Der Gewöhnliche Kappa (jap. 河童 (Kanji) かっぱ (Hiragana)) ist ein Yōkai und Kami. Er wird auch Kawatarō (川太郎, dt. "Großer Junge vom Fluss") und Kawako genannt. Sein Name bedeutet so viel wie "Flusskind". Da der Name dieses Drachens gleichzeitig auch der Name einer Gattung ist, wird, um Verwirrungen zu vermeiden, die Art innerhalb der Taxonomie als "Gewöhnlicher Kappa" bezeichnet.
Merkmale
Der Gewöhnliche Kappa ist ein Reptilien-Humanoide. Er hat im Allgemeinen die Größe und Form eines menschlichen Kindes, ist aber trotz seiner geringen Statur körperlich stärker als ein erwachsener Mann. Die elastische und wasserdichte Haut des Gewöhnlichen Kappas ist schuppig und reicht von einem tiefen, erdigen Grün über leuchtende Rottöne bis hin zu Blau. Es soll dem Gewöhnlichen Kappa auch möglich sein, seine Haut abzunehmen, möglicherweise ist hiermit Häutungsverhalten beim Gewöhnlichen Kappa beobachtet worden. Allgemein riecht der Gewöhnliche Kappa stark nach Fisch. Die Hände zeigen keine Daumen und Hände, wie auch Füße, sind mit Schwimmhäuten ausgestattet. Im Gesicht befindet sich ein Schildkrötenschnabel und der Torso befindet sich ebenfalls in einem Schildkrötenpanzer. Die Unterarme sind mit diesem Panzer verwachsen. Zieht man an einem der Arme, wird dieser verlängert und der andere Arm verkürzt sich. Das Abdomen trägt drei After, was es dem Gewöhnlichen Kappa erlaubt, dreimal so viel Gas auszustoßen wie ein Mensch. Möglicherweise kann der Kappa so seine Schwimmgeschwindigkeit für einen kurzen Moment enorm beschleunigen.
Typisch für alle Kappa und damit auch dem Gewöhnlichen Kappa ist das Vorhandensein der sog. Sara, der schalenartige Vertiefung auf dem Schädel und Quelle ihrer Kraft. Damit die Sara dem Kappa übernatürliche Kräfte verleiht, muss sie permanent feucht gehalten werden und mit Wasser gefüllt sein. Ein Austrocknen kann zum Kraftverlust oder Bewegungsverlust führen, in Extremfällen stirbt der Kappa.
Gewöhnliche Kappas sind sehr intelligente Kreaturen und fähig, die menschliche Sprache zu sprechen. Sie verfügen über umfassende Kenntnisse in der Medizin, insbesondere in der Heilsalbenherstellung, und der Kunst des Knochensetzens.
Kappa sind stolz und stur, aber auch äußerst ehrenhaft; Sie brechen niemals ein Versprechen. Zum Spaß lieben sie es, Unheil zu stiften, Kampfsportarten wie Sumo-Ringen auszuüben und Geschicklichkeitsspiele wie Shogi zu spielen.
Vorkommen
Der Gewöhnliche Kappa hat die weiteste Verbreitung in Japan und kommt in fast allen Regionen vor. Dort lebt er aquatisch in Flüssen, Seen, Teichen, Wasserstraßen, Zisternen und Brunnen. Bevorzugt werden stehende und stille Gewässer. Der Ursprung der Art bzw. das Hauptvorkommen dürfte aber in der Kantō-Region liegen.
Lebensweise
Ernährung
Der Gewöhnliche Kappa ist ein Allesfresser bevorzugt aber Gurken und menschliche Eingeweide.
Sozialverhalten
Während jüngere Kappas häufig in Familiengruppen anzutreffen sind, leben erwachsene Kappas als Einzelgänger. Allerdings ist es für Kappa üblich, sich mit anderen Yōkai und manchmal sogar mit Menschen anzufreunden.
Kulturelle Bedeutung
Interaktion mit Menschen
Der Gewöhnliche Kappa hat eine Abscheu gegenüber Rindern und Pferden und attackiert diese Tiere häufiger grundlos. Er ist von Natur aus eher verschmitzt, pupst lautstark in der Öffentlichkeit oder schaut Frauen unter den Kimono. Gelegentlich wird dieser Unfug aber auch gewalttätig, so entführen Kappas Menschen oder Frauen im Besonderen werden zum Geschlechtsakt gezwungen. Aufgrund seiner Stärke und Gewandtheit kann der Gewöhnliche Kappa auch eine tödliche Gefahr für den Menschen sein.
Die bevorzugte Angriffsmethode eines Kappa besteht darin, seine Opfer zu ertränken oder sie unter Wasser zu Tode zu beißen. Sollte ein Opfer es ans Ufer schaffen, wird der Kappa es meist noch weiter verfolgen und aufgrund seiner Kräfte sollte man versuchen ihn eher zu überlisten (zum Sumokampf herausfordern und sich bei der rituellen Verbeugung besonders tief und lange verbeugen, um die Sara auszutrocknen).
Kappa verschlingen teilweise auch Menschen bei lebendigem Leib. Normalerweise greifen sie zum hinteren Ende, um an das Shirikodama zu gelangen, einen mythischen Fleischball, der sich direkt im Anus befindet und ihnen den Weg zur Leber versperrt.
Sobald sie besiegt sind, müssen die Kappas ihrem Sieger für den Rest ihres Lebens Treue und Freundschaft schwören. Gleiches gilt für den Fall, wenn man die Sara eines Kappas wieder mit Wasser auffüllt.
Mythologie
Ein freundlicher Kappa soll den Menschen einst die Charaktereigenschaften Stolz und Sturheit, sowie die Ehre beigebracht haben.
Verehrung
Kappa werden im Shintoismus als eine Art Wassergott verehrt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass gläubige Menschen an Flussufern Gurkenopfer darbringen. Im Gegenzug sollen die Kappa Menschen helfen, indem sie Felder bewässern, sich mit einsamen Kindern anfreunden oder sich bei Sport und Spielen mit Erwachsenen messen.
Taxonomische Stellung
Der Gewöhnliche Kappa zeigt Charakteristika von Schildkröten (Reptilien) und einen Hominoiden Körperbau (Säugetier) und stellt somit ein reptiloides Mischwesen dar. Ist also als Drache zu bezeichnen, innerhalb der Drachen ist er in der Gruppe der Schildkrötendrachen, genauer den Schildkrötenkappa zuzuordnen. Innerhalb dieser stehen sie in der Gattung der Eigentlichen Kappa.
Nachweise
- Michael Dylan Foster: Pandemonium and Parade: Japanese Monsters and the Culture of Yokai. University of California Press, Berkeley 2009, ISBN 978-0-520-25362-9 (englisch).
- S. Noma (Hrsg.): kappa. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 745.
- Yokai.com "Kappa" https://yokai.com/kappa/ Abgerufen am 18.04.2024