Der Karura (jap.迦楼羅 (Kanji) かるら (Hiragana)), ist ein Kami in der japanischen Shintō- und Budismus-Mythologie. Die Wesen werden auch als Konjichō (Golden geflügelter Vogel) bezeichnet und stellen eine Ableitung von der Hindu-Gottheit Garuda dar.
Etymologie
Die Karura stammen von der Hindu-Gottheit Garuda, einem riesigen Adler, der als Reittier von Vishnu diente, ab. Garuda wurde in die buddhistische Folklore aufgenommen, wo er zu einer Rasse mächtiger adlerähnlicher Devas (indisch "Götter") wurde. Sie wurden später zusammen mit dem Buddhismus nach China und schließlich nach Japan gebracht.
Karura stellt dabei die japanische Aussprache von Garuda dar.
Merkmale
Karura haben eine menschliche Statur, ihre Köpfe sind die von Adlern und sie tragen Flügel auf dem Rücken. Ihre Haut ist rötlich und wird an Stellen, an denen sie Feder tragend sind, von roten und goldenen Federn bedeckt. Karura sind von riesigem Körperwuchs. Ihre gigantische Flügelspannweite beträgt 330 Yojanas und sie können mit einem einzigen Sprung 3.360.000 Li weit springen. Die Länge einer Yojana und eines Li variiert stark von Land zu Land und von Ära zu Ära, eine Yojana kann zwischen 1,6 Kilometer und über 13 Kilometer lang sein und ein Li kann zwischen 400 Meter und 3,9 Kilometer messen. Damit kann die Flügelspannweite zwischen 528 Kilometer bis 4290 Kilometer betragen und die Sprungkraft zwischen 1.344.000 Kilometer 13.104.000 Kilometern reichen. Was bedeutet, dass ihre Flügel zwangsläufig außerhalb der Erdatmosphäre liegen und sie im Extremfall mit einem Sprung fast 327 Mal um den Äquator der Erde springen könnten. Was sie unter den Drachen zu den größten Vertretern und den Vertretern, die am besten springen können, macht - wenn auch kein mythologisches Wesen so unfassbar weit und schnell springen kann wie der Affenkönig Sun Wukong.
Es existieren Darstellungen ohne Flügel, diese Karura tragen aber dann immer Rüstungen, sodass anzunehmen ist, dass die Flügel unter der Rüstung liegen. Die Rüstung der Karura ist im Stil der Tang-Chinesen gehalten, was bedeutet, dass sie u.a. aus einem Kettenhemd besteht und Pfeile, sowie Speere kaum bis keine Wirkung zeigen.
Der Anblick der Karua gilt als furchterregend.
Karura können aus ihren Schnäbeln Feuer speien. Das Schlagen ihrer Flügel klingt wie Donner und erzeugt so starke Windböen, dass sie Seen austrocknen, Häuser einreißen und ganze Städte in Dunkelheit hüllen können. Sie werden als Halbgötter betrachtet, dementsprechend sind ihre Kräfte ungemein mächtig.
Karura spielen auch Instrumente, hier im Besonderen Hichiriki (jap. 篳篥; ein japanisches Blasinstrument mit doppeltem Rohrblatt, das vor allem für die elegante höfische Gagaku-Musik eingesetzt wird) und Flöten.
Vorkommen
Karura bewohnen Tendō, das Reich des Himmels. Dort sind sie endemisch auf dem Berg Shumisan (jap. 須弥山), welcher auch bekannt als Berg Meru ist, einem heiligen Berg mit fünf Gipfeln. Dieser Weltenberg liegt im Zentrum des Universums. Aufgrund seiner Größe, wäre dieser Berg als eigener Planet zu betrachten, welcher einen Erdumfang von 252.000 Yojana besitzt, was das 81,9-fache des Erdumfangs wäre. Dort leben sie in Bäumen und in Städten, sofern diese von Königen regiert werden.
Lebensweise
Ernährung
Karura ernähren sich von Drachen und Schlangenwesen. Wie die meisten Schlangen/Drachenfresser mit hinduistischem Ursprung haben sie sich dabei auf die Nāga (Schlangenwesen/Schlangengottheiten mit indischem Ursprung) spezialisiert. Sie sind außerdem in der Lage, Sünden zu verschlingen, um diese zu zerstören.
Kulturelle Bedeutung
Anbetung
Karura werden in einigen Zweigen des esoterischen Buddhismus verehrt. Überwiegend betrachtet man sie als Wächter, welche die Macht haben giftige Schlangen und Drachen zu vertreiben und Artfakte und Zauber dieser Kreaturen zu zerstören.
Weiter schützen sie vor Gift und Krankheiten. Sie sind sogar hilfreich gegen übermäßige Regenfälle und Taifuns.
Bildende Kunst
Die Karura-Maske (Garuda-Maske) ist eine der Standardmasken, die von Darstellern der alten japanischen höfischen Tanzkunst des Gigaku (jap. 伎楽) getragen wurden.
Mythologie
Karura sind Teil der Hachi Bushū (die acht Legionen). Dies sind die acht "Klassen" übernatürlicher Wesen, welche von Buddha zum Buddhismus bekehrt wurden.
Diese acht Rassen sind (japanischer Name vor den Klammern, indisches Äquivalent in Klammern):
- Ryū (Nāga)
- Yasha (Yaksa)
- Kendatsuba (Gandharva)
- Ashura (Asura)
- Karura (Garuda)
- Kinnara
- Magoraka (Mahoraga)
Mit Ausnahme der Ashura, welche, in Ashuradō (dem dritthöchsten Daseinszustand) leben, stammen alle Hachi Bushū von Tendō.
Trivia
- Die Pokémon Magby, Magmar und Magbrant basieren lose auf den Karura.
- Die Karura gelten auch als Prototyp der Tengu- und Karasutengu-Darstellungen.
- In der Animeserie Blue Exorcist ist Karura ein mächtiger Feuerdämon, der im Dienste der Myōō Dharani zu sehen ist.
- Die Flammen hinter Acala (im jap. 不動明王, Fudō Myōō genannt) sollen Flammen sein, die von Karura ausgehen, oder die Erscheinung von Karura selbst, und werden "Karuraen" genannt.
Taxonomische Stellung
Traditionell werden Karura nicht als Drachen angesehen, da sie aber als Mischwesen aus Vogel und Mensch, die Charakteristika eines reptiloiden Mischwesens erfüllen, sind sie zu den Drachen zu zählen. Innerhalb der Drachen sollten die Karura eine enge Verwandtschaft mit den Tengu besitzen.
Nachweise
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