und wurde in früheren Zeiten nicht nur für den Regenbogen, sondern auch für das gleichzusetzende Fabelwesen genutzt. Inzwischen wird "hong" auch für eine Sternenkonstellationen und weitere Begriffe verwendet, was die Vieldeutigkeit dieses Begriffes weiterwachsen ließ.
Merkmale
Der Hong ist ein zweiköpfiger Drache, der bogenförmig am Himmel erscheint. Der Drache ist regenbogenfarben und besitzt zwei sehr große Mäuler, die jeweils am Ende des Körpers liegen. Alternativ sind es keine Drachenköpfe, sondern Schlangenköpfe mit weit aufgerissenen Mäulern. Während die meisten Regenbogenmythologien dem Regenbogen etwas Gutes abgewinnen können, ist der Hong als schlechtes Omen angesehen. Grund dafür ist, dass der Hong die Fähigkeit besitzt, Regen zu beenden und somit dem Regen, für den die Bauer gebetet und geopfert haben, ein jähes Ende zu bereiten.
Vorkommen
Der Hong bewohnt den chinesischen Luftraum.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist so gut wie nichts bekannt, die Drachen werden nur für kurze Zeit nach einem Regenfall bzw. an dessen Ende beobachtet.
Kulturelle Bedeutung
Der Hong wurde als das Gegenstück zum, vor dem Regen erscheinenden, Lóng angesehen, da der Lóng ein hohes Ansehen besaß, war der Hong sehr unbeliebt.
Taxonomische Stellung
Der Hong weist als zweiköpfiger Drache klare Anzeichen eines reptiloden Mischwesens auf (auch für die alternative Darstellung als zweiköpfiges Schlangenwesen ist der Hong ein reptiloides Mischwesen). Innerhalb der Drachen steht der Hong in naher Verwandtschaft zu den Lóngdrachen (Lóng, Ryu, Rong etc) und ist dort der nächste Verwandte zur Gattung Lóng.
Alternativ könnte der Hong zur Gruppe der Regenbogenschlangen gehören, zu denen farbenfrohe Schlangenwesen entlang des Tropengürtels gehören, welche mit Regen und Wasserkreisläufen an sich in Verbindung gebracht werden.
Weiter besitzt der Hong körperliche Ähnlichkeiten mit der Amphisbaena und könnte mit ihr ebenfalls eine nähere Verwandtschaft besitzen. Dies scheint aber eher unwahrscheinlich.
Nachweise
- Carr, Michael (1990). "Chinese Dragon Names" (PDF). Linguistics of the Tibeto-Burman Area. 13 (2): 87–189 http://sealang.net/sala/archives/pdf4/carr1990chinese.pdf Abgerufen am 25.10.2023
- Eberhard, Wolfram (1968). The Local Cultures of South and East China. E. J. Brill.
- The Songs of the South: An Anthology of Ancient Chinese Poems by Qu Yuan and Other Poets. Translated by Hawkes, David. Penguin. 2011 [1985]. ISBN 9780140443752.
- Hopkins, Lionel Charles (1931). "Where the Rainbow Ends". Journal of the Royal Asiatic Society. 1931: 603–12. https://www.cambridge.org/core/journals/journal-of-the-royal-asiatic-society/article/abs/where-the-rainbow-ends-an-introduction-to-the-dragon-terrestrial-and-the-dragon-celestial/4FA426448244406A57AF84470198D086 Abgerufen am 25.10.2023
- The Li Ki (Book of Rites). Vol. 2 vols. Translated by Legge, James. Oxford University Press. 1885.
- The Book of Songs. Translated by Waley, Arthur. Grove. 1960 [1937].